Grenze des Sonnensystems erreicht
von Stefan
Deiters
astronews.com
25. Mai 2005
Die NASA-Sonde
Voyager 1 hat die Grenze des Sonnensystems erreicht: Nach einer über
27-jährigen Reise durchfliegt das Raumschiff nun in rund 14 Milliarden Kilometer
Entfernung von der Erde jene Region, in der der Einfluss der Sonne langsam
endet. Vor der Sonde liegt die Grenze zum interstellaren Raum.
"Voyager 1 hat nun das letzte Teilstück auf seinem Weg in den
interstellaren Raum erreicht", erläutert Dr. Edward Stone, Voyager-Projektwissenschaftler
am California Institute of Technology in Pasadena. Bereits im November
2003 hatte das Voyager-Team bekannt gegeben, dass die Instrumente Daten
liefern, die anderes sind als alles, was man während der bisherigen 26-jähirgen
Mission der Sonde gemessen hatte. Die Forscher glaubten damals, dass Voyager
1 die Grenze des Sonnensystems erreicht hat. Manche meinten aber auch, dass
sie sich ihr nur nähert.
Die Grenze des Sonnensystems ist eine Schockfront, in der der Sonnenwind,
also ein Fluss von geladenen Teilchen der ständig von der Sonne ausgeht, von dem
Strom des interstellaren Gases abgebremst wird. In der Schockregion verringert
sich die Geschwindigkeit des Sonnenwindes, die über zwei Millionen Kilometer pro
Stunde betragen kann, sehr plötzlich und staut sich quasi auf. Er wird dichter
und heißer. Jetzt sind sich die Wissenschaftler sicher, das Voyager 1
eine Region hinter diesem Schockgebiet erreicht hat - in rund 14 Milliarden
Kilometern Entfernung von der Sonne.
Für die Forscher war es schwierig, den genauen Ort dieser Schockregion
abzuschätzen, weil man nichts über die genauen Verhältnisse des interstellaren
Raums weiß. Zudem kann sich die Lage der Region auch mit der Stärke des
Sonnenwindes ändern. Der beste Beleg dafür, dass Voyager 1 tatsächlich
diese Region passiert hat, ist, dass die Instrumente der Sonde eine Zunahme des
Magnetfeldes des Sonnenwindes anzeigen. So nahm die Stärke des Magnetfeldes im
Dezember 2004 plötzlich um das 2,5-fache zu - ganz wie es bei einer Abbremsung
des Sonnenwindes zu erwarten wäre. Auch andere Messwerte sprechen dafür, dass
Voyager 1 die Schockregion passiert hat.
"Voyagers Beobachtungen während der letzten Jahre zeigen, dass diese
Schockregion weitaus komplizierter ist, als wir uns vorstellen konnten" so Dr.
Eric Christian von der NASA. Und die Entdeckungsreise der Sonde geht weiter:
Irgendwann wird Voyager 1 mit der Heliopause die wirkliche Grenze zum
interstellaren Raum passieren. Dahinter liegt eine weitere Schockregion: Hier
prallt der interstellare Wind an der Heliosphäre ab, also der Blase um die
Sonne, die den Einflussbereich des Sonnenwindes beschreibt - ganz wie der Bug
eines Schiffes, der durch das Wasser pflügt. Voyager 1 kann also noch
viel entdecken.
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