Radarsatellit soll Gesellschaft bekommen
Redaktion / DLR
astronews.com
18. September 2006
Der deutsche Radarsatellit TerraSAR-X, dessen Start
für Oktober vorgesehen ist, soll einen Zwillingsbruder bekommen: TanDEM-X.
Dieser soll zusammen mit TerraSAR-X die Erde im Formationsflug umrunden
und so die Landoberfläche der Erde in bislang unerreichter Genauigkeit erfassen.
Der Satellit TanDEM-X. Bild: Astrium GmbH
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Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und Europas führender
Satellitenhersteller, die Astrium GmbH, haben im vergangenen Monat in der
Raumfahrt-Agentur des DLR in Bonn die Kooperationsvereinbarung und den Vertrag
für den Bau des Satelliten TanDEM-X unterzeichnet. Damit wird die
erfolgreiche Zusammenarbeit in öffentlich-privater Partnerschaft zwischen DLR
und Industrie aus dem Projekt TerraSAR-X (astronews.com berichtete)
fortgeführt. Bei TanDEM-X (TerraSAR-X add-on for Digital Elevation
Measurement) handelt es sich um einen Radarsatelliten zur Erdbeobachtung.
Die Mission soll im Jahr 2009 starten und ist auf fünf Jahre ausgelegt.
Zusammen mit dem nahezu baugleichen Satelliten TerraSAR-X, der im Oktober
2006 vom Weltraumbahnhof Baikonur starten soll, wird TanDEM-X im engen
Formationsflug die Erde umkreisen. Durch diese Konstellation wird es möglich
sein, die komplette Landoberfläche der Erde (150 Millionen Quadratkilometer)
innerhalb von nur drei Jahren vollständig zu vermessen. Ziel ist die Erstellung
eines globalen digitalen Geländemodells mit einer noch nicht erreichten
Genauigkeit. Für ein so genanntes Zwölf-Meter-Raster, das etwa der Breite einer
Straße entspricht, liefert das System Höheninformationen, die bis auf zwei Meter
genau sind.
Die jetzt unterzeichnete Vereinbarung regelt die Rechte und Pflichten von DLR
und Astrium sowie die Finanzierung und Datennutzung von TanDEM-X. Beide
Seiten finanzieren den knapp 85 Millionen Euro teuren Satelliten
gemeinschaftlich in einer so genannten öffentlich-privaten Partnerschaft: 56
Millionen Euro trägt das DLR, 26 Millionen Euro steuert Astrium bei, drei
Millionen Euro werden durch die Vermarktung von Zusatznutzlasten auf dem
Satelliten erwirtschaftet.
Die Nutzung der Daten für wissenschaftliche Zwecke liegt in Händen des
DLR-Instituts für Hochfrequenztechnik und Radarsysteme. Die kommerzielle
Vermarktung übernimmt die Firma Infoterra GmbH in Friedrichshafen, eine
hundertprozentige Tochtergesellschaft von Astrium. Im Gegenzug beteiligt sich
das Unternehmen umsatzabhängig an den Betriebskosten des Satelliten.
Gemäß der Vereinbarung obliegt der Raumfahrt-Agentur des DLR die
Gesamtprojektleitung von TanDEM-X. Das DLR ist außerdem verantwortlich
für den Aufbau der Bodeninfrastruktur. Die Steuerung der beiden Satelliten,
Datenempfang, -archivierung und -verteilung sowie die Generierung und
Kalibrierung des globalen Geländemodells übernehmen das
Raumfahrt-Kontrollzentrum des DLR, das DLR-Institut für Methodik der
Fernerkundung, das Deutsche Fernerkundungsdatenzentrum (DFD) sowie das
DLR-Institut für Hochfrequenztechnik und Radarsysteme. Letzteres hat auch die
Projektleitung für das Bodensegment inne. Das DLR ist zudem für den fünfjährigen
Betrieb des Satelliten zuständig. Die Astrium GmbH ist verantwortlich für
Entwicklung, Bau und Start von TanDEM-X. Die Ingenieure in
Friedrichshafen haben bereits mit der Arbeit am Satelliten begonnen.
Der entscheidende Vorteil der satellitengestützten Vermessung der Erde liegt in
der Erzeugung eines weltweit durchgehenden, gleichmäßigen Geländemodells. Es
weist weder Brüche an politischen Grenzen noch Ungleichmäßigkeiten auf, die
durch unterschiedliche Messverfahren und zeitlich gestaffelte Messkampagnen
entstehen. Hierbei spielt der Einsatz des Radars eine entscheidende Rolle, da es
unabhängig von Wetter und Wolken bei Tag und Nacht arbeiten kann. Das
eingesetzte Radar-Verfahren ist derzeit weltweit konkurrenzlos und findet
insbesondere auch in den USA erhebliche Beachtung. TanDEM-X ist ein
Schlüsselprojekt, das die deutsche Kompetenz und Wettbewerbsfähigkeit in der
satellitengestützten Radartechnik demonstriert, sichert und ausbaut.
Deutschland wird mit dem digitalen Geländemodell der Erde ab 2010 über ein
attraktives und weltweit einmaliges Datenprodukt verfügen, das in Initiativen
und Programmen zur Erdbeobachtung genutzt werden kann. Dazu gehören etwa GMES (Global
Monitoring for Environment and Security) und das Zentrum für
satellitengestützte Kriseninformation (ZKI). GMES ist eine gemeinsame Initiative
der Europäischen Kommission und der Europäischen Weltraumorganisation ESA für
globale Umwelt- und Sicherheitsüberwachung.
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