Was die Fontänen von Enceladus regelt
von Stefan Deiters astronews.com
1. August 2013
Der Saturnmond Enceladus fasziniert Astronomen seit sie an
dessen Südpol Fontänen entdeckt haben, die Wasser ins All blasen. Jetzt haben
sie mithilfe der Sonde Cassini herausgefunden, wovon die Intensität
dieser Geysire abhängt, nämlich vom Abstand des Mondes von Saturn. Sie werten
dies als weiteren Hinweis auf einen Ozean aus Wasser unter der eisigen
Oberfläche von Enceladus.
Die Fontänen von
Enceladus faszinieren Astronomen seit ihrer
Entdeckung im Jahr 2005 durch die Sonde Cassini.
Bild: NASA / JPL / Space Science
Institute |
Lange Zeit galt der Saturnmond Enceladus als vergleichsweise langweilige
eisige Welt, doch dann wurden im Jahr 2005 mithilfe der Saturnsonde Cassini
spektakuläre Fontänen aus Eispartikeln und Wasserdampf entdeckt, die der Mond
aus seiner Südpolarregion ins All schleudert. Dank neuer Beobachtungen können
die Astronomen nun auch die Intensität dieser Geysire vorhersagen. Sie stellten
nämlich fest, das sie mit der Entfernung des Mondes vom Ringplaneten Saturn
zusammenhängt. Für die Forscher ist dies ein weiteres Indiz dafür, dass es unter
der eisigen Oberfläche des Mondes einen Ozean aus flüssigem Wasser geben könnte.
"Die Fontänen von Enceladus funktionieren offenbar wie die regelbare Düse eines
Gartenschlauchs", vergleicht Matt Hedman, ein Wissenschaftler des Cassini-Teams
von der Cornell University. "Die Düse ist fast verschlossen, wenn sich
Enceladus näher am Saturn befindet und am weitesten geöffnet, wenn der Mond auf
seiner Bahn den größten Abstand hat. Wir vermuten, dass dies damit zu tun hat,
wie der Saturn den Mond mit seiner Gravitationskraft quetscht und wieder
loslässt."
Die Fontänen, die außer Wasser auch organische Partikel enthalten, stammen aus
einer Region am Südpol des Mondes, in der es zahlreiche tiefe Spalten im Eis
gibt. Der Bereich erhielt den Spitznamen "Tigerstreifen". "Die Art und Weise wie
die Fontänen auf den sich ändernden Druck auf Enceladus reagieren, deutet darauf
hin, dass sie sich aus einem großen Vorrat an flüssigem Wasser speisen", urteilt
Cassini-Teammitglied Christopher Sotin vom Jet Propulsion
Laboratory (JPL) der NASA. "Flüssiges Wasser war der Schlüssel zur
Entstehung von Leben auf der Erde. Diese Entdeckungen machen also Appetit, der
Frage nachzugehen, ob überall dort, wo es Wasser gibt, auch Leben existiert."
Wissenschaftler hatten sich in den vergangenen Jahren wiederholt bemüht, ein
Muster in der schwankenden Intensität der Fontänen zu erkennen. Doch erst die
Auswertung von Infrarotbeobachtungen des Visual and Infrared Mapping
Spectrometer (VIMS) von Cassini über einen längeren Zeitraum ließ
dann tatsächlich entsprechende Rückschlüsse zu. Mit VIMS wurden zwischen 2005
und 2012 mehr als 200 Bilder der Enceladus-Fontänen gemacht.
Darauf war deutlich zu erkennen, dass die Fontänen immer dann am schwächsten
erscheinen, wenn sich Enceladus an dem Punkt seiner Umlaufbahn um Saturn
befindet, an dem der Mond den geringsten Abstand zum Planeten hat. Die
Helligkeit der gesamten Partikelwolke nahm dann allmählich wieder zu und war
schließlich am saturnfernsten Punkt der Bahn drei bis vier Mal größer.
Durch Kombination dieser Helligkeitsdaten mit Modellen, die beschreiben, wie
Enceladus während eines Umlaufs von der Gravitationskraft des Riesenplaneten
durchgewalkt wird, schlossen die Forscher, dass die stärkere gravitative
Belastung in der Nähe des Planeten die Öffnungen in der Tigerstreifen-Region
kleiner werden lässt und damit auch weniger Material dort herausgeschleudert
werden kann. Entfernt sich der Mond dann von dem Planeten, werden die Spalten
wieder weiter und die Fontänen stärker.
"Die Mission von Cassini im Saturnsystem hat uns gezeigt, wie aktiv und
vielfältig dieser Planet, seine Ringe und Monde sind", so Linda Spilker, die
Cassini-Projektwissenschaftlerin am JPL. "Seit Galileo den Saturn erstmals
durch sein Teleskop beobachtet hat, ist das eine gewaltige Entwicklung." Die
Forscher berichten über ihre Resultate in der aktuellen Ausgabe der
Wissenschaftszeitschrift Nature.
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