Schon jetzt verdient die Sonde Voyager 1 den Titel des am
weitesten von der Erde entfernten und von Menschen geschaffenen Objektes.
Und noch immer bewegt sich die Sonde mit einer Geschwindigkeit, die sie
den amerikanischen Kontinent in weniger als vier Minuten überqueren
lassen würde, aus unserem Sonnensystem hinaus. Dessen Grenze hat der
Veteran allerdings noch nicht erreicht, doch es dürfte nicht mehr lange
dauern, bis sie zumindest die ersten Anzeichen davon registrieren kann.
Das Voyager-Team am NASA Jet Propulsion Laboratory (JPL) im
kalifornischen Pasadena rechnet damit, dass dies irgendwann
innerhalb der nächsten zwei Jahre geschehen wird.
Die Region die Voyager dann erreichen wird, ist - so die
Vorstellung der Forscher - ein turbulenter Bereich vor der eigentlichen
Grenze der sogenannten Heliopause, jener Region also, in der der
Einfluss unserer Sonne dominiert. Während sich die Sonne durch die
Galaxis bewegt, ist sie umgeben von einer Blase von Teilchen aus dem
Sonnenwind. In der Umgebung der Erde kann man gerade einmal ein halbes
Dutzend Ionen in einem Würfel mit einer Kantenlänge von einem Zentimeter
ausmachen, in den äußeren Regionen dürften es noch weniger sein.
Irgendwo - in vielleicht dem hundertfachen Abstand der Erde zur Sonne -
kommt dieser Teilchenstrom der Sonne nicht mehr gegen die Partikel des
interstellaren Windes an, der - wie ein Fluss die Steine - die Sterne mit
ihren jeweiligen Heliopausen "umspült". In dieser Grenzregion
wird nun der Sonnenwind zurückgeworfen und es bildet sich eine Schockzone
aus. Doch wo diese genau zu finden ist, hängt entscheidend von der
Stärke des Sonnenwindes ab und daher weiß niemand, wann Voyager 1
diese turbulente Region erreichen wird.
"Wir hoffen darauf, dass wir durch die Sonde herausfinden, wie
groß die Blase aus Teilchen rund um die Sonne ist und danach zum ersten
Mal messen können, wie groß der Druck von den Teilchen im interstellaren
Raum ist", erläutert Dr. Edward Stone, Wissenschaftler im Voyager-Projekt
am JPL. Allerdings könnte es auch sein, dass sich die Schockzone durch
erhöhte Sonnenaktivität ausdehnt - und dies sogar schneller als Voyager
fliegt. "Wunderbar wäre es natürlich, wenn wir die Schockzone
durchfliegen und sie uns dann erneut einholen würde. Dann könnten wir
uns das ein zweites Mal ansehen."