Erste Segmente des Hauptspiegels gegossen
von Stefan Deiters astronews.com
10. Januar 2018
Unweit des Very Large Telescope der europäischen
Südsternwarte ESO entsteht in Chile gerade das Extremely Large Telescope,
das mit einem Spiegeldurchmesser von 39 Metern alle bisherigen Teleskope in den
Schatten stellen soll. In Mainz wurden nun die ersten sechs Segmente des
Hauptspiegels gegossen. Insgesamt wird er aus 798 Segmenten bestehen.

In Mainz wurden jetzt die ersten sechs
hexagonalen Segmente für den Hauptspiegel des
Extremely Large Telescope der ESO gegossen.
Foto: Schott/ESO [Großansicht] |
Mit einem Spiegeldurchmesser von 39 Metern wird das Extremely Large
Telescope (ELT) einmal das größte im Optischen und nahen Infrarot
beobachtende Teleskop der Erde sein. Das Riesenteleskop entsteht auf dem Berg
Cerro Armazones, einem 3000 Meter hohen Gipfel, der etwa 20 Kilometer vom Cerro
Paranal entfernt ist, wo sich das Very Large Telescope befindet. Die
Bauarbeiten hier haben bereits begonnen (astronews.com
berichtete).
Der gewaltige Hauptspiegel lässt sich dabei nicht aus einem Stück fertigen,
sondern wird aus 798 sechseckigen Segmenten bestehen, die jeweils einen
Durchmesser von 1,4 Metern und eine Dicke von fünf Zentimetern haben. Nun wurden
die ersten Segmente des Spiegels bei Schott in Mainz gegossen. "Es war ein
wunderbares Gefühl, zu sehen, wie die ersten Segmente erfolgreich gegossen
wurden. Dies ist ein wichtiger Meilenstein für das ELT!", so Marc Cayrel, Leiter
der ELT-Optomechanik bei der ESO, der beim ersten Gussvorgang anwesend war.
Die ersten Güsse sind für das Vorhaben von besonderer Bedeutung, da sie den
Ingenieuren erlauben, den Herstellungsprozess für die restlichen Segmente zu
überprüfen und zu optimieren. Insgesamt sollen über 900 Spiegelsegmente gegossen
werden - 798 für den Hauptspiegel und 133 als Reserve. Die Hauptspiegelsegmente
bestehen - wie auch der Sekundärspiegelrohling - aus dem dehnungsarmen
Keramikwerkstoff Zerodur von Schott.
Zerodur wurde in den späten 1960er Jahren für astronomische Teleskope
entwickelt und hat einen extrem niedrigen Wärmeausdehnungskoeffizienten, so dass
sich das Material auch bei großen Temperaturschwankungen nicht ausdehnt. Der
Werkstoff ist zudem sehr widerstandsfähig und kann mit hoher Präzision poliert
werden. Auf diese extrem glatte Oberfläche wird dann kurz vor der Inbetriebnahme
des Teleskops die eigentliche Spiegelschicht aus Aluminium oder Silber bedampft.
Auch das Very Large Telescope verfügt über Spiegel aus Zerodur.
Nach dem Gießen durchlaufen die Rohlinge dann eine langsame Abkühl- und
Wärmebehandlungssequenz. Anschließend werden sie von einer französischen Firma
in die richtige Form geschliffen und die Oberfläche dann poliert, wobei dabei
eine Genauigkeit von 15 Nanometern über die gesamte optische Fläche erreicht
werden soll.
Das Extremely Large Telescope soll im Jahr 2024 in Betrieb gehen.
|