Ein Instrument für die Suche nach Lebensspuren auf Exoplaneten
Redaktion
/ Pressemitteilung des Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam astronews.com
6. Juni 2024
Die ESO hat mit einem internationalen Konsortium eine
Vereinbarung für den Bau des leistungsstarken Spektrographen ANDES für das
Extremely Large Telescope unterzeichnet. Das Instrument soll nach Anzeichen
von Leben auf Exoplaneten suchen, die ersten Sterne identifizieren, Variationen
der fundamentalen Konstanten der Physik testen und die Beschleunigung der
Expansion des Universums messen.
Künstlerische Darstellung des Instruments
ANDES im Gebäude des Extremely Large Telescope.
Bild:
ESO [Großansicht] |
Die Vereinbarung für den Bau von ANDES, den ArmazoNes High Dispersion
Echelle Spectrograph, für das Extremey Large Telescope der europäischen
Südsternwarte ESO unterzeichneten Xavier Barcons, Generaldirektor der ESO, und
Roberto Ragazzoni, Präsident des italienischen Nationalen Instituts für
Astrophysik (INAF), das das ANDES-Konsortium leitet. An der
Unterzeichnungszeremonie am Hauptsitz der ESO in Garching bei München nahmen
Vertreter der ESO, des INAF und anderer Konsortiumsmitglieder teil, darunter
Vincenzo Fiorentini, wissenschaftlicher Berater an der italienischen Botschaft
in Berlin, und Alessandro Marconi, Leiter des ANDES-Projekts.
"Wir freuen uns sehr über den heutigen Tag", sagt Prof. Dr. Klaus Strassmeier
vom Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP), der Mitglied des ANDES
Executive Board für Deutschland war, "Das Instrument wird helfen, die
Atmosphären von erdähnlichen Exoplaneten zu analysieren, um nach Anzeichen von
Leben zu suchen. Außerdem wird es mit seinen Daten prüfen, ob sich die
physikalischen Grundkonstanten über Zeit und Raum verändern, und es wird die
Expansion und Beschleunigung des Universums direkt messen."
ANDES, das früher unter dem Namen HIRES bekannt war, ist ein leistungsstarker
Spektrograph, ein Instrument, das Licht in seine einzelnen Wellenlängen
aufspaltet, so dass Forschende wichtige Eigenschaften astronomischer Objekte,
wie etwa ihre chemische Zusammensetzung, bestimmen können. Geplant mit einer
rekordverdächtigen Wellenlängenpräzision im sichtbaren und nahen infraroten
Bereich des Lichts und in Kombination mit dem leistungsstarken Spiegelsystem des
ELT ebnet es den Weg für Forschungen in zahlreichen Bereichen der Astronomie.
Das AIP ist verantwortlich für die Entwicklung und den Bau des
optisch-ultravioletten Arms des ANDES-Spektrographen, der ANDES-UBV genannt
wird. "ANDES ist ein Instrument mit einem enormen Potenzial für bahnbrechende
wissenschaftliche Entdeckungen, die unsere Vorstellung des Universums weit über
die kleine Gemeinschaft der Forschenden hinaus beeinflussen können", sagt
Marconi.
Céline Péroux, Projektwissenschaftlerin des ESO-Teams, das ANDES betreut,
fügt hinzu, dass die wissenschaftlichen Möglichkeiten "von der möglichen
Entdeckung von Signaturen von Leben in anderen Welten und der Identifizierung
der allerersten Generation von Sternen bis hin zur Untersuchung der
Veränderungen der fundamentalen Konstanten der Physik" reichen. Prof. Dr. Katja
Poppenhäger vom AIP, Mitglied des ANDES Executive Board für Deutschland,
ergänzt: "Die Suche nach Biosignaturen auf Planeten außerhalb des Sonnensystems
benötigt die enorme Lichtsammelleistung des Extremely Large Telescope."
ANDES wird detaillierte Untersuchungen der Atmosphären erdähnlicher
Exoplaneten durchführen und den Astronominnen und Astronomen ermöglichen, nach
Anzeichen von Lebensformen zu suchen. Es wird chemische Elemente in weit
entfernten Objekten aus dem frühen Universum analysieren und dürfte das erste
Instrument sein, das Sterne der Population III, die frühesten Sterne im
Universum, erfassen kann. Darüber hinaus werden die Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler mit den ANDES-Daten prüfen können, ob sich grundlegende
physikalische Konstanten mit der Zeit und dem Raum verändern. Die umfangreichen
Messdaten werden auch die Beschleunigung und Expansion des Universums erfassen,
eines der größten Rätsel unseres Kosmos.
Das Extremely Large Telescope der ESO, das derzeit in der Atacamawüste im
Norden Chiles gebaut wird, wird einen Hauptspiegel mit einem Durchmesser von 39
Metern haben, der aus 798 sechseckigen Segmenten besteht. Das Teleskop soll bis
2030 in Betrieb genommen werden. Es wird das größte optische Teleskop der Welt
sein und eine neue Ära der bodengebundenen Astronomie einläuten. Das
ANDES-Projekt wird von einem internationalen Konsortium entwickelt, das sich aus
Forschungsinstituten in 13 Ländern zusammensetzt.
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