DLR tritt Charta zur Katastrophenhilfe bei
Redaktion
/ Pressemitteilung des DLR astronews.com
21. Oktober 2010
Seit zehn Jahren gibt es die International Charter Space and Major Disasters,
der jetzt auch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt beigetreten ist. Die
beteiligten Raumfahrtagenturen erklären sich darin bereit, wichtige
Erdbeobachtungsdaten in Katastrophenfällen zur Verfügung zu stellen. Dies hatte
das DLR aber auch schon vor dem Beitritt getan.
TerraSAR-X kartiert seit 2007 überschwemmte
Gebiete bei Hochwasser. Das Bild zeigt die Orte
Gloucester (unten im Bild) und Cheltenham (rechte
Bildmitte) während des Hochwassers am 25. Juli
2007.
Bild: DLR / Infoterra GmbH |
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ist der
"International Charter Space and Major Disasters" beigetreten. Im Rahmen
einer Festveranstaltung in Paris zum zehnjährigen Bestehen
unterzeichnete Prof. Dr. Johann-Dietrich Wörner, Vorstandsvorsitzender
des DLR, den Text der Charta. Als elfte Weltraumagentur erklärt sich das
DLR damit bereit, seine Kompetenzen und Ressourcen, insbesondere im
Bereich der Erdbeobachtung, zur Bewältigung von Naturkatastrophen und
großen Unfällen beizusteuern.
"Die Charta hat in den zehn Jahren ihres Bestehens bewiesen, wie
wertvoll die Erdbeobachtung aus dem Weltraum in Katastrophenfällen ist.
Diese Aktivitäten haben Menschenleben gerettet und Leiden gelindert",
würdigte Prof. Wörner in Paris die Verdienste der Charta. Mit
TerraSAR-X verfügt Deutschland über einen leistungsfähigen
Erdbeobachtungssatelliten, der im Rahmen von Naturkatastrophen und
Unfällen wertvolle Daten zur Kartierung beisteuern kann. "Wir sind
überzeugt, dass TerraSAR-X einen wichtigen Beitrag für die
Aufgabe der Charta leisten wird", sagte Wörner den Vertretern der
anderen Mitglieder der Charta.
Zentraler Beitrag des DLR sind zunächst Radarbilddaten des TerraSAR-X-Satelliten.
"TerraSAR-X liefert sehr schnell detaillierte Bilder und nimmt
unabhängig von Wolken oder Tageszeit auf. Gerade für Überschwemmungen
eignet er sich daher sehr gut", erläuterte Dr. Stefan Voigt, Koordinator
des Zentrums für Satellitengestützte Kriseninformation (ZKI) des DLR, am
Rande der Veranstaltung.
Mit dem Beitritt zur Charta ergänzt das DLR in seiner Rolle als
Raumfahrt-Agentur der Bundesrepublik das breite Engagement Deutschlands
im Rahmen der Satelliten-Nutzung im Fall von großen Naturkatastrophen,
Großunfällen oder humanitären Hilfsaktionen. Das ZKI ist weltweit eines
der wichtigsten Zentren für die Aufbereitung von Informationen aus
Satellitendaten zur Anwendung in Krisenfällen.
Daneben entwickelt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und
Katastrophenhilfe seit Jahren als wichtiger Nutzer den Notfall-Dienst
des europäischen "Global Monitoring for Environment and Security
(GMES)"-Programms mit. Die DLR Raumfahrt-Agentur hat darüber hinaus mit
dem Projekt "DeSecure" die Entwicklung technischer Kapazitäten in diesem
Bereich gefördert und die Bundesregierung unterstützt mit Mitteln des
Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWI) das Programm
Platform for Space-based Information for Disaster Management and
Emergency Response der Vereinten Nationen, UN-SPIDER. Alle diese
Aktivitäten haben das Ziel, die Verfügbarkeit und den Einsatz von
Satelliteninformation für die Notfall-Reaktion und Krisenbewältigung
weltweit zu verbessern.
Das DLR war bereits in der Vergangenheit für die Charta aktiv. Daten des
TerraSAR-X-Satelliten werden seit dessen Start im Juni 2007
immer wieder für Charta-Einsätze angefragt und bereitgestellt. Die
Wissenschaftler des ZKI haben für Charta-Aktivitäten vielfach
Kartenprodukte erstellt und in verschiedenen Fällen auch bereits
Charta-Einsätze koordiniert.
Die Charta ist ein internationales Abkommen zwischen Weltraumbehörden
und Satellitenbetreibern. Die Mitglieder der Charta bekennen sich zu
ihrer Bereitschaft, ihre Weltraum-Infrastrukturen im Katastrophenfall
zur Unterstützung des Krisenmanagements zur Verfügung zu stellen. Die
Beteiligung ist freiwillig und basiert auf dem Prinzip, dass jedes
Mitglied seine Systeme nach besten Kräften in den Mechanismus der Charta
einbringt.
Derzeit hat die Charta 10 Vollmitglieder, zu denen unter anderen die
Europäische Weltraumorganisation ESA, die französische Weltraumagentur
CNES, Canadian Space Agency (CSA), Indian Space Research
Organisation (ISRO), Japan Aerospace Exploration Agency
(JAXA) und die US-amerikanischen Behörden National Oceanic and
Atmospheric Administration (NOAA) und United States Geological
Survey (USGS) gehören. Seit Gründung wurde die Charta über 280-mal
aktiviert, so dass Satellitenbildkarten schnell bereitgestellt werden
konnten, zum Beispiel im Fall des Elbe-Hochwassers (2002), des Tsunamis
im Indischen Ozean (2004) oder des Erdbebens in Haiti (2010).
|
|