Schutthalde im All
von Rainer Kayser
2. Juni 2006
Die Mission der japanischen Sonde Hayabusa, die im
vergangenen Jahr Bodenproben vom Asteroiden Itokawa sammeln und diese zur Erde
zurückbringen sollte, war vom Pech verfolgt. Noch immer ist unklar, ob die Sonde
je die Heimreise antreten können wird. Trotzdem lieferte die Mission schon
überraschende Ergebnisse: So scheint der Asteroid Itokawa zum beträchtlichen
Teil aus Nichts zu bestehen.
Nicht mehr als ein Haufen Schutt: der Asteroid
Itokawa. Foto: ISAS / JAXA
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Im vergangenen Herbst erreichte die japanische Raumsonde Hayabusa den
kleinen Asteroiden Itokawa. In der aktuellen Ausgabe des Fachblatts Science
veröffentlichen mehrere Forscherteams jetzt die überraschenden Ergebnisse ihrer
Messungen und Beobachtungen des Himmelskörpers. Danach besteht der Asteroid zu
40 Prozent aus Nichts.
Der Himmelskörper ist offenbar eine erstaunlich locker
gepackte Schutthalde im All, in der sich die Überreste einer Kollision zweier
Asteroiden angesammelt haben. Wie Itokawa bei seiner extremen Porosität bis
heute überlebt hat, ist den Forschern ein Rätsel. Itokawa ist in seiner
größten Ausdehnung gerade einmal 535 Meter lang. Er besitzt eine seltsame
Doppelstruktur aus einem "Körper" und einem "Kopf". Bislang hatten die
Planetenforscher gedacht, ein so kleiner Himmelskörper müsse eine feste Struktur
besitzen, um überhaupt dauerhaft zusammenhalten zu können. Doch die Vermessung
der Anziehungskraft des Asteroiden durch die Raumsonde Hayabusa lieferte
ein unerwartetes Resultat: Itokawa besitzt eine Porosität von 40 Prozent. Zum
Vergleich:Gewöhnlicher Sand besitzt eine Porosität von 20 Prozent.
Die Messungen von Hayabusa lieferten den Forschern auch Informationen
über den Asteroiden, von dem der "Schutt" ursprünglich stammt. Er kann nicht
größer als 200 Kilometer gewesen sein, da das Material offenbar keinen
Schmelzprozessen ausgesetzt war, wie sie für größere Himmelskörper typisch sind.
Trotzdem zeigen einige größere Felsbrocken auf der Oberfläche eine geschichtete
Struktur. Der Ursprungskörper muss also andererseits groß genug gewesen sein, um
durch geologische Prozesse eine innere Struktur zu entwickeln.
Hayabusa hatte im November 2005 zwei Versuche unternommen, Materie von
der Oberfläche Itokawas einzusammeln. Ob diese Versuche geglückt sind, ist
bislang unklar. Eine Rückkehr der Sonde scheiterte im Dezember vorerst an
technischen Problemen. Doch noch haben die Wissenschaftler nicht aufgegeben. Sie
hoffen, die Sonde wieder vollständig unter Kontrolle zu bringen, so dass eine
Rückkehr zur Erde im Jahr 2010 möglich ist.
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