Vereinbarung für Riesenteleskop unterzeichnet
von Stefan Deiters astronews.com
14. Oktober 2011
Bei der Realisierung des European Extremely Large
Telescope ist die europäische Südsternwarte ESO nun einen weiteren Schritt
vorangekommen. In der chilenischen Hauptstadt Santiago wurde gestern eine
Vereinbarung unterzeichnet, durch die die ESO das Land für das Teleskop der
40-Meter-Klasse übertragen bekommt. Zusätzlich soll ein großer Bereich rund um
das Teleskop zum Schutzgebiet erklärt werden.
So soll das European Extremely Large
Telescope auf dem Cerro Armazones einmal
aussehen.
Bild: ESO [Großansicht] |
Der chilenische Außenminister Alfredo Moreno und der
Generaldirektor der europäischen Südsternwarte ESO Tim de Zeeuw haben gestern in
der chilenischen Hauptstadt Santiago eine Vereinbarung über den Bau des
European Extremely Large Telescope (E-ELT) unterzeichnet. Das Teleskop mit
einem Spiegeldurchmesser von rund 40 Metern soll auf dem Cerro Armazones gebaut
werden, der nur 20 Kilometer vom Cerro Paranal entfernt ist, wo sich das
Very Large Telescope (VLT) der ESO befindet (astronews.com berichtete). Auf
diese Weise werden beide Teleskope einen großen Teil der Infrastruktur gemeinsam
nutzen können.
Mit der Vereinbarung zwischen der chilenischen Regierung und der ESO wird
eine Zusammenarbeit fortgesetzt, die im Jahr 1963 begonnen hat. Damals wurde in
La Silla die erste europäische "Südsternwarte" gebaut. Inzwischen ist Chile eine
der weltweit führenden Regionen für Astronomie. Auch zahlreiche andere Länder
haben in dem südamerikanischen Land Teleskope gebaut. Außer den Teleskopen in La
Silla betreibt die ESO in Chile bislang das Observatorium auf dem Paranal unter
anderem mit dem Very Large Telescope und ist zudem am Bau des Radioteleskop-Arrays ALMA
beteiligt.
"Diese Vereinbarung ermöglicht uns den Bau des E-ELT als Teil des
VLT-Systems", so de Zeeuw. "Es erweitert zudem unsere Zusammenarbeit mit der
chilenischen Gesellschaft deutlich und wird neue wissenschaftliche und
technischen Möglichkeiten eröffnen." Durch die Vereinbarung erhält die ESO 189
Quadratkilometer Land rund um den Cerro Armazones zum Bau des E-ELT. Außerdem
wird ein Gebiet von insgesamt 362 Quadratkilometer um das E-ELT-Gelände zum
Schutzgebiet erklärt, um Lichtverschmutzung oder Störungen durch Bergbauarbeiten
zu verhindern. Zusammen mit dem Schutzgebiet rund um Paranal werden damit
insgesamt 1.270 Quadratkilometer unter besonderem Schutz stehen.
"Chile hat den klarsten Himmel auf der Erde und ist Gastland für viele
bedeutende astronomische Observatorien", so Moreno. "Das ist Teil unseres
Schatzes und auch Teil unseres Beitrags für die Menschheit. Die Anwesenheit der
ESO und des E-ELT-Projektes in unserem Land ist ein deutliches Zeichen für das
Interesse Chiles an Technologie und Wissenschaft." Chile hat der ESO auch die
Unterstützung beim Ausbau der Infrastruktur, etwa bei der Straßenanbindung nach
Antofagasta, beim Anschluss des Paranal-Observatoriums an das nationale
Stromnetz und bei der Suche nach erneuerbaren Energiequellen zum Betrieb der
Teleskope zugesagt.
Als Gegenleistung werden chilenische Astronomen zehn Prozent der
Beobachtungszeit auch am neuen E-ELT erhalten. Mindestens drei Viertel davon
soll allerdings für Projekte von chilenischen Astronomen verwendet werden, die
mit einem Astronomen eines ESO-Mitgliedslandes zusammenarbeiten. Auf diese Weise
soll die internationale Zusammenarbeit gefördert werden. Mit der Inbetriebnahme
des E-ELT wird Anfang des kommenden Jahrzehnts gerechnet.
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