Leben auf dem Saturnmond?
von Stefan Deiters astronews.com
23. Juli 2009
Schon länger vermuten Wissenschaftler, dass es unter der
eisigen Oberfläche des kleinen Saturntrabanten Enceladus einen
Ozean geben könnte. In der heutigen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins
Nature berichten Astronomen von den Ergebnissen eines Flugs der Sonde
Cassini durch die Fontänen des Mondes. Danach könnte sich auf Enceladus die
Suche nach Leben durchaus lohnen.
Der Saturnmond Enceladus mit seinen
eindrucksvollen Fontänen.
Bild: NASA / JPL / Space Science
Institute
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Zu den Resultaten des Durchflugs durch die eindrucksvollen Fontänen des
Saturntrabanten Enceladus im Oktober des vergangenen Jahres gehört der Nachweis
von Ammoniak, Argon 40 und verschiedenen organischen, also Kohlenstoff-haltigen,
Molekülen. Die Entdeckung gelang mit Hilfe des Ion and Neutral Mass
Spectrometers an Bord der Saturnsonde Cassini und wird von den
beteiligten Forschern heute in einem Fachbeitrag für die Zeitschrift Nature
vorgestellt.
Seit Entdeckung der eigentümlichen Fontänen im Oktober 2005 rätseln
die Wissenschaftler über ihre Herkunft. Deuten sie auf einen
unterirdischen Ozean hin oder stammen sie lediglich aus der Eiskruste
des Mondes? Erst im vergangenen Monat hatte es teilweise widersprechende
Forschungsergebnisse zu diesem Thema gegeben (astronews.com berichtete).
Es ist daher wohl nicht zu erwarten, dass die Frage bald abschließend
geklärt werden kann.
Zumindest Jonathan Lunine vom Lunar and Planetary Laboratory
der University of Arizona und Mitglied des Teams, das jetzt die
Daten vorstellte, ist überzeugt, dass sich die Hinweise auf einen
unterirdischen Ozean verdichten: "Die Tatsache, dass wir Ammoniak
gefunden haben, ist äußerst wichtig, da es darauf hindeutet, dass die
Fontänen aus einer Region mit flüssigem Wasser stammen und nicht nur aus
einer Umgebung mit warmen Eis."
Ammoniak wirkt als Frostschutzmittel und kann den Gefrierpunkt von
Wasser auf fast bis zu minus 100 Grad Celsius absenken. Cassini
hat in der Umgebung der Bruchstellen, aus denen die Fontänen stammen,
leicht höhere Temperaturen gemessen. "Wir glauben, dass wir hier ein
ausgezeichnetes Argument für flüssiges Wasser im Inneren des Mondes
haben", meint auch Hunter Waite vom Southwest Research Institute
in San Antonio, Texas, der verantwortliche Wissenschaftler für das
Spektrometer an Bord von Cassini.
Der Nachweis einer beträchtlichen Menge von Argon 40, einem
Argon-Isotop, das beim Zerfall von Kalium entsteht, ist nach Ansicht der
Wissenschaftler ein weiteres Indiz für flüssiges Wasser. Vermutlich sei
flüssiges Wasser, das durch den steinigen Kern des Mondes zirkuliert,
für den Argon 40-Anteil verantwortlich. Argon 40 wird auf der Erde
beispielsweise aus Gesteinen freigesetzt.
Darüber hinaus entdeckte das Team zahlreiche Kohlenstoff-haltige
Moleküle wie Methan, Formaldehyd, Ethanol und verschiedene
Kohlenwasserstoffe. Erst vor kurzem wurde zudem Natrium und Kalium im
E-Ring des Saturn gefunden, der aus Material von Enceladus besteht. Dies
würde darauf hindeuten, dass es eine salzige und flüssige Schicht im
Inneren des Saturnmondes gibt. Enceladus wäre deswegen "ein recht guter
Ort für Leben", so Lunine.
"Ich glaube das wirklich Interessante ist, dass wir nun vier Orte im
äußeren Sonnensystem mit unterirdischen Ozeanen haben," meint der
Wissenschaftler und bezieht sich dabei außer auf Enceladus noch auf den
Saturnmond Titan sowie die Jupitertrabanten Europa und Ganymed. Auch für
die Suche nach außerirdischem Leben, so Lunine, würde Enceladus damit zu
einem vielversprechenden Untersuchungsobjekt - neben Mars, Titan und
Europa.
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