Rötlicher Schneemann im äußeren Sonnensystem
von Stefan Deiters astronews.com
4. Januar 2019
Die ersten Daten der NASA-Sonde New Horizons
lieferten faszinierende Details über die eigentümliche Welt des Kuipergürtel-Objektes
2014 MU69: Der Brocken entstand offenbar in der Frühphase des Sonnensystems durch
den Zusammenstoß von zwei Körpern. Bis heute hat er die Gestalt
eines Schneemanns. Die Farbe ähnelt der anderer Kuipergürtel-Objekte.
Das Kuipergürtel-Objekt 2014 MU69 in der
ersten vorliegenden Farbaufnahme - eine
Kombination der Daten zweier Instrumente. Das
Bild entstand aus einer Entfernung von 137.000
Kilometern.
Bild: NASA/Johns Hopkins University Applied
Physics Laboratory / Southwest Research Institute [Großansicht] |
Nun liegen sie vor, die ersten Daten, die die NASA-Sonde New Horizons
bei ihrem Vorüberflug am Kuipergürtel-Objekt 2014 MU69 am frühen Morgen des 1. Januar 2019
aufgezeichnet hat. Sie waren in den vergangenen Tagen zur Erde übermittelt
worden. Aktuell kommen keine weiteren Daten hinzu, da sich New Horizons - von
der Erde aus betrachtet - direkt hinter der Sonne befindet. Die Übertragung soll
am 10. Januar fortgesetzt werden und wird dann etwa 20 Monate dauern. Wegen der
großen Entfernung sind nur sehr geringe Datenraten möglich.
"Die erste Erkundung eines kleinen Kuipergürtel-Objekts und die Erkundung des
entferntesten Objekts überhaupt in der Geschichte ist nun Geschichte", so Alan Stern vom Southwest Research Institute, der
verantwortliche Wissenschaftler der Mission. "Aber die Auswertung praktisch
aller Daten liegt noch vor uns. Die Mitglieder des Wissenschaftsteams können es
kaum erwarten, sich diesem Datenschatz zu widmen."
New Horizons war am frühen Morgen des Neujahrstages in einem Abstand
von nur 3500 Kilometern am Kuipergürtel-Objekt 2014 MU69 vorübergeflogen - und
dies mit einer Geschwindigkeit von über 51.000 Kilometern pro Stunde. Das
stellte erhebliche Anforderungen an die Ausrichtung der Kameras und Instrumente
während der Passage. Doch hat offenbar alles geklappt, wie die ersten Daten
zeigen, die gestern und vorgestern auf zwei Pressekonferenzen vorgestellt worden
sind.
2014 MU69 ähnelt danach einem Schneemann, besteht also aus zwei
unterschiedlich großen Komponenten, die fest miteinander verbunden sind. Das
New-Horizons-Team bezeichnet 2014 MU69 als "Ultima Thule" und die beiden
Komponenten des Brockens als "Ultima" und "Thule". Vermutlich ist das Objekt in
der Frühphase des Sonnensystems entstanden, als sich die beiden
Einzelkomponenten berührt und verbunden haben.
Die größere Komponente ("Ultima") hat einen Durchmesser von 19 Kilometern,
die kleinere ("Thule") einen Durchmesser von 14 Kilometern. In den ersten Daten
finden sich keinerlei Hinweise auf Ringe oder größere Monde und auch kein Indiz
für eine Atmosphäre. Die Farbe von 2014 MU69 entspricht der anderer Objekte des
Kuipergürtels, die man durch teleskopische Beobachtungen bestimmt hat. Beide
Teile haben praktisch die gleiche Farbe und erscheinen rötlich.
Ein detaillierter Blick auf einen so ursprünglichen Körper wie 2014 MU69
verrät den Astronomen auch einiges über die Vorgänge in der Entstehungszeit des
Sonnensystems, in der größere Objekte durch den Zusammenstoß und die
Verschmelzung zahlreicher kleinerer Objekte entstanden sind. Im Gegensatz zu den
Kometen, die regelmäßig ins innere Sonnensystem kommen, sind die Objekte des Kuipergürtels noch weitgehend im "Originalzustand" und unbeeinflusst
beispielsweise von den Folgen der Sonneneinstrahlung.
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