Der Ursprung der Geysire auf Enceladus
von Stefan Deiters astronews.com
15. August 2008
Bei ihrem jüngsten Vorüberflug am Saturnmond Enceladus ist
es der Sonde Cassini gelungen, jene Regionen in der Nähe des Mondsüdpols
im Detail zu beobachten, aus denen die ominösen Geysire kommen. Die
Wissenschaftler erhoffen sich aus den Daten neue Erkenntnisse über die Geologie
des Mondes und darüber, ob es irgendwo lebensfreundliche Bedingungen geben
könnte.
Cassinis Blick
auf den Saturnmond Enceladus am 11. August 2008.
Bild: NASA / JPL / Space Science
Institute [Großansicht] |
Die neuen Aufnahmen zeigen die sogenannten "Tigerstreifen" in der
Südpolarregion des Saturnmondes in eindrucksvollen Details. Frühere Vorüberflüge
hatten ergeben, dass die Geysire aus dieser Region des Mondes stammen müssen
(astronews.com berichtete). Bei den Streifen, so ergab eine erste Auswertung der
Bilder, handelt es sich um etwa 300 Meter tiefe Gräben, die V-förmige innere
Wände haben. In den oberen Bereichen der Gräben scheint sich feines Material
niedergeschlagen zu haben, die Gräben selbst sind von zahlreichen Eisblöcken
umgeben, deren Durchmesser bei zehn Metern oder mehr liegt.
"Das ist die Hauptader für uns", ist sich Carolyn Porco, Leiterin des
Cassini
Imaging Teams am Space Science Institute in Boulder sicher. "Ein Platz, an dem
sich letztendlich entscheiden wird, was für eine Art von Umweltbedingungen -
lebensfreundlich oder nicht - wir auf diesem Mond haben." Wichtigstes Ziel der
Aufnahmen war die genaue Identifizierung der Stellen, an denen die Geysire, die
Eispartikel, Wasserdampf und Spuren organischer Substanzen ins All schleudern,
aus dem Boden des Mondes kommen. Die Wissenschaftler analysieren derzeit die
Fotos und Daten anderer Instrumente und hoffen dadurch bald die Frage
beantworten zu können, ob flüssiges Wasser unter der eisigen Oberfläche des
Mondes existiert.
Die neuen Daten wurden bei einem Vorüberflug am vergangenen Montag gewonnen.
Cassini raste dabei mit einer Geschwindigkeit von 64.000 Kilometern pro Stunde
an dem Saturnmond vorüber, weswegen das für die Kameras verantwortliche Team
eine spezielle Technik entwickeln musste, um trotz der hohen Geschwindigkeit
noch scharfe Aufnahmen machen zu können.
"Entscheidend war, dass wir wissen wussten, auf welche Stelle wir wann die
Kamera ausrichten mussten", erklärt Paul Helfenstein von der Cornell University,
der auch zum Imaging Team von Cassini gehört und das Verfahren für die Aufnahmen
während des Vorüberflugs entwickelt hat. "Die Aufgabe ist vergleichbar mit dem
Versuch, eine scharfe Aufnahme einer entfernten Werbetafel an einer Straße mit
einem Teleobjektiv aus einem schnell fahrenden Auto zu machen."
Aus der Sicht von Cassini wanderte Enceladus so schnell am Himmel entlang,
dass normalerweise kaum eine Chance bestehen würde, irgendwelche
Oberflächenmerkmale scharf abzubilden. "Wir haben deswegen die Sonde eine Stelle
vor Enceladus anvisieren lassen, sie dann mit der Kamera so schnell wie möglich
in Richtung der Bahn des Mondes gedreht und Aufnahmen gemacht in dem Zeitraum
gemacht als die Bewegung des Mondes mit der der Sonde übereinstimmte."
Auf diese Weise entstanden sieben Detailsaufnahmen der Tigerstreifen-Region
und einige Übersichtsbilder, die für die Wissenschaftler fast ebenso wichtig
sind, um herauszufinden, was genau für die Aktivität des Mondes verantwortlich ist.
"Es sieht so als, als hätte es intensive Niederschläge von Eispartikeln entlang
der Gräben gegeben - auch in Bereichen, die zwischen zwei Geysiren liegen,"
so Porco. Die
Forscher vermuten, dass warmer Dampf aus dem Untergrund durch enge Kanäle nach
oben steigt, als Eispartikel kondensiert und dabei die Kanäle verschließt. Neue
Geysire können dann an anderer Stelle entstehen.
"Zum ersten Mal beginnen wir zu verstehen, wie sich frische Ablagerungen von
älteren unterscheiden", so Helfenstein. "Auf geologischen Zeitskalen sind die
Eruptionen deutlich die Teigerstreifen entlanggewandert."
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