Auch Voyager 2 im interstellaren Raum
von Stefan Deiters astronews.com
4. Dezember 2018
Auch die NASA-Sonde Voyager 2 hat jetzt den Einflussbereich
des Sonnenwinds verlassen und befindet sich im interstellaren Raum. Voyager 1
hatte diese unsichtbare Grenze bereits im Jahr 2012 passiert. Beide Sonden sind
seit über 40 Jahren unterwegs und haben unser Sonnensystems noch immer nicht
verlassen. Bis dahin werden noch viele Jahrtausende vergehen.
Beide Voyager-Sonden befinden sich jetzt im
interstellaren Raum und haben den Einflussbereich
des Sonnenwinds verlassen.
Bild: NASA / JPL-Caltech [Großansicht] |
Die Sonde Voyager 2 hat am 5. November 2018 die Heliosphäre verlassen und
befindet sich seitdem im interstellaren Raum. Der Sonnenwind, ein ständiger
Partikelstrom, der von unserem Zentralstern ausgeht, hat also keinen Einfluss
mehr. In der Grenzregion zwischen Heliosphäre und interstellarem Raum, der
sogenannten Heliopause, treffen die Partikel des Sonnenwinds auf das
interstellare Medium.
Voyager 1 hatte den interstellaren Raum bereits 2012 erreicht. Auf
Voyager 2
funktionieren allerdings noch Instrumente, mit denen sich die Eigenschaften
jener Region deutlich besser untersuchen lassen. Die Sonde befindet sich rund 18 Milliarden
Kilometer von der Erde entfernt. Bis ein Signal der Sonde die Erde erreicht hat,
vergehen inzwischen 16,5 Stunden.
Den eindeutigsten Hinweis für den Eintritt der Sonde in den interstellaren
Raum lieferte das Plasma Science Experiment an Bord, das auf Voyager 1
schon
seit 1980 nicht mehr funktioniert. Mit ihm konnte das Team bis in jüngste
Zeit von der Sonne ins All strömende Partikel nachweisen. Am 5. November
registrierte das Instrument dann einen abrupten Abfall in der Geschwindigkeit
der Partikel des Sonnenwinds und anschließend dann gar keinen Fluss von
Sonnenwind-Partikel mehr - ein eindeutiger Hinweis, dass der interstellare Raum
erreicht ist.
"Die Arbeit mit Voyager gleicht der eines Entdeckers, denn alles, was wir
sehen ist neu", so John Richardson vom Massachusetts Institute of Technology,
der für das Plasma Science Instrument verantwortliche Wissenschaftler.
"Zwar hat Voyager 1 bereits 2012 die Heliopause durchquert, dies allerdings an
einer anderen Stelle und zu einer anderen Zeit und auch ohne die Daten des
Plasma Science Instruments. Daher sehen wir immer noch Dinge, die noch nie ein
Mensch zuvor gesehen hat."
Auch in den Daten von drei weiteren Instrumenten waren eindeutige Hinweise zu
erkennen, dass sich in der Umgebung der Sonde etwas verändert hat. "Über den
interstellaren Raum gerade jenseits der Heliopause können wir noch jede Menge
lernen", so Ed Stone vom California Institut of Technology, der
Projektwissenschaftler für die Voyager-Mission.
Zwar befinden sich nun beide Voyager-Sonde im interstellaren Raum, doch unser
Sonnensystem haben sie deswegen noch längst nicht verlassen: Objekte, die in
dieser Entfernung um die Sonne kreisen, sind weiterhin gravitativ an die Sonne
gebunden. Erst jenseits der sogenannten Oortschen Wolke, einem riesigen
Reservoir von Kometenkernen, endet das Sonnensystem. Diese beginnt in etwa
der tausendfachen Entfernung der Erde von der Sonne. Bis Voyager 2 diese Region
erreicht, vergehen noch einige Jahrhunderte, bis sie den Bereich durchquert hat,
viele tausend Jahre.
Ihre Energie beziehen die beiden Voyager-Sonden aus einer
Radionuklidbatterie. Deren Leistung lässt im Laufe der Jahre allmählich nach, so
dass man schon zahlreiche Instrumente deaktivieren musste. Das Voyager-Team
hofft aber noch bis ins nächste Jahrzehnt mit den Sonden in Kontakt bleiben zu
können, um mehr über den interstellaren Raum zu erfahren.
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Voyager, Seite
des NASA Jet Propulsion Laboratory
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