Offizieller Baubeginn mit Bergsprengung
von Stefan Deiters astronews.com
20. Juni 2014
Die europäische Südsternwarte ESO hat gestern Abend mit
einer Zeremonie offiziell mit den Bauarbeiten für das weltweit größte Teleskop
begonnen, das ab 2024 das All im Optischen und Infraroten ins Visier nehmen soll.
Höhepunkt der Feier war eine Sprengung auf dem Gipfel des Cerro Armazones, wo
das European Extremely Large Telescope entstehen wird.
Die Sprengung auf dem Gipfel des Cerro
Armazones.
Foto: ESO
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Der offizielle erste Spatenschicht für die Bauarbeiten am weltweit größten
Teleskop, das im Optischen und Infraroten beobachten soll, wurde von den
offiziellen Gästen der Feierstunde aus
sicherer Entfernung vom Cerro Armazones, dem vorgesehenen Standort für das
European Extremely Large Telescope (E-ELT), verfolgt, nämlich vom Gipfel des etwa 20
Kilometer entfernten Paranal aus, wo sich das Very Large Telescope befindet.
Der Grund war einfach: Der offizielle Spatenstich war nämlich in Wirklichkeit
eine gewaltige Sprengung, durch die Teile des 3.060 Meter hohen Berggipfels
weggesprengt wurden. Die Sprengung ist Teil der einleitendenden
Infrastrukturmaßnahmen für den Bau des Teleskops und sollte helfen, den
Gipfelbereich einzuebnen.
Die Bauarbeiten am Cerro Armazones hatten im März begonnen. Zunächst geht es
dabei um die Schaffung von Zufahrtswegen, den Bau einer Plattform auf der
Bergkuppe
und das Anlegen eines Schachts für Versorgungsleitungen zum künftigen
Teleskopstandort. Diese Arbeiten werden insgesamt rund 16 Monate dauern.
Anschließend soll auf dem Gipfel des Cerro Armazones dann das
weltgrößte Einzelteleskop entstehen, das im Optischen und Infraroten beobachtet.
Es wird einen Spiegeldurchmesser von 39 Metern haben. Nach den derzeitigen
Planungen können erste Beobachtungen mit dem E-ELT ab 2024 durchgeführt
werden.
Die ESO hatte den Bau des E-ELT 2012 beschlossen (astronews.com
berichtete). Die Gesamtkosten werden auf mehr als eine Milliarde Euro
geschätzt. Der Cerro Armazones hatte sich bei einer mehrjährigen Suche nach einem
geeigneten Standort für das Riesenteleskop letztlich durchgesetzt. Bis zuletzt
war auch noch die Kanareninsel La Palma im Rennen gewesen, wo sich bereits das
Roque-de-los-Muchachos-Observatorium befindet, zu dem auch das Gran
Telescopio Canarias (GTC) mit einem Spiegeldurchmesser von 10,4 Metern
gehört.
Den Ausschlag für Chile gaben schließlich auch ganz praktische Überlegungen:
Der Cerro Armazones ist nicht weit vom Paranal Observatory der ESO
entfernt, was natürlich logistische und auch organisatorische Vorteile hat.
Beide Standorte verfügen zudem über exzellente Beobachtungsbedingungen mit 320
klaren Nächten im Jahr.
Eine Aufzeichnung der von der ESO ins Internet gestreamten Veranstaltung am
gestrigen Abend mit Reden und der Sprengung als Abschluss ist inzwischen auch abrufbar.
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