Ziel: Erforschung des Kuipergürtels
von Stefan Deiters astronews.com
20. April 2016
Das Team der NASA-Sonde New Horizons denkt an die
Zukunft: Neben der Auswertung der Daten des Vorüberflugs am
Zwergplaneten Pluto wurde inzwischen ein detaillierter Vorschlag für eine erweiterte
Mission erarbeitet. Danach soll New Horizons nicht nur an einem weiteren
Kuipergürtel-Objekt vorüberfliegen, sondern auch andere Objekte der Region aus
der Ferne beobachten.
Die Sonde New Horizons könnte 2019 an einem
weiteren Objekt des Kuipergürtels vorüberfliegen.
Bild: Johns Hopkins University Applied
Physics Laboratory / Southwest Research Institute [Großansicht] |
Mehr als die Hälfte der Daten des spektakulären Vorüberflugs der NASA-Sonde
New Horizons am Zwergplaneten Pluto sind inzwischen zur Erde übertragen. Alan Stern, der verantwortliche Wissenschaftler der Mission, schreibt in
einem Beitrag für die Missionswebseite am Applied Physics Laboratory
der Johns Hopkins University, dass alle Daten bis Oktober oder
November übertragen sein sollen. Im Dezember, so sieht es der bislang von der
NASA finanzierte Ablauf vor, würde New Horizons abgeschaltet.
Doch dazu soll es, so die Hoffnung von Stern und seinen Kollegen, nicht
kommen. In der vergangenen Woche reichte das Team ein Konzept für eine
erweiterte Mission der Sonde bei der NASA ein. Das Projekt trägt den Namen "Kuiper Belt
Extended Mission", kurz KEM. Höhepunkt dieser bis 2021 dauernden Missionsphase
soll der Vorüberflug an einem weiteren Objekt des Kuipergürtels im Jahr 2019
sein.
Das Ziel dieses Vorüberflugs war 2014 mithilfe des Weltraumteleskops
Hubble aufgespürt worden: Es handelt sich um den Asteroiden 2014 MU69, den
New Horizons am 1. Januar 2019 in einem Abstand von nur 3.000 Kilometern passieren
könnte - das ist nur rund ein Viertel des Abstandes, mit dem die Sonde an Pluto
vorübergeflogen war. 2014 MU69 dürfte einen Durchmesser von etwa 21 bis 40
Kilometern haben. Das Objekt hat damit eine interessante Zwischengröße: Es ist deutlich kleiner als Pluto,
aber auch deutlich größer als etwa die Kerne von Kometen.
Mit Genehmigung der NASA hatte das Team bereits im Herbst eine Kurskorrektur
vorgenommen, um 2014 MU69 mit dem noch vorhandenen Treibstoff erreichen zu
können. Hätte man damit länger gewartet, wäre eine deutlich umfangreichere
Kursanpassung nötig gewesen, für die eventuell nicht ausreichend Treibstoff zur
Verfügung gestanden hätte.
Die Vorüberflugphase an 2014 MU69 würde im September 2018 beginnen und bis
etwa eine Woche nach der Passage des Objekts dauern. Für die Übertragung der
Daten zur Erde rechnet das Team anschließend mit einer Zeitspanne von etwa 20
Monaten.
In ihrem Missionskonzept schlägt das Team aber nicht nur den Vorüberflug an
2014 MU69 vor: Geplant ist zudem, die Sonde als "Beobachtungsplattform" für
Objekte des Kuipergürtels einzusetzen und zwischen 2016 und 2020 insgesamt rund
20 andere Objekte in dieser Region aus der Ferne zu beobachten und zu untersuchen.
Außerdem sollen die astrophysikalischen Umweltbedingungen in dieser Entfernung
von der Sonne erfasst werden.
Die Sonde, so Stern, würde ausgezeichnet funktionieren, so dass die in dem
Missionsvorschlag gesteckten Ziele zu erreichen seien. Sollte die NASA dem
Vorschlag zustimmen, würde das Team im Herbst mit den Vorbereitungen für den
Vorüberflug an 2014 MU69 beginnen. Wird der Vorschlag abgelehnt, müsste New Horizons im Dezember abgeschaltet werden. Eine Entscheidung der NASA wird im
Juni oder Juli erwartet.
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New Horizons,
Webseite des Applied Physics Laboratory der JHU
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