Neue Bilder und Ziel im Kuipergürtel
von Stefan Deiters astronews.com
7. September 2015
Die Sonde New Horizons hat am Wochenende die
Übertragung von Bildern, die während des Vorüberflugs am Zwergplaneten Pluto
Mitte Juli gewonnen wurden, wieder aufgenommen. Bald ist also mit zahlreichen
neuen und spektakulären Ansichten aus dem Plutosystem zu rechnen. Außerdem wurde
auch ein weiteres Ziel für New Horizons im Kuipergürtel ausgewählt.
So könnte der Vorüberflug von New Horizons an
einem entfernten Kuipergürtel-Objekt aussehen.
Bild: NASA / Johns Hopkins University
Applied Physics Laboratory / Southwest Research
Institute / Steve Gribben [Großansicht] |
Mitte Juli flog die NASA-Sonde New Horizons an Pluto vorüber und machte
dabei unzählige Bilder des Zwergplaneten und von seinen Monden. Zudem wurden mit
verschiedenen Instrumenten weitere Beobachtungen des Plutosystems durchgeführt.
Die Daten wurden an Bord der Sonde gespeichert und nur ein Bruchteil davon
direkt nach
dem Vorüberflug zur Erde übermittelt. In den letzten Wochen wurden hauptsächlich Instrumentendaten und keine neuen Bilder übertragen.
Doch das wird sich nun wieder ändern: Am Sonnabend begann eine intensive Phase
der Datenübermittlung, die rund ein Jahr lang andauern soll. "Das ist der Grund,
warum wir überhaupt dorthin geflogen sind - diese Bilder, Spektren und anderen
Daten werden uns helfen, die Entstehung und Entwicklung des Plutosystems besser
zu verstehen", so Alan Stern vom Southwest Research Institute, der
verantwortliche Wissenschaftler für New Horizons. "Und es sind nicht
lediglich die
übrigen 95 Prozent der Daten, die sich noch an Bord der Sonde befinden - es
handelt sich um die besten Daten, die Bilder und Spektren mit der höchsten Auflösung und
die wichtigsten Messungen über die Atmosphäre."
New Horizons ist mehr als 4,5 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt, so
dass ein Funksignal für diese Strecke mehr als 4,5 Stunden benötigt. Mit der
Technik an Bord der Sonde lassen sich angesichts dieser Entfernungen nur sehr
geringe Datenraten realisieren, so dass es sehr lange dauert, bis große Bilder
übertragen sind. Die Übertragungsrate liegt bei ein bis vier Kilobit pro
Sekunde.
Das Team plant, neue, unbearbeitete Bilder des Kamerasystems Long Range Reconnaissance Imager (LORRI) jeden Freitag auf der
New Horizons Webseite am
Applied Physics Laboratory der Johns Hopkins University zu veröffentlichen. Der
nächste Satz soll am 11. September bereitgestellt werden.
Ende August hatte die NASA bereits ein neues potentielles Ziel für New Horizons
im Kuipergürtel ausgewählt: Das Kuipergürtel-Objekt 2014 MU69 ist noch über 1,5
Milliarden Kilometer weiter von der Sonne entfernt als Pluto. Das Objekt wurde
der NASA vom New-Horizons-Team vorgeschlagen. Damit die Sonde 2014 MU69 auch
tatsächlich erforschen kann, muss die Mission von der NASA allerdings erst verlängert
werden und dazu zuvor einen neuen Begutachtungsprozess durchlaufen.
2016 wird der Vorschlag dazu von einem Expertengremium diskutiert werden. Eine
Entscheidung über das potentielle Ziel war aber schon jetzt nötig, da frühzeitig
entsprechende Kurskorrekturen durchgeführt werden müssen. Hätte man erst später
ein Ziel ausgewählt, hätte der Treibstoff an Bord dafür eventuell nicht
mehr gereicht. Ab Ende Oktober sind insgesamt vier Kurskorrekturmanöver
vorgesehen. 2014 MU69 könnte so am 1. Januar 2019 erreicht sein.
"2014 MU69 ist eine gute Wahl", so Stern. Dieses Kuipergürtel-Objekt sei dort
entstanden, wo es noch heute um die Sonne kreist. Ein solches Ziel anzufliegen,
sei in den langfristigen Wissenschaftsplanungen immer als wünschenswert
bezeichnet worden.
"Außerdem erfordert es weniger Treibstoff als andere potentielle Ziele, so dass
mehr Treibstoff für den Vorüberflug und andere wissenschaftliche Manöver zur
Verfügung steht. Wir haben zudem größere Reserven, falls etwas Unerwartetes
passieren sollte."
Es war nicht leicht, ein geeignetes Ziel für New Horizons im Kuipergürtel zu
finden. Im letzten Jahr war das Weltraumteleskop Hubble für die Suche eingesetzt
worden und hatte schließlich drei potentielle Ziele aufgespürt (astronews.com
berichtete). 2014 MU69 dürfte
einen Durchmesser von rund 45 Kilometern haben. Es könnte sich um einen noch
unveränderten "Baustein" handeln, der den Brocken ähnelt, aus denen sich einst
größere Kuipergürtel-Objekte wie Pluto gebildet haben.
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New Horizons,
Webseite des Applied Physics Laboratory der JHU
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