Brasilien wird 15. ESO-Mitglied
von Stefan Deiters astronews.com
10. Januar 2011
Die europäische Südsternwarte ESO wird dieses Jahr ein neues
Mitglied bekommen: Ende des vergangenen Jahres unterzeichnete der brasilianische
Minister für Wissenschaft und Technologie und der ESO-Generaldirektor eine
entsprechende Vereinbarung. Nach der Ratifizierung durch das brasilianische
Parlament wird Brasilien das 15. Mitgliedsland der ESO sein und das erste
außerhalb Europas.
Brasilianische Astronomen haben künftig auch
Zugang zum Very Large Telescope der ESO in Chile.
Foto: Iztok Boncina/ESO |
Die offizielle Vereinbarung zur Aufnahme Brasiliens als 15.
Mitglied der ESO wurde am 29. Dezember 2010 bei einer Zeremonie in Brasilia
durch den brasilianischen Minister für Wissenschaft und Technologie Sergio
Machado Rezende und den ESO-Generaldirektor Tim de Zeeuw unterzeichnet. Da es
sich um ein internationales Abkommen handelt, muss es durch das brasilianische
Parlament bestätigt werden. Ist dies geschehen, wird Brasilien das 15.
Mitgliedsland der ESO sein und das erste außerhalb Europas.
"Der Beitritt zur ESO wird der Entwicklung von Wissenschaft, Technologie und
Innovationen in Brasilien neuen Schwung geben und ist Teil der Bemühungen der
Regierung das Land in diesen strategisch wichtigen Bereichen voran zu bringen",
sagte Rezende. Die ESO ist auf dem südamerikanischen Kontinent keine unbekannte
Organisation und betreibt in Chile gleich mehrere Observatorien.
"Durch die Mitgliedschaft Brasiliens erhält die sehr rege astronomische
Forschungsgemeinschaft des Landes vollen Zugang zu den produktivsten
Observatorien der Welt und verschafft der brasilianischen Industrie die
Möglichkeit, sich an der Entwicklung des European Extremly Large Telescope-Projekt
zu beteiligen", so de Zeeuw. Für die Talente des Landes sei es außerdem genau
der richtige Zeitpunkt, um sich noch in dieses große Projekt einbringen zu
können.
Erste Gespräche über eine Mitgliedschaft Brasiliens begannen Anfang 2009. Im
Mai vergangenen Jahres einigten sich die brasilianischen Astronomen dann darauf,
dass das Land eine Mitgliedschaft beantragen sollte und richteten eine
entsprechende Empfehlung an das zuständige Ministerium. Nach der formellen
Interessensbekundung durch das Land und anschließenden Verhandlungen entschied
der ESO-Rat im Oktober 2010 einstimmig, Brasilien einzuladen, sich um eine
Mitgliedschaft zu bewerben. Nach weiteren Verhandlungen stimmte die ESO einem
entsprechenden Antrag des Landes am 21. Dezember 2010 zu. Mit der Ratifizierung
der am 29. Dezember 2009 unterzeichneten Vereinbarung durch das brasilianische
Parlament wird noch in der ersten Jahreshälfte gerechnet.
Brasilien erhält mit der Mitgliedschaft vollen Zugang zu den Einrichtungen
der ESO und wird auch von den technologischen Entwicklungen profitieren können.
Die Beitrittsgebühr des Landes beträgt 130 Millionen Euro, die über einen
Zeitraum von zehn Jahren zu entrichten ist. Zudem muss Brasilien, wie jedes
andere ESO-Mitglied, einen jährlichen Beitrag zahlen, der sich nach dem
Nationaleinkommen richtet.
Die ESO, deren offizielle Bezeichnung "Europäische Organisation für die
astronomische Forschung in der südlichen Hemisphäre" lautet, wurde 1962
gegründet und hat bislang 14 Mitgliedsstaaten. Sie betreibt drei Observatorien
in Chile: am Paranal-Observatorium unter anderem das Very Large Telescope, in La
Silla diverse mittelgroße Teleskope sowie in der Atacama-Wüste das
Submillimeter-Teleskop APEX, aus dem einmal - in internationaler Zusammenarbeit
- das Großteleskop ALMA werden soll. Das Hauptquartier der ESO ist in Garching
bei München.
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