E-ELT-Instrumentenentwicklung beginnt
Redaktion
/ Pressemitteilungen des Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam (AIP) astronews.com
23. März 2016
Die Entwicklung von leistungsstarken Instrumenten für das
European Extremely Large Telescope (E-ELT) der europäischen
Südsternwarte (ESO) kommt voran: Gleich zwei Konsortien unterzeichneten in den
vergangenen Tagen entsprechende Vereinbarungen mit der ESO. Auch deutsche
Institute werden bei der Entwicklung eine wichtige Rolle spielen.

Das European Extremely Large Telescope wird
das größte optische Teleskop der Welt sein.
Bild:
ESO/L. Calçada [Großansicht] |
Mit dem European Extremely Large Telescope (E-ELT)will die europäische
Südsternwarte ESO in den kommenden Jahren das bislang größte optische Teleskop
bauen. Es wird einen Spiegeldurchmesser von 39 Metern haben. Parallel zu den
Bauarbeiten in Chile haben Astronomen auch mit der Entwicklung von Instrumenten
für das Riesenteleskop begonnen. So unterzeichnete die ESO am 22. März 2016
einen Vertrag mit dem HIRES-Konsortium, um mit der konkreten Ausarbeitung des
Instrumentendesigns zu starten. Bereits am 18. März war eine
entsprechende Vereinbarung mit dem MOSAIC-Konsortium geschlossen worden.
Hochauflösende Spektroskopie, die gleichzeitig den ultravioletten, optischen und
infraroten Wellenlängenbereich abdeckt, ist neu in der astronomischen Forschung
und eröffnet einzigartige Perspektiven in unserem Verständnis der modernen
stellaren und extragalaktischen Astrophysik. Mit einer exzellenten spektralen
Auflösung und einer großen Wellenlängenabdeckung soll HIRES am E-ELT Durchbrüche
in der Erforschung bewohnbarer Exoplaneten, der Stern- und Planetenentstehung,
der Physik und Entwicklung von Sternen und Galaxien sowie in der Kosmologie und
der Grundlagenphysik ermöglichen.
Eine der wesentlichen wissenschaftlichen Zielsetzungen von HIRES ist der
Nachweis von Biosignaturen bei Planeten um andere Sonnen und damit die Suche
nach außerirdischem Leben. Zur Kalibration der Spektren kommen hochpräzise
Laser-Frequenzkämme zum Einsatz.
Das MOSAIC-Instrument ist ein Vielkanal-Spektrograph mit hoher räumlicher
Auflösung. Er wird die Verteilung von Dunkler und normaler Materie auf großen
und kleinen Längenskalen und über das ganze Alter des Universums studieren und
der Astrophysik so neue Einblicke in die Physik von Galaxien jenseits der
lokalen Gruppe bieten, das Zentrum der Milchstraße untersuchen und die
Entstehung und Entwicklung von extrasolaren Planeten studieren.
Die MOSAIC- und HIRES-Konsortien sind eine der größten Kollaborationen, die es
je für die Entwicklung astronomischer Instrumente gab. HIRES verbindet alle
technologischen Möglichkeiten der Zeit und wird in der Lage sein, die enorme
einzigartige Lichtsammelkraft des 39 Meter großen Spiegels des E-ELT auszureizen
und für neue Erkenntnisse verwertbar zu machen.
Das HIRES-Konsortium besteht aus
zwölf Ländern (Brasilien, Chile, Dänemark, Frankreich, Deutschland, Italien,
Spanien, der Schweiz und Großbritannien) und wird vom Italian National Institute
for Astrophysics (INAF) geleitet. Deutschland, insgesamt mit fünf Einrichtungen
beteiligt, wird vom Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP) vertreten.
Das MOSAIC-Konsortium umfasst Forschungsinstitute aus fünf Ländern
(Frankreich, Großbritannien, Niederlande, Brasilien und Deutschland) sowie sechs
weitere assoziierte Partner (Österreich, Finnland, Italien, Portugal, Spanien
und Schweden). Die Leitung liegt bei der französischen Forschungsorganisation
CNRS-INSU.
Der lokale Projektleiter in Potsdam, Prof. Dr. Martin Roth vom AIP, freut sich über den
Projektauftakt: "Mit MOSAIC ist das AIP erneut an einem Großprojekt für die
europäische Südsternwarte in Chile beteiligt. Dieser Erfolg beruht auch auf der
Erfahrung der Potsdamer Astrophysiker in den ESO-Projekten MUSE und 4MOST."
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