So entsteht ein Saturnring
Redaktion / MPG
astronews.com
8. August 2005
Mitte Juli besuchte die Raumsonde Cassini den Saturnmond
Enceladus und untersuchte dabei detailliert die Staubverteilung um diese
eisige Welt. Die nun vorliegenden Daten zeigen erstmals woraus der größte Planetenring in unserem Sonnensystem, der E-Ring vom
Saturn, gespeist wird: durch Eisvulkane in der Südpolregion des
Mondes.
Der Saturnmond Enceladus, aufgenommen mit der NASA-Raumsonde Cassini.
Bild: NASA / JPL |
Am 14. Juli 2005 hat sich die Raumsonde Cassini der
Oberfläche des Saturnmondes Enceladus
bis auf 175 Kilometer genähert. Das ermöglichte es erstmals, die
Staubverteilung tief innerhalb des
Schwerkraftbereiches dieses Eismondes direkt zu untersuchen. Danach
wird ein bedeutender Anteil der
Staubteilchen wahrscheinlich durch Eisvulkane in der Südpolregion des
Mondes Enceladus erzeugt.
Während ein Teil des freigesetzten Staubes eine Wolke um den Mond
selbst bildet,
speisen die übrigen Staubteilchen den E-Ring des Planeten. Die
Messungen wurden
mit dem HRD-Sensor des Cosmic Dust Analysers (CDA) unter
Leitung von Wissenschaftlern
des Max-Planck-Instituts für Kernphysik in Heidelberg durchgeführt.
Planung und vorläufige Auswertung der Messungen beruhen auf Modellen,
die an der Universität Potsdam entwickelt wurden.
Der größte Planetenring in unserem Sonnensystem, der E-Ring vom
Saturn, ist nicht
nur wegen seiner riesigen Ausdehnung bemerkenswert. Erstaunlich
ist auch, dass er - gemäß bisheriger optischer Messungen - überwiegend
aus
etwa gleich großen Eisteilchen mit einem Radius von 0,3 bis 2
Mikrometer
besteht, obwohl die Quelle des Rings, der Eismond Enceladus, auch
wesentlich
größere Teilchen in den Ring einspeist. Die Massenverteilung des
Ringes muss daher
eng mit der Dynamik der Ringteilchen verbunden sein, die man sich
bisher
jedoch nicht erklären konnte. Eine direkte Messung der
Eisteilchen in der Nähe von Enceladus versprachen daher ein besseres
Verständnis der komplexen Natur dieses Ringes.
Für die Auswertung der Cassini-Messdaten war es vorteilhaft,
dass der HRD-Sensor ("High Rate" Detektor der University
Chicago) nur Teilchen detektieren kann, die größer sind als die
typischen E-Ring-Teilchen von ungefähr einem Mikrometer Durchmesser.
Die bisherige Analyse der Daten ergab, dass Teilchen, die größer als
zwei Mikrometer sind,
sich in zwei Gruppen einteilen lassen: Zum einen in größere Teilchen,
die einen schmalen Ring entlang der Enceladus-Bahn um den Saturn
bilden,
und zum anderen gerade entstandene Teilchen, die eine Staubwolke über
der dem Südpol des Mondes formen.
Bemerkenswert ist, dass die Daten nur schwache Hinweise auf
Staubteilchen
liefern, die durch Einschläge von interplanetaren Staubteilchen
oder durch das Auftreffen von Ringteilchen auf der Oberfläche des
Mondes erzeugt werden. Ein solcher Mechanismus wurde zuvor
mit dem Staub-Sensor der Galileo-Sonde für die
Galileischen Monde des Jupiters nachgewiesen. Vielmehr stimmen die
Messungen sehr gut mit der Annahme überein, dass der Ring durch
Staubteilchen aufgefrischt wird, die durch Eisvulkane
in der Südpolregion erzeugt werden, die bei den Beobachtungen bereits
durch
eine erhöhte Oberflächentemperaturen aufgefallen war.
Mit den neuen Messungen von Cassini ist nun zumindest in groben
Zügen
geklärt, auf welche Weise die Teilchen entstehen, die den E-Ring des Saturn bilden.
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Cassini, Projektseiten der NASA/JPL |
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