Grünes Licht für Bau des Riesenteleskops
von Stefan Deiters astronews.com
10. Dezember 2014
Der Rat der europäischen Südsternwarte ESO hat kürzlich
grünes Licht für den Bau des European Extremely Large Telescope (E-ELT) gegeben.
Das 39 Meter durchmessende Teleskop soll innerhalb von zehn Jahren auf einem
Berggipfel in der chilenischen Atacamawüste errichtet werden. Da noch etwas
Geld fehlt, bezieht sich die Entscheidung allerdings zunächst nur auf eine Art
Rumpfteleskop.

So soll das European Extremely Large
Telescope (E-ELT) einmal aussehen.
Bild: ESO/L. Calçada [Großansicht] |
Die europäische Südsternwarte ESO hat in den kommenden Jahren Großes vor: Auf
dem Gipfel des Cerro Armazones, ganz in der Nähe des Very Large Telescope, soll bis 2024 mit dem European Extremely Large Telescope
(E-ELT) das weltgrößte Einzelteleskop entstehen, das im Optischen und Infraroten
beobachtet. Es wird einen Spiegeldurchmesser von 39 Metern haben.
Der ESO-Rat hat nun auf seiner letzten Sitzung grünes Licht für den Baubeginn
des E-ELT gegeben. Diese Nachricht wird manchen verwundern, hatte doch die ESO
im Sommer groß die Aufnahme der Bauarbeiten mit einer Sprengung der Kuppe des
Cerro Armazones gefeiert. Wie kann es also angehen, dass jetzt noch einmal der
Baubeginn beschlossen wird?
Den Bau des E-ELT hatte der ESO-Rat, wie berichtetet, im Jahr 2012
beschlossen, wobei allerdings festgeschrieben wurde, dass Arbeiten mit einem
Volumen von über zwei Millionen Euro erst dann ausgeschrieben werden können,
wenn 90 Prozent der Gesamtkosten des damals auf 1,1 Milliarden Euro veranschlagten Projekts
auch sicher finanziert sind. Davon waren allerdings Infrastrukturarbeiten
ausgenommen, die im Sommer dieses Jahres auch begonnen haben.
Um nun mit den eigentlichen Entwicklungsarbeiten für das Teleskop beginnen zu
können, mussten die einzelnen ESO-Mitgliedstaaten zusammen 90 Prozent der Gesamtkosten
zusagen. Dabei gab es allerdings mehr Probleme als
erwartet, insbesondere da sich der geplante Beitritt Brasiliens immer weiter
hinzog. Um die ins Auge gefasste Fertigstellung des Teleskops nicht weiter zu verzögern,
behalf man sich nun mit einem "Trick": Der Bau des Teleskops wurden in zwei Phasen
aufgeteilt und rund zehn Prozent der Gesamtkosten in die zweite Bauphase
verschoben.
Die Baukosten der ersten Bauphase sind dadurch zu über 90 Prozent gesichert, so
dass der ESO-Rat grünes Licht für den Baubeginn geben konnte, ohne gegen die
Auflagen aus dem Jahr 2012 zu verstoßen. Die ESO betont, dass auch
nach Fertigstellung des jetzt genehmigten Rumpfteleskops ein voll funktionsfähiges
Großteleskop mit drei Instrumenten zur Verfügung stehen wird. Allerdings hätte dieses einige Einschränkungen etwa beim Hauptspiegel und bei
der adaptiven Optik und würde nicht über alle geplanten Instrumente verfügen.
Ziel der ESO ist es natürlich, möglichst bald auch die restlichen Gelder für
den Bau des ursprünglich geplanten E-ELT zu sichern. Dies sollte etwa durch den
Beitritt Brasiliens gelingen, wo gerade der Ratifizierungsprozess läuft. Bis
2017 unterscheidet sich der Bauverlauf nicht von der anfangs geplanten
Version, so dass bis dahin noch jederzeit umgeschwenkt werden kann. Gelingt es bis 2017
die volle Summe zusammenzubekommen, wird sich auch am Datum für die
Fertigstellung des Teleskops nichts ändern. Das "First Light" wird dann 2024
erfolgen. Sollte man tatsächlich nur das Rumpfteleskop fertigstellen können,
dürfte sich das "First Light" jedoch um zwei Jahre verzögern.
"Der Beschluss des Rates bedeutet, dass das Teleskop nun gebaut werden kann.
Die wesentlichen Baumaßnahmen für das E-ELT sind nun finanziell gesichert und
können nach Plan fortgeführt werden. Es ist schon viel Fortschritt auf dem
Gipfel des Armazones in Chile zu sehen und die nächsten paar Jahre werden sehr
aufregend sein”, meint ESO-Generaldirektor Tim de Zeeuw und versucht damit der
Situation möglichst viel Positives abzugewinnen.
"Die Geldmittel, die nun bewilligt wurden, erlauben den Bau eines voll
funktionsfähigen E-ELT, das das leistungsstärkste aller extrem großen Teleskope
sein wird, die derzeit geplant sind, und eine allen anderen überlegene
Lichtsammelfläche und Instrumentierung beinhaltet", so de Zeeuw weiter. "Es wird
sowohl die Charakterisierung von erdähnlichen Exoplaneten und eine Studie zur
Auflösung von Sternpopulationen in nahen Galaxien erlauben, als auch eine
hochempfindliche Beobachtung des fernen des Universums."
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