Standort für 42 Meter-Teleskop festgelegt
von Stefan Deiters astronews.com
27. April 2010
Mit einem Spiegeldurchmesser von 42 Metern soll das European Extremly Large Telescope sämtliche heute vorhandenen Großteleskope in den
Schatten stellen. Jetzt hat die europäische Südsternwarte ESO entschieden, wo
das E-ELT gebaut wird: in 3.060 Meter Höhe auf dem Cerro Armazones im Norden
Chiles. Es wird damit nur rund 20 Kilometer vom Very Large Telescope der ESO
entfernt sein.
Nächtlicher Blick auf den Cerro Armazones, dem
zukünftigen Standort des European Extremly Large
Telescope. Eine Aufnahme bei Tag heute auch als
unser
Bild des Tages.
Foto: ESO/S. Brunier
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"Dies ist ein wichtiger Meilenstein, durch den wir jetzt die
grundlegenden Planungen für dieses äußerst ambitionierte Projekt abschließen
können, das einmal unser astronomisches Wissen gewaltig erweitern wird", meinte
Tim de Zeeuw, der Generaldirektor der europäischen Südsternwarte ESO. Die ESO
plant mit dem European extremly large optical/infrared telescope (E-ELT) ein
gewaltiges neues Instrument mit einem Spiegeldurchmesser von 42 Metern. Das
E-ELT wird damit zum größten Teleskop seiner Art in der Welt werden.
Vom Bau erhoffen sich die Astronomen Antworten auf viele bislang ungeklärte
Fragen ihrer Wissenschaft und halten es sogar für möglich, dass das
Riesenteleskop die Astronomie ähnlich stark beeinflussen wird wie Galileo Galileis
erster Blick durch ein Teleskop
vor rund 400 Jahren. Derzeit rechnet die ESO
damit, dass bis zum Jahresende mit den Bauarbeiten begonnen werden kann. Erste
Beobachtungen sollen dann im Jahr 2018 möglich sein.
Der gestrigen Entscheidung der ESO war eine jahrelange Suche nach dem am
besten für das Projekt geeigneten Standort vorausgegangen. Wichtig waren
dabei in erster Linie astronomische Faktoren, wie die Anzahl von klaren Nächten,
die Ruhe der Atmosphäre oder ihr Wasserdampfgehalt. Hinzu kamen Überlegungen zu
Bau- und Betriebskosten und mögliche Synergieeffekte durch andere Großteleskope
in der Nähe.
Unter den vier verbliebenen Standorten, die aus astronomischer Sicht alle für
das E-ELT in Frage gekommen wären, befanden sich drei verschiedene Orte in Chile
sowie die Kanareninsel La Palma. Die technischen Überlegungen gaben dann aber
den Ausschlag für den 3.060 Meter hohen Cerro Armazones im Norden Chiles, der nicht weit entfernt
vom Paranal Observatory der ESO liegt, der Heimat des Very Large Telescope.
Beide Standort verfügen über exzellente Beobachtungsbedingungen mit 320 klaren
Nächten im Jahr.
"Wenn zu den schon jetzt überragenden Fähigkeiten des VLT die neuen
Möglichkeiten des E-ELT hinzukommen, sichern wir auf lange Zeit die Bedeutung von Paranal als das
weltweit leistungsstärkste Observatorium für Beobachtungen im Optischen
und Infraroten und stärken die Position der ESO als führende Organisation für erdgebundene Astronomie", so de Zeeuw.
Bei der ESO hatte es ursprünglich Planungen für ein noch viel größeres
Teleskop, das Overwhelmingly Large Telescope (wahnsinnig großes Teleskop, kurz
OWL), gegeben. Es sollte über einen Durchmesser von 100 Metern verfügen. Man
entschied sich dann aber doch für das etwas bescheidenere Extremly Large
Telescope. Es wird mit seinem Spiegeldurchmesser von 42 Metern immer noch
deutlich größer sein als das amerikanische Thirty-Meter Telescope (TMT), das -
wie der Name schon sagt - über einen 30 Meter durchmessenden Spiegel verfügen
und auch ab 2018 die Arbeit aufnehmen soll.
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