Wie Saturn den Mond Enceladus verformt
von Stefan Deiters astronews.com
26. März 2012
Der Saturnmond Enceladus fasziniert vor allem wegen seiner
Tigerstreifen genannten Risse in der Südpolarregion, aus denen
Wasserdampf-Fontänen ins All schießen. Jetzt konnten Astronomen das Auftreten
der Fontänen mit Verformungen der Oberfläche in Zusammenhang bringen, zu denen
es während des Umlaufs des Mondes um den Ringplaneten kommt.
Ein Beispiel, wie die Oberfläche in der
Tigerstreifen-Region des Saturnmonds Enceladus
unter Spannung stehen kann. Die Cassini-Bilder
zeigen den Tigerstreifen Alexandria Sulcus.
Bild: NASA / JPL-Caltech / SSI / LPI /
GSFC
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"Diese neue Untersuchung liefert Wissenschaftlern einen Einblick in die
Funktionsweise dieser malerischen Fontänen auf Enceladus und zeigt, dass Saturn
den Mond richtig unter Spannung setzt", erläutert Terry Hurford vom Goddard
Space Flight Center der NASA, der zum Cassini-Team gehört.
Enceladus fasziniert die Astronomen, seit man entdeckt hat, dass aus langen
Rissen in der Oberfläche der Südpolarregion des Mondes Fontänen aus Wasserdampf
und organischen Partikeln ins All geblasen werden. Diese langen Risse hat man
"Tigerstreifen" getauft (astronews.com berichtete).
Schon vor einigen Jahren hatten Hurford und seine Kollegen die Theorie
entwickelt, dass das Auftreten der Fontänen mit den Gezeitenkräften
zusammenhängt, die der Saturn auf seinen Mond ausübt. Allerdings war es ihnen
nicht gelungen, bestimmte Fontänen mit den erwarteten Spannungen auf der
Oberfläche von Enceladus in Verbindung zu bringen. Dies hat sich nun, dank
detaillierter Beobachtungen der Saturnsonde Cassini, geändert. Die Resultate
stellte das Team in der vergangenen Woche auf der Lunar and Planetary
Science Conference in Texas vor. Die Astronomen untersuchten die Fontänen,
die aus der wärmsten Region der Tigerstreifen Baghdad Sulcus und Damascus Sulcus
stammen.
Kurz nachdem der Mond den saturnnächsten Punkt seiner Umlaufbahn durchlaufen
hat, werden die Tigerstreifen am stärksten auseinandergezogen. Die
Gezeitenkräfte des Ringplaneten können außerdem auch für seitliche Spannungen
sorgen, durch die sich die eine Seite eines Risses gegen die gegenüberliegende
Seite verschiebt. Zu dieser Art von Verformung kommt es recht häufig und sogar
dann, wenn Enceladus auf seiner Bahn relativ weit von Saturn entfernt ist.
Nach Ansicht von Hurford und seinen Kollegen deuten die Resultate darauf hin,
dass sich unter der Oberfläche des Mondes ein großes Reservoir mit flüssigem
Wasser - entweder ein lokal begrenzter oder ein globaler Ozean - befinden muss.
Nur so würde es Enceladus nämlich möglich sein, durch Verformung die benötigten
Spannungen auf der Oberfläche zu erzeugen, durch die es zu den beobachteten
Effekten in der Tigerstreifen-Region kommt. Diese würden dann das Auftreten der
Fontänen bestimmen. Die Gezeitenkräfte des Saturn sollten zudem für eine starke
Aufheizung in der Region sorgen.
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