Zweiter deutscher Radarsatellit fertiggestellt
Redaktion
/ Pressemitteilung des DLR astronews.com
9. Juni 2009
Seit rund zwei Jahren umrundet der deutsche Radarsatellit TerraSAR-X
die Erde und hat seitdem seine Leistungsfähigkeit eindrucksvoll unter Beweis
gestellt. Im Herbst nun wird er Gesellschaft bekommen: Im Formationsflug mit
TanDEM-X soll so ein genaues Höhenmodell der Landmassen der Erde
entstehen. TanDEM-X wurde jetzt fertiggestellt.

Mithilfe der Doppel-Formation TerraSAR-X/TanDEM-X
wird es möglich sein, die komplette
Landoberfläche der Erde, das sind 150 Millionen
Quadratkilometer, innerhalb von nur drei Jahren
vollständig zu vermessen.
Bild:
Astrium GmbH |
Der deutsche Radarsatellit TanDEM-X ist Anfang Juni 2009 vom
Raumfahrtkonzern Astrium in Friedrichshafen fertiggestellt worden. Der Satellit
wurde in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
realisiert. In dieser Woche wird der fünf Meter lange und 1,3 Tonnen schwere
Satellit nach Ottobrunn bei München transportiert. In speziellen Testanlagen der
Firmen Astrium und IABG (Industrieanlagen-Betriebsgesellschaft) wird TanDEM-X
bis Mitte September 2009 seine Weltraumtauglichkeit unter Beweis stellen müssen.
Er wird extremen Temperaturen und Bestrahlung ausgesetzt und insbesondere werden
die Belastungen beim Start simuliert. Anschließend soll der Transport zum
Weltraumbahnhof Baikonur (Kasachstan) erfolgen. Der Start mit einer russischen
Trägerrakete vom Typ Dnepr ist für Oktober 2009 vorgesehen.
TanDEM-X steht für "TerraSAR-X add-on for Digital Elevation
Measurement". Zusammen mit dem nahezu baugleichen und seit zwei Jahren
erfolgreich im All arbeitenden deutschen Radarsatelliten TerraSAR-X
soll der neue Satellit im gemeinsamen Betrieb und Formationsflug innerhalb von
drei Jahren ein digitales Höhenmodell der Landmassen der Erde erzeugen, das so
bisher nicht verfügbar ist.
Beide Satelliten bilden dazu ein Radar-Interferometer, bei dem die Satelliten
in Abständen zwischen einigen Kilometern und 200 Metern in einer engen Formation
fliegen werden. Mit Hilfe der Satelliten-Doppelformation TerraSAR-X/TanDEM-X
wird es möglich sein, die komplette Landoberfläche der Erde, das sind 150
Millionen Quadratkilometer, innerhalb von nur drei Jahren zwei mal vollständig
zu vermessen. Dabei wird in einem 12-Meter-Raster (Straßenbreite) eine
Höheninformation mit einer Genauigkeit von weniger als zwei Metern erzielt.
Der entscheidende Vorteil der satellitengestützten Vermessung der Erde liegt
in der Erzeugung eines weltweit durchgehenden, homogenen Geländemodells ohne
Brüche an regionalen oder Ländergrenzen oder Inhomogenitäten, die aus
unterschiedlichen Messverfahren und zeitlich gestaffelten Messkampagnen
entstehen, wenn die Aufnahmesegmente, die so genannten Mosaike, Brüche an den
Schnittkanten aufweisen. Hierbei spielt der Einsatz des Radars eine
entscheidende Rolle, da es vollkommen unabhängig von Wetter und Wolken bei Tag
und bei Nacht betrieben werden kann. Das Verfahren ist derzeit konkurrenzlos und
findet insbesondere auch in den USA erhebliche Beachtung.
TanDEM-X ist ein Schlüsselprojekt zur Demonstration, zur Sicherung
und zum Ausbau der deutschen Kompetenz und Wettbewerbsfähigkeit in der
satellitengestützten Radartechnik. Deutschland wird mit dem Digitalen
Geländemodell der Erde ab 2012 über ein attraktives und weltweit einmaliges
Datenprodukt verfügen, welches - neben vielen wissenschaftlichen
Anwendungsmöglichkeiten - in Initiativen und Programmen wie zum Beispiel ZKI
(DLR-Zentrum für satellitengestützte Kriseninformation), GMES (Global
Monitoring for Environment and Security) und GEOSS (Global Earth
Observation System of Systems), aber auch in sicherheitsrelevante
Kooperationsabkommen eingebracht werden kann.
Das Projekt TanDEM-X wird – wie schon die "Schwestermission" TerraSAR-X – in
öffentlich-privater Partnerschaft zwischen dem DLR und Astrium realisiert, einer
so genannten Public-Private-Partnership (PPP). Das PPP-Abkommen regelt
unter anderem die Finanzierung und Datennutzung von TanDEM-X. Demnach
finanzieren die Partner (DLR und Astrium) den knapp 85 Millionen Euro teuren
Satelliten gemeinschaftlich: 59 Millionen Euro trägt das DLR, 26 Millionen Euro
steuert Astrium bei.
Das DLR entwickelt zudem die für die Mission notwendigen
Betriebseinrichtungen am Boden: Es ist verantwortlich für die Planung und
Durchführung der Mission, ebenso wie für die Steuerung der beiden Satelliten und
die Erzeugung des digitalen Höhenmodells. Die Nutzung der Daten für
wissenschaftliche Zwecke wird vom DLR-Institut für Hochfrequenztechnik und
Radarsysteme in Oberpfaffenhofen koordiniert. Die kommerzielle Vermarktung
übernimmt exklusiv die Firma Infoterra GmbH (Friedrichshafen), eine
100-prozentige Tochtergesellschaft der Astrium.
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