Erfolgreicher Flug über Enceladus
von Stefan Deiters astronews.com
17. April 2012
Die Saturnsonde Cassini ist am Wochenende
erfolgreich über den Saturnmond Enceladus geflogen. Der minimale Abstand von der
Oberfläche des faszinierenden Trabanten betrug dabei lediglich 74 Kilometer.
Cassini sollte diesmal vor allem die Zusammensetzung der eigentümlichen
Fontänen aus der Südpolarregion des Mondes analysieren.
Dieses Bild der Oberfläche von Enceladus
entstand am 14. April 2012 aus einer Entfernung
von rund 185 Kilometern. Es handelt sich um
Rohdaten, die noch nicht kalibriert und
bearbeitet wurden.
Bild: NASA / JPL / Space Science
Institute [Großansicht] |
Den dichten Vorüberflug am Saturnmond Enceladus am vergangenen Sonnabend nutzten
die Wissenschaftler vor allem dazu, Messungen mit dem Ion and Neutral Mass
Spectrometer (INMS) von Cassini zu machen. Auf diese Weise wollen
die Forscher mehr über die Zusammensetzung der faszinierenden Fontänen des
Saturntrabanten erfahren, die aus dessen Südpolarregion ins All schießen. Sie
gehen offenbar von langen
Rissen in der Mondoberfläche aus und bestehen, so hatten bereits frühere
Analysen gezeigt, aus Wasserdampf
und organischen Partikeln. Die langen Risse haben die Wissenschaftler
"Tigerstreifen" getauft (astronews.com berichtete wiederholt).
Cassini folgte bei dem Vorüberflug dem Verlauf von Baghdad Sulcus, so
der Name eines dieser Risse. Die Hoffnung war, auf diese Weise direkt durch die
Ausläufer einer der Fontänen des Mondes zu fliegen. Aufnahmen im sichtbaren
Bereich des Lichts lassen sich von der Tigerstreifen-Region derzeit nicht
machen, da sie gegenwärtig im Dunklen liegt. Im Infraroten allerdings, mit Hilfe
des Composite Infrared Spectrometer (CIRS), konnte die Sonde
Beobachtungen durchführen.
Sobald wieder etwas Tageslicht zur Verfügung stand, machte Cassini
natürlich auch Aufnahmen von der Oberfläche des Mondes. Dies ist, gerade bei
dichten Vorüberflügen, alles andere als einfach, da die Sonde dabei mit hoher
Geschwindigkeit über die Oberfläche rast und Bewegungsunschärfen nur schwer zu
vermeiden sind. Trotzdem gelangen - so das Jet Propulsion Laboratory
der NASA - auch bei diesem Vorüberflug wieder einige detaillierte Aufnahmen der
Oberfläche von Enceladus.
Nach der Passage an Enceladus flog Cassini auch in einer Entfernung von
rund 9.100 Kilometern am Saturnmond Tethys vorüber. Seit dem letzten näheren
Vorüberflug an Tethys im September 2005, bei dem die Sonde den Trabanten in
einer Entfernung von nur 1.500 Kilometern passierte, hatte das Cassini-Team
keine Gelegenheit gehabt, den etwas mehr als 1.000 Kilometer durchmessenden Mond
aus dieser Nähe zu fotografieren. Diesmal gelangen die bislang detailliertesten
Bilder der von Saturn abgewandten Seite des Mondes.
Cassini wurde im Oktober 1997 gestartet und kreist seit Mitte 2004 im
Saturnsystem. Die Sonde verfügt über zwölf Instrumente. Ursprünglich sollte die
Mission bis 2008 dauern, wurde dann aber zunächst bis September 2010 und
schließlich bis ins Jahr 2017 verlängert (astronews.com berichtete). Regelmäßig
fliegt die Sonde auf ihrer Bahn an den Monden des Ringplaneten vorüber. Die
nächste Passage an Enceladus, wieder in einer Entfernung von nur knapp 74
Kilometern, steht auch schon fest: Sie ist für Anfang Mai 2012 geplant.
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