Neue Bilder aus der Tigerstreifen-Region
von Stefan Deiters astronews.com
25. Februar 2010
Während des letzten Vorüberflugs der Saturnsonde Cassini am
Eismond Enceladus gelangen eindrucksvolle Bilder von der eigentümlichen
Tigerstreifen-Region des Saturntrabanten. Auf jetzt veröffentlichten Aufnahmen
sind zahlreiche neue jetähnliche Fontänen zu sehen. Von einem der Frakturen in
der Südpolarregion konnte man eine detaillierte Temperaturkarte erstellen.
Für dieses Bild der Region Baghdad Sulcus in
der Tigerstreifen-Region von Enceladus wurden
Wärmedaten mit einer detaillierten Aufnahme im
optischen Bereich kombiniert.
Bild: NASA / JPL / GSFC / SWRI / SSI
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"Enceladus versetzt uns noch immer in Erstaunen", meint Bob Pappalardo,
Cassini-Projektwissenschaftler am Jet Propulsion Laboratory der
NASA. "Mit jedem Vorüberflug von Cassini lernen wir mehr über die
außergewöhnlichen Aktivitäten auf diesem Saturnmond und beginnen zu verstehen,
was auf ihm abläuft." Cassini hatte am 21. November 2009 einen letzten Blick im
sichtbaren Bereich des Lichtes auf die Südpolarregion des Mondes werfen können
(astronews.com berichtete). Der Südpol von Enceladus wird nun für 15 Jahre im
Dunklen liegen. Damals gelangen die bislang detailliertesten
Aufnahmen der jetartigen Fontänen.
Bei dem Vorüberflug im November planten die Astronomen besonders nach kleineren
Fontänen Ausschau zu halten, die auf bisherigen Aufnahmen nicht zu erkennen
gewesen waren. Tatsächlich entdeckten die Wissenschaftler auf einem Mosaikbild 30
individuelle Geysire, darunter waren 20, die man noch nicht kannte. "Der letzte
Vorüberflug bestätigte, was wir vermutet hatten", so Carolyn Porco, die das
Imaging-Team am Space Science Institute in Boulder leitet. "Die
Stärke einzelner Jets ändert sich mit der Zeit. Und viele Jets, große und
kleine, stammen aus der Tigerstreifen-Region." Die Tigerstreifen-Region ist ein
Bereich in der Nähe des Südpols, in dem es zahlreiche Brüche in der Oberfläche
gibt.
Für eine neue Karte des größten Tigerstreifens, genannt Baghdad Sulcus,
wurden detaillierte Daten aus Beobachtungen im sichtbaren Bereich des Lichtes mit
Wärmedaten kombiniert. Auf früheren Wärmebildern war nur eine sehr grobe
Wärmeverteilung auszumachen. Jetzt ist zu erkennen, dass sich die warmen
Bereiche auf eine sehr kleine Region mit einem Durchmesser von vielleicht einem
Kilometer entlang des Grabenbruchs konzentriert. Die höchsten hier gemessenen
Temperaturen liegen bei etwa minus 93 Grad Celsius. Die Forscher vermuten aber, dass es
sogar Bereiche mit noch höheren Temperaturen gibt.
Grund für diese "warmen" Bereiche könnte aufsteigender warmer Wasserdampf
sein, der die Eispartikel ins All schleudert, die Cassini aufgenommen hat. Die
Wissenschaftler wollen diese Theorie nun testen, in dem sie bestimmen, inwieweit die heißen Bereich mit dem Ausgangspunkt der Fontänen übereinstimmen.
"Diese Brüche sind nach irdischen Maßstäben extrem kalt, im Vergleich zu den
rund minus 223 Grad Celsius in der Umgebung ist es hier aber schon gemütlich warm", so
John Spencer vom Southwest Research Institute in Boulder. "Die große Menge an
Wärme, die hier in den Tigerstreifen-Brüchen frei wird, könnte reichen, das Eis
im Untergrund schmelzen zu lassen. Das macht Enceladus zu einem der
faszinierendsten Plätze im Sonnensystem."
Einige Cassini-Wissenschaftler glauben, dass die höheren Temperaturen auf der
Oberfläche es wahrscheinlicher machen, dass sich die Fontänen aus einer flüssigen
Schicht im Untergrund speisen. "Wenn das tatsächlich stimmt, wäre diese Umgebung mit
Flüssigkeit und zahlreichen organischen Materialen die am besten erreichbare
Feuchtigkeitszone, die wir auf einem anderen Objekt des Sonnensystems kennen,"
so Porco.
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