Die Gravitationswirkung von Enceladus
von Stefan Deiters astronews.com
6. Mai 2010
Die Sonde Cassini ist in der vergangenen
Woche erneut am Saturnmond Enceladus vorübergeflogen, der die Astronomen vor
allem wegen seiner mysteriösen Eisfontänen fasziniert. Diesmal ging es
allerdings nicht um herkömmliche Beobachtungen: Durch eine ständige
Radioverbindung zur Erde wollte man etwas über die Gravitationswirkung von
Enceladus auf Cassini und damit über das Innere des Mondes erfahren.
Eine noch unbearbeitete Aufnahme von
Enceladus, die Cassini am 26. April 2010 gemacht
hat.
Bild: NASA/JPL/Space Science Institute |
Die NASA-Sonde Cassini hat in der vergangenen Woche erfolgreich
eine 26-stündige Beobachtung des Saturnmondes Enceladus abgeschlossen, bei der
es ausschließlich um die Gravitationswirkung des Trabanten auf die Sonde ging.
Die Wissenschaftler erhoffen sich von den Daten neue Erkenntnisse über den
inneren Aufbau des Mondes.
Bei dem Vorüberflug steuerte Cassini auch wieder durch eine der wassereichen
Fontänen, die von einer "Tigerstreifen" genannten Region am Südpol des Mondes
ausgehen. Dabei näherte sich die Sonde in der Nacht auf Mittwoch vergangener
Woche dem Mond bis auf rund 100 Kilometer an.
Während des Vorüberfluges bestand eine ständige Verbindung von Cassini zum
Deep Space Network der NASA auf der Erde. So konnten die Wissenschaftler das
Radio Science Instrument an Bord der Sonde nutzen, um festzustellen, wie sich
die Anziehungskraft des Mondes während der Passage verändert. Sie erhoffen sich
dadurch neue Erkenntnisse darüber, ob die Tigerstreifen-Fontänen von einem kleinen unterirdischen Teich, einem
größeren See oder gar einem gewaltigen Ozean gespeist werden.
Die Auswertung der Daten sollte den Astronomen auch verraten, ob sich im
Inneren des Mondes Brocken aus wärmeren Eis wie in einer Lavalampe nach oben
bewegen. Der Vorüberflug stand diesmal ganz im Zeichen des Radioexperimentes,
die Kameras waren meist in eine andere Richtung gerichtet und haben nur einige
Aufnahmen aus größerer Entfernung gemacht.
Um die Messungen der Gravitationswirkung nicht zu stören, verzichtete das Team
bei diesem Vorüberflug auf den Einsatz von Steuerdüsen zur Lageregelung und
verwendete dafür ausschließlich die Reaktionsräder an Bord der Sonde. Das Zünden
der Düsen hätte für eine zusätzliche Beschleunigung von Cassini gesorgt und so
genaue Radiomessungen erheblich komplizierter gemacht.
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