Erster Blick auf Ultima Thule
von Stefan Deiters astronews.com
5. September 2018
Am 1. Januar 2019 soll es soweit sein: Die Sonde
New Horizons wird in einem Abstand von nur 3000 Kilometern am Kuipergürtel-Objekt
2014 MU69 vorüberfliegen, das vom Missionsteam den Spitznamen Ultima Thule
bekommen hat. Mitte August gelang es, den winzigen Brocken auf Bildern des Kamerasystems an Bord von New
Horizons erstmals zu entdecken -
früher als erwartet.
Der erste Blick von New Horizons auf das
nächste Ziel - das Kuipergürtel-Objekt 2014 MU69.
Bild: NASA / JHUAPL / SwRI [Erweiterte
Ansicht] |
Mit ihrem Vorüberflug an Pluto im Sommer 2015 hat die Sonde New Horizons
bereits Raumfahrtgeschichte geschrieben: Unser Bild dieses Zwergplaneten, der
viele Jahrzehnte lang als neunter Planet des Sonnensystems bezeichnet wurde,
hat sich durch die Bilder von New Horizons deutlich verändert - aus
einem Lichtpunkt wurde eine vielfältige Welt mit einer spektakulären Oberfläche.
Am 1. Januar 2019 will das Team von New Horizons zum zweiten
Mal in die Geschichtsbücher eingehen und erstmals an einem kleineren Objekt des
Kuipergürtels - an 2014 MU69 - vorüberfliegen. Der Brocken dürfte einen
Durchmesser von etwa 20 bis 40 Kilometern und damit eine interessante
Zwischengröße haben: 2014 MU69 ist deutlich kleiner als Pluto, aber auch deutlich
größer als etwa die Kerne von Kometen. Das New-Horizons-Team hat 2014 MU69 den
Spitznamen Ultima Thule gegeben.
Mitte August gelang es nun, einen ersten Blick mit dem Long Range Reconnaissance Imager (LORRI) an Bord von
New Horizons auf Ultima Thule zu werfen - und dies eher als eigentlich
erwartet: In einer Reihe von Aufnahmen, die LORRI alle am 16. August gemacht
hatte, konnte der winzige Lichtpunkt aufgespürt werden - trotz eines störend
hellen Sternenhintergrunds.
"Das Bildfeld ist sehr reich an Hintergrundsternen, wodurch sich
lichtschwache Objekte nur sehr schwer entdecken lassen", unterstreicht Hal
Weaver vom Johns Hopkins Applied Physics Laboratory, der Projektwissenschaftler
der Mission. "Das ist schon so, als würde man eine Nadel im Heuhaufen finden.
Auf den ersten Bildern erscheint Ultima nur als Beule auf der Seite eines
Hintergrundsterns, der etwa 17 Mal heller ist. Aber Ultima wird nun immer heller
werden und damit auch leichter zu erkennen sein, wenn wir näher kommen."
Insgesamt wurden am 16. August 48 Aufnahmen mit einer Belichtungszeit
von jeweils knapp 30 Sekunden gemacht. Aus dem daraus entstandenen Bild wurde dann der
Hintergrund der hellen Sterne herausgerechnet. Dafür wurde ein ähnliches Bild
der Himmelsregion verwendet, das aufgenommen wurde, als 2014 MU69 noch nicht zu
sehen war.
Erst durch das Herausrechnen der Hintergrundsterne wurde das New-Horizons-Ziel
deutlich sichtbar. Zum Zeitpunkt der Aufnahmen betrug die Entfernung zu 2014 MU69 noch rund 172
Millionen Kilometer. New Horizons befand sich rund 6,5 Milliarden
Kilometer von der Sonne entfernt. Für das Team ist das erste Aufspüren von 2014
MU69 auch wichtig, um den Kurs der Sonde für das Rendezvous am 1. Januar 2019
anpassen zu können.
2014 MU69 war im Rahmen einer großen Suchaktion mithilfe des Weltraumteleskops
Hubble extra für New Horizons aufgespürt worden. Zuvor kannte man in dem
Bereich des Sonnensystems, der für die Sonde nach ihrer Plutopassage und
angesichts der vorhandenen Treibstoffvorräte noch erreichbar gewesen wäre, keine
Objekte. Die Suche mit Hubble lieferte dann drei potentielle Ziele, die Wahl
fiel auf 2014 MU69.
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