Der Schneemann wird schärfer
von Stefan Deiters astronews.com
29. Januar 2019
Das Team der NASA-Sonde New Horizons
hat in der vergangenen Woche eine neue Aufnahme des Kuipergürtel-Objektes
2014 MU69 vorgestellt: Sie wurde aus einer Entfernung von 6700 Kilometern
gemacht - nur
sieben Minuten vor dem geringsten Abstand zu dem Brocken. Zu erkennen sind
zahlreiche Strukturen auf der Oberfläche, wobei noch nicht bei allen klar ist,
wie sie entstanden sind.
Das Kuipergürtel-Objekt 2014 MU69 in der
bislang besten vorliegenden Aufnahme.
Bild: NASA/Johns Hopkins University Applied
Physics Laboratory / Southwest Research Institute [Großansicht] |
Einige Tage nach dem Vorüberflug der NASA-Sonde New Horizons
am Kuipergürtel-Objekt 2014 MU69 am frühen Morgen des 1. Januar 2019
herrschte erst einmal Funkstille. Das war keine Überraschung, sondern genauso
geplant, da sich New Horizons - von
der Erde aus betrachtet - direkt hinter der Sonne befand. Es konnten also für
rund eine Woche keine der Daten mehr übertragen werden, die die Sonde während
ihrer Passage aufgezeichnet hatte. Mitte des Monats ging es dann mit der Übertragung
weiter und diese wird bis weit ins nächste Jahr hinein andauern. Wegen der
großen Entfernung sind nur sehr geringe Datenraten möglich.
Die Daten für das in der vergangenen Woche veröffentlichte Bild von 2014 MU69
wurden am 1. Januar 2019 - nur rund sieben Minuten bevor New Horizons
den geringsten Abstand von dem Kuipergürtel-Objekt erreicht hatte - aufgenommen. Die Auflösung
der Originaldaten beträgt 135 Meter pro Pixel, sie wurden am 18. und 19. Januar
zur Erde gefunkt und anschließend vom New-Horizons-Team bearbeitet, um feine
Details besser sichtbar zu machen.
Auf dem Bild sind neue Details der Oberfläche von 2014 MU69 zu sehen,
beispielsweise zahlreiche kleinere Senken mit einem Durchmesser von bis zu 700
Metern. Nicht klar ist, ob es sich bei diesen Strukturen um Einschlagkrater
handelt, oder ob hier die Oberfläche nachgegeben hat, als bald nach der
Entstehung flüchtige Stoffe im Untergrund entwichen sind. Die große kreisförmige
Struktur auf der kleineren der beiden "Kugeln" des schneemannförmigen Objekts
hat einen Durchmesser von sieben Kilometern. Hier scheint die Oberfläche
nachgegeben zu haben.
Auffällig sind auch zahlreiche hellere und dunklere Schattierungen auf der
Oberfläche der beiden Komponenten, über deren Ursprung noch nichts bekannt ist.
Sie könnten aber ein Indiz dafür sein, wie sich 2014 MU69 in der Frühzeit des
Sonnensystems gebildet hat. Besonders fasziniert die Wissenschaftler der helle
"Kragen" in der Grenze zwischen den beiden Komponenten des Objekts.
"Dieses neue Bild zeigt uns erstmals Unterschiede in der Geologie der beiden
Komponenten von Ultima Thule und liefert neue Rätsel", so Alan Stern vom
Southwest Research Institute, der leitende Wissenschaftler der New-Horizons-Mission.
"Im Laufe der nächsten Monate werden wir bessere Farbbilder und noch höher
aufgelöste Ansichten erhalten und wir hoffen, dass wir damit viele der
Geheimnisse von Ultima Thule lüften können."
Das
New-Horizons-Team bezeichnet 2014 MU69 als "Ultima Thule" und die beiden
Komponenten des Brockens als "Ultima" und "Thule". Vermutlich ist das Objekt in
der Frühphase des Sonnensystems entstanden, als sich die beiden
Einzelkomponenten berührt und verbunden haben. Die größere Komponente ("Ultima") hat einen Durchmesser von 19 Kilometern,
die kleinere ("Thule") einen Durchmesser von 14 Kilometern.
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