Letzter Blick auf die Tigerstreifen
von Stefan Deiters astronews.com
23. November 2009
Die Saturnsonde Cassini ist am Wochenende ohne Probleme am
Saturnmond Enceladus vorübergeflogen. Dieser ist für die Astronomen vor
allem wegen seiner mysteriösen Fontänen interessant, die aus der
Südpolarregion ins All schießen. Cassini konnte nun ein letztes Mal
diesen als Tigerstreifen bezeichneten Bereich in Augenschein nehmen. Bald
wird hier winterliche Dunkelheit herrschen.
Ein noch unbearbeitetes Bild von Cassinis
Vorüberflug an Enceladus am Wochenende.
Bild: NASA / JPL / Space Science
Institute |
Ohne Probleme verlief am Sonnabend der Vorüberflug der Saturnsonde Cassini am
Mond Enceladus. Die Sonde hatte den mysteriösen Saturnmond zum achten Mal
passiert, diesmal in einer Entfernung von etwa 1.600 Kilometern. Der Mond ist,
wie mehrfach berichtet, für die Astronomen vor allem wegen seiner Fontänen
interessant, die aus einer Tigerstreifen genannten Region in der Nähe des
Mondsüdpols ins All schießen.
Seit Entdeckung der eigentümlichen Fontänen im Oktober 2005 rätseln die
Wissenschaftler über ihre Herkunft. Deuten sie auf einen unterirdischen Ozean
hin oder stammen sie lediglich aus der Eiskruste des Mondes? In dem feinen
Material, das ins All geblasen wird, wurden zuletzt sogar organische Stoffe
nachgewiesen, was für Spekulationen über mögliches Leben auf dem Saturnmond
sorgte.
Mit Hilfe der beim jüngsten Vorüberflug gewonnenen Daten, mit deren
Auswertung gerade begonnen wurde, wollen die Wissenschaftler eine detaillierte
Karte dieser Region des Mondes erstellen und zudem von einer
Tigerstreifen-Struktur namens Baghdad Sulcus eine exakte Wärmekarte anfertigen.
"Schon die ersten unbearbeiteten Bilder sehen spektakulär aus und zeigen den
Mond in einem noch faszinierenderen Licht", urteilt Bob Pappalardo,
Projektwissenschaftler für Cassini am Jet Propulsion Laboratory
der NASA. "Die Teams werden sich nun in die Daten vertiefen, um mehr über die
Vorgänge auf diesem bizarren, aktiven Mond zu erfahren."
Bei den Tigerstreifen handelt es sich um Risse in der Südpolarregion von
Enceladus, aus denen Jets aus Wasserdampf und anderen Partikeln Hunderte von
Kilometern weit ins All geblasen werden. Der Vorüberflug war die letzte
Möglichkeit für Cassini, einen Blick auf diese eigentümliche Region zu
werfen. Mit dem beginnenden Winter wird die Region bald für einige Jahre im
Dunklen liegen. Cassini steuerte danach den Mond Rhea an und wird im
Dezember erneut am Titan vorüberfliegen.
Korrektur: In der ursprünglichen Version des Artikels hieß
es, dass Cassini als nächstes Ziel Rhea ansteuern wird. An Rhea war die
Sonde aber bereits am Tag nach der Enceladus-Passage vorübergeflogen.
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