Itokawa und das Weltraumwetter
Redaktion
/ Pressemitteilung der Universität Jena astronews.com
27. Oktober 2013
Im Jahr 2005 nahm die japanische Sonde Hayabusa
eine kleine Probe auf dem Asteroiden Itokawa und brachte sie anschließend zur
Erde. Das Material wurde inzwischen in verschiedenen Laboratorien untersucht -
auch an der Universität Jena. Bei der dortigen Analyse ließ sich sogar der
Einfluss des Weltraumwetters auf den Asteroiden nachweisen.
In diesem fest
verschraubten Metallzylinder sind vor einem Jahr
zwei mikroskopisch kleine Staubkörnchen vom
Asteroiden Itokawa am Institut für
Geowissenschaften der Universität Jena
angeliefert worden.
Foto: Jan-Peter Kasper / FSU Jena |
Mineralogen der Universität Jena haben in ihrem Labor jetzt den Einfluss des
sogenannten Weltraumwetters auf einen Asteroiden nachweisen können. Als
Weltraumwetter fassen Wissenschaftler bestimmte externe Einflüsse auf ein Objekt
zusammen, etwa die kosmische Strahlung, den Sonnenwind oder Partikelströme nach
Sonneneruptionen.
Möglich machten diese Untersuchungen Staubpartikel des Asteroiden (25143)
Itokawa. An ihnen konnten Prof. Dr. Falko Langenhorst und sein Team Spuren von
Partikel-Einschlägen auf der Oberfläche des Asteroiden nachzuweisen. Die
Ergebnisse hat der Mineraloge unlängst während der Tagung "HAYABUSA 2013:
Symposium of Solar System Materials" im japanischen Sagamihara vorgestellt.
Die japanische Weltraumagentur JAXA hatte all diejenigen Wissenschaftler zu
der Tagung eingeladen, die Probenmaterial der japanischen Mission Hayabusa
untersucht hatten. Die Raumsonde Hayabusa war 2005 auf dem Asteroiden
Itokawa gelandet, hatte Bodenproben genommen und sie über eine Distanz von mehr
als 40 Millionen Kilometern zur Erde transportiert (astronews.com
berichtete). Weltweit hat die JAXA nur acht Forschern außerhalb Japans
Material für eigene Untersuchungen zur Verfügung gestellt – einer davon ist der
Jenaer Mineraloge Langenhorst.
Ziel seiner Untersuchungen war jedoch nicht, mehr über das Weltraumwetter auf
Itokawa zu erfahren: "Uns interessierten in erster Linie die chemische
Zusammensetzung und Kristallbaufehler der Asteroidenminerale, denn diese
ermöglichen es, Rückschlüsse auf die Urprozesse unseres Sonnensystems zu
ziehen", erläutert Langenhorst. So lassen sich anhand der Mineralzusammensetzung
der Staubkörnchen nicht nur Aussagen über die Entstehung des Asteroiden und
seiner Geschichte machen. Sie gibt darüber hinaus auch Auskunft über die
"Kinderstube" des gesamten Sonnensystems.
Im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter, wo auch Itokawa seine Bahn
zieht, ist die Zeit seit der Entstehung der Planeten praktisch stehen geblieben.
Seit sich vor etwa 4,5 Milliarden Jahren die Asteroiden um die junge Sonne durch
Zusammenballung von Staubpartikeln gebildet haben, sind sie nahezu unverändert
geblieben.
Auf der Erde ist das anders: Sie hat sich durch Prozesse wie
Kern-Mantel-Trennung, Verwitterung und Plattentektonik kontinuierlich verändert,
so dass die ursprünglichen Gesteinsinformationen über die Frühgeschichte
"überschrieben" wurden - wie Daten auf einer formatierten Computerfestplatte.
"Nur durch Proben von Asteroiden und Kometen können wir heute noch direkte
Einblicke in die frühe Entstehungsgeschichte des Sonnensystems erhalten", so
Langenhorst.
Die chemische und strukturelle Analyse der Asteroidenpartikel bestätigte die
urtümliche Zusammensetzung von Itokawa. Die Staubpartikel bestehen zum
überwiegenden Teil aus Silikatmineralen wie Olivin und Pyroxen. Weitere
Bestandteile sind Eisen-Nickel-Verbindungen und Eisensulfide. Auch konnten die
Spuren der "Weltraum-Bewitterung" anhand der Strukturveränderungen der Minerale
eindeutig nachgewiesen werden.
Für ihre Untersuchungen nutzte das Jenaer Team eine äußert filigrane
Arbeitstechnik: Aus den nur 40 mal 50 Mikrometer (Tausendstel Millimeter)
kleinen Partikeln haben Langenhorst und seine Mitarbeiter mit Hilfe einer
Ionenfeinstrahlanlage an einem Rasterelektronenmikroskop zunächst hauchdünne
Scheiben herausgefräst, jede wenige Nanometer dick. Diese konnten anschließend
mit einem Transmissionselektronenmikroskop untersucht werden, das eine
Durchleuchtung von Probenmaterial mit Elektronen erlaubt.
Diese Technik können die Mineralogen zukünftig verstärkt in Jena nutzen:
Gerade ist am Lehrstuhl von Langenhorst ein
Hochleistungs-Transmissionselektronenmikroskop in Betrieb genommen worden. Das
rund 1,5 Mio. Euro teure Gerät ist aus Mitteln des Leibniz-Forschungspreises
finanziert worden, mit dem der Jenaer Wissenschaftler im Jahr 2007 ausgezeichnet
worden war.
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