Erste Bilder in Rekordzeit
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
28. Juni 2010
Schon mit seinen ersten Aufnahmen übertrifft der Radarsatellit TanDEM-X
seinen Zwillingssatelliten TerraSAR-X: Am 24. Juni 2010 sendete der
Satellit nach nur drei Tagen und 14 Stunden zum ersten Mal Aufnahmen aus dem
Weltall zur Erde. In der Bodenstation Neustrelitz des Deutschen Zentrums für
Luft- und Raumfahrt (DLR) wurden die Daten empfangen und zu Bildern verarbeitet.
TanDEM-X blickte aus über 500 Kilometer Höhe auf den Norden von
Madagaskar, die Ukraine und Moskau.

Wie ein Radarsatellit Felder und Wälder
wahrnimmt, zeigt diese Aufnahme der Ukraine.
Bild: DLR [Großansicht] |
"Damit haben wir den Weltrekord bei der Erstellung von
Satellitenbildern gebrochen", sagt Projektleiter Dr. Manfred Zink vom
Institut für Hochfrequenztechnik und Radarsystem. Damals lag nach 4,5
Tagen die erste Aufnahme vor, bei TanDEM-X konnte das Team schon drei
Tage und 14 Stunden nach dem Start um 4.14 Uhr am 21. Juni 2010 Daten
herunterladen. Acht Gigabyte Daten erreichten die Bodenstation
Neustrelitz des Deutschen Fernerkundungsdatenzentrums des DLR. Zuvor
hatte das Team der Flugdynamik die Route von TanDEM-X genau
berechnet und das 'Instrument Operations Team' die Kommandos für die
Einstellung des Satelliten festgelegt.
Wie ein Radarsatellit Felder und Wälder wahrnimmt, zeigt die Aufnahme der
Ukraine: Dort zeichnete der Satellit bei seinem Flug einen Stausee nahe des
Flusses Donez, einem Nebenfluss des Don, auf. Der Stausee liegt inmitten von
Waldgebieten und landwirtschaftlich genutzten Flächen. Diese Felder sind
unterschiedlich bewirtschaftet - und senden dadurch auch die Radarstrahlen aus
dem Weltall unterschiedlich zurück. Diese wechselhafte Oberflächenstruktur ist
im Bild durch unterschiedliche Helligkeit und Farbgebung zu erkennen. Östlich
der kleineren Stauseen in der Bildmitte ist ein fahrender Zug als helle,
gekrümmte Linie zu erkennen. Aus dem Versatz des Zuges zu den Gleisanlagen lässt
sich aus dem Weltall sogar seine Geschwindigkeit berechnen.
"Das ist schon ein ordentlicher Meilenstein", sagt Michael Bartusch,
Projektleiter der TanDEM-X-Mission beim DLR-Raumfahrtmanagement in
Bonn, zufrieden. Zu Beginn begleitete er den Satelliten beim Transport nach
Baikonur, zum Start saß er dann im German Space Operations Center
(GSOC) des DLR in Oberpfaffenhofen. "Mit der Aufnahme haben wir die Gewissheit,
dass der Radarsatellit ohne Probleme arbeitet." Dafür, dass der Satellit so
komplex sei, sei es bei TanDEM-X bisher äußert reibungslos gelaufen.
"Aber wir hatten jetzt natürlich auch die Erfahrung, die wir mit TerraSAR-X
gewonnen haben."
Mit dem Ende der "Launch and early orbit phase" an diesem Wochenende beginnt
für das TanDEM-X-Team dann die erste Teil der Commissioning-Phase, in
der der Satellit auf Herz und Nieren geprüft wird. "Man braucht dafür schon etwa
drei Monate", sagt Bartusch. Bis Ende Juli sollen die beiden Radarsatelliten
dann auf eine Entfernung von 20 Kilometern aneinander herangeführt werden. Im
Oktober steht dann ein weiterer Meilenstein an, der so bisher einzigartig ist:
Die Radarsatelliten werden im Formationsflug mit einem Abstand von teilweise nur
noch 200 Metern über die Erdkugel fliegen. Damit beginnt im DLR dann auch der
zweite Teil der Commissioning-Phase, in der die Annäherung und die Steuerung
beider Satelliten im Vordergrund stehen.
Sobald die beiden Satelliten als gemeinsames "Augenpaar" ihre Daten
aufzeichnen, beginnt das "diffizile Zusammenspiel", sagt Projektleiter Michael
Bartusch. Es darf dabei nicht zur Kollision kommen und es muss ausgeschlossen
werden, dass sich die Satelliten gegenseitig bestrahlen. "Wenn sich TerraSAR-X
und TanDEM-X beim Formationsflug anstrahlen, besteht in dieser engen
Entfernung das Risiko, dass die Bordinstrumente eines Satelliten Schaden
nehmen." Die ersten offiziellen dreidimensionalen Bilder der Zwillingssatelliten
wird es ab Januar 2011 geben. "Dann beginnen wir mit der Vermessung der gesamten
Erde und generieren das Höhenmodell."
Das DLR ist verantwortlich für die wissenschaftliche Nutzung der TanDEM-X-Daten,
die Planung und Durchführung der Mission, sowie die Steuerung der beiden
Satelliten und die Erzeugung des digitalen Höhenmodells. Astrium hat den
Satelliten gebaut und ist an den Kosten für die Entwicklung und Nutzung
beteiligt. Wie bei TerraSAR-X ist die Infoterra GmbH, ein
Tochterunternehmen von Astrium, verantwortlich für die kommerzielle Vermarktung
der TanDEM-X-Daten. TanDEM-X wird im Auftrag des Deutschen
Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit Mitteln des Bundesministeriums für
Wirtschaft und Technologie in Form einer Public-Private-Partnership mit der
Astrium GmbH durchgeführt.
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