Neue Bilder deuten auf andere Form hin
von Stefan Deiters astronews.com
11. Februar 2019
Neue Bilder der NASA-Sonde New Horizons
lieferten jetzt Hinweise auf eine Form des Kuipergürtel-Objekts
2014 MU69, die deutlich von der eines Schneemanns abweicht. Aufnahmen, die
unmittelbar nach dem Vorüberflug entstanden, sprechen für ein eher flaches
Aussehen von 2014 MU69. Jetzt rätselt man darüber, wie ein solches Objekt
überhaupt entstehen konnte.
So entwickelte sich die Ansicht über das
Aussehen des Kuipergürtel-Objekts 2014 MU69: Oben
die erste Einschätzung, unten das aktuelle
Modell. Die blauen Linien geben den Bereich der
Unsicherheit wieder. Rot eingetragen ist die
Rotationsachse.
Bild: NASA/Johns Hopkins University Applied
Physics Laboratory / Southwest Research Institute [Großansicht]
Blick zurück auf 2014 MU69 aus einer
Entfernung von 8862 Kilometern. Die Ansicht ist
eine Kombination aus zehn Einzelbildern.
Bild: NASA/Johns Hopkins Applied Physics
Laboratory/Southwest Research Institute/National
Optical Astronomy Observatory |
Eine neue, am vergangenen Freitag vorgestellte Bildsequenz, zeigt einen Blick
der NASA-Sonde New Horizons
auf das Kuipergürtel-Objekt 2014 MU69 unmittelbar nach dem Vorüberflug am frühen Morgen des 1. Januar 2019.
Die Bilder entstanden etwa zehn Minuten nachdem die Sonde ihren geringsten
Abstand von dem Objekt erreicht hatte und stellen die letzten Aufnahmen dar, die
New Horizons von 2014 MU69 gemacht hat.
Natürlich sind dies nicht die letzten Aufnahmen, die New Horizons
von 2014 MU69 zur Erde übermitteln wird, aber in der zeitlichen Sequenz der
Bilder, die während des Vorüberflugs gemacht wurden, handelt es sich um die
letzten Ansichten. New Horizons war mit einer Geschwindigkeit von über
50.000 Kilometern pro Stunde an dem Kuipergürtel-Objekt vorübergeflogen. Die
Daten wurden zunächst an Bord gespeichert und werden nun zur Erde übermittelt.
Die Übertragung wird bis weit ins nächste Jahr hinein andauern. Wegen der
großen Entfernung sind nur sehr geringe Datenraten möglich.
"Das ist wirklich eine unglaubliche Sequenz von Bildern, aufgenommen von
einer Sonde, die eine kleine Welt in mehreren Milliarden Kilometern Entfernung
von der Erde erforscht", freute sich Alan Stern vom
Southwest Research Institute, der leitende Wissenschaftler der New-Horizons-Mission.
"Noch nie wurde so etwas von einer Raumsonde aufgezeichnet."
Die Aufnahmen liefern interessante neue Hinweise auf das Aussehen des
Objekts, das das New-Horizons-Team als "Ultima Thule"
bezeichnet. Nach der bisherigen Vorstellung ähnelt es einem Schneemann,
bestehend aus zwei ungefähr kugelförmigen
Komponenten - "Ultima" und "Thule" genannt. Eine gründlichere Analyse der
neuen Bilder und eine detaillierte Auswertung von Daten aus der Anflugphase
lassen daran aber nun Zweifel aufkommen.
So konnte man auf den Bildern Bereiche von 2014 MU69 identifizieren, die
nicht von der Sonne beschienen waren, aber dadurch zu erkennen sind, dass sie
Sterne im Hintergrund verdecken. Mit diesen Informationen ergibt sich nun eine
neue Form des Objekts: Die beiden Komponenten sind danach nicht etwa
kugelförmig, sondern ähneln einem dicken Pfannkuchen bzw. einer eingedrückten
Walnuss.
"Unsere Vorstellung von Ultima Thule basierte auf einer begrenzten Anzahl von
Bildern, die rund um den Vorüberflug übermittelt worden waren", so Stern. "Durch
den Blick auf mehr Bilder hat sich unsere Vorstellung deutlich verändert. Ultima
Thule ist flacher, in etwa wie ein Pfannkuchen. Aber viel wichtiger ist, dass es
durch die neuen Bilder ein neues wissenschaftliches Problem gibt, nämlich die
Frage, wie ein solches Objekt überhaupt entstehen konnte. Wir haben so etwas
noch nie auf einer Bahn um die Sonne gesehen."
Durch die hohe Geschwindigkeit des Vorüberflugs ist es nicht einfach, auf den
Aufnahmen die genaue Form von 2014 MU69 zu erkennen. "Die neuen Bilder zeigen
aber klar, dass Ultima und Thule sehr viel flacher sind, als man ursprünglich
gedacht hatte", meinte Hal Weaver vom Applied Physics Laboratory der
Johns Hopkins University, der Projektwissenschaftler der Mission. "Dies
wird zweifellos zu neuen Theorien über die Entstehung von Planetesimalen im
frühen Sonnensystem führen." Als Planetesimale bezeichnen Astronomen die ersten
größeren Brocken, die sich im Sonnensystem gebildet haben und aus denen sich
später die größeren Objekte formten.
|
|