Flug durch die Fontänen von Enceladus
von Stefan Deiters astronews.com
11. März 2008
Die Saturnsonde Cassini soll am Mittwoch in einem
Abstand von nur 50 Kilometern am Saturnmond Enceladus vorüberfliegen. Die
Wissenschaftler hoffen, dass sie so mehr über die geheimnisvollen
wasserspeienden Geysire des Mondes erfahren werden. Die Geysire waren bei einem
früheren Vorüberflug entdeckt worden und könnten ein Hinweis auf flüssiges
Wasser unter der eisigen Oberfläche des Saturntrabanten sein.
Cassini soll morgen dicht am Saturnmond
Enceladus vorüberfliegen.
Bild:
NASA / JPL |
Das Team der Saturnsonde Cassini bereitet sich zur Zeit
auf den bislang dichtesten Vorüberflug an einem Trabanten des Ringplaneten vor.
Morgen soll Cassini in einem Abstand von nur 50 Kilometern an Enceladus
vorüberfliegen, einem Mond, der über eigentümliche Geysire verfügt, die
Wassereis, Staub und Gas ins All schleudern. Cassini wird in einem
Abstand von rund 200 Kilometern von der Oberfläche auch durch eine Wolke dieses
Materials fliegen und dabei - so die Hoffnung - wertvolle Informationen über den
Mechanismus liefern können, durch den diese Geysire entstehen.
"Dieser waghalsige Vorüberflug erfordert einiges an technischer Raffinesse,
hat aber das Potential unser Wissen über die Geysire von Enceladus zu
revolutionieren", meint Alan Stern von der NASA in Washington. Zuvor hatten sich
die Verantwortlichen davon überzeugt, dass es für die Sonde nicht zu gefährlich
sein wird, durch die Wolke aus den Geysiren zu fliegen - trotz der hohen
Geschwindigkeit der Sonde. Die Partikel in den Wolken dürften nämlich nicht
größer als Partikel in anderen Regionen des Saturnsystems sein, die Cassini
regelmäßig durchfliegt.
Die Kamera an Bord der Sonde wird bei diesem Vorüberflug weniger zum Einsatz
kommen: Das Augenmerk richtet sich auf die Analyseeinrichtungen an Bord von
Cassini, mit deren Hilfe die Wolken aus den Geysiren untersucht werden
sollen. So erwarten die Forscher Informationen über Dichte, Größe,
Zusammensetzung und die Geschwindigkeit von Gas und Partikeln.
"Es gibt zwei Arten von Teilchen, die von Enceladus stammen, reines Wassereis
und ein Gemisch aus Wassereis mit einem anderen Stoff", erläutert Sascha Kempf
vom Max-Planck-Institut für Kernphysik in Heidelberg, der für den Cosmic
Dust Analyser an Bord mitverantwortlich ist. "Wir nehmen an, dass das reine
Wassereis von der Oberfläche des Mondes stammt, das verschmutzte aber aus dem
Inneren. Dieser Vorüberflug wird klären, ob diese Theorie stimmt oder nicht."
Der morgige Vorüberflug ist der erste von insgesamt vier geplanten
Vorüberflügen an Enceladus in diesem Jahr. Im Juni wird Cassini
zunächst die vierjährige Hauptmission abschließen und die erweiterte Mission zur
Untersuchung des Saturnsystems beginnen. Im August soll dann wieder Enceladus
angesteuert werden. Bei den weiteren Vorüberflügen an Enceladus könnte
Cassini dem Mond auch noch näher kommen als morgen. Dies hängt aber von der
Analyse der Daten ab, die Cassini vom morgigen Vorbeiflug zur Erde
übermittelt.
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