Fertigung der Instrumente hat begonnen
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Astronomie astronews.com
16. Mai 2023
In unmittelbarer Nähe des Very Large Telescope der
europäischen Südsternwarte ESO in der chilenischen Atacamawüste entsteht gerade
das Extremely Large Telescope, dessen Hauptspiegel einen Durchmesser
von 39 Metern haben wird. Nun wurde mit dem Bau der ersten Instrumente begonnen.
Auch deutsche Institute sind daran maßgeblich beteiligt.
Das MICADO-Instrument des ELT, das hier im
Modell zu sehen ist, wird sich auf tiefe Bilder des Universums
spezialisieren. Mit seiner Empfindlichkeit und räumlichen
Auflösung wollen die Forscher dieses große Instrument nutzen,
um schwache Objekte aufzulösen, darunter auch Sterne in
anderen Galaxien. Bild:
ESO [Großansicht] |
MICADO und METIS sind zwei der vier Instrumente der ersten Generation für das
Extremely Large Telescope (ELT) der europäischen Südsternwarte ESO, die
noch in diesem Jahrzehnt am Teleskop in Betrieb genommen werden sollen. Das
Max-Planck-Institut für Astronomie (MPIA) in Heidelberg ist ein
Konsortialpartner in beiden Projekten und hat gerade mit dem Bau verschiedener
Teilsysteme der Instrumente begonnen.
"Ich freue mich sehr, dass die ersten Teilstücke in den Labors und
Werkstätten unserer Partner in ganz Europa ankommen", sagt Eckhard Sturm, der
MICADO-Projektleiter und Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für
extraterrestrische Physik (MPE). Um diesen wichtigen Meilenstein des Projekts zu
würdigen, hat die ESO zusammen mit den MICADO- und METIS-Konsortien die ersten
beiden einer Reihe von Erklärvideos produziert. Sie wurden während einer
Live-Veranstaltung am vergangenen Freitag vorgestellt
MICADO ist die Multi-AO Imaging Camera for Deep Observations. Sie
wird das ELT, dessen Hauptspiegel einen Durchmesser von 39 Metern haben wird,
mit einem der ersten Instrumente mit einer beugungsbegrenzten Bildgebung und
Langspaltspektroskopie im nahen Infrarotbereich ausstatten. MICADO wird unter
der Leitung des MPE von einem Konsortium von Partnern aus Deutschland,
Frankreich, den Niederlanden, Österreich, Italien und Finnland zusammen mit der
ESO entwickelt und gebaut.
METIS, der Mid-infrared ELT Imager and Spectrograph, ist ein
weiteres ELT-Instrument der ersten Generation. Es wird die
Beobachtungsmöglichkeiten im Infraroten ergänzen, indem es den mittleren
Infrarotbereich abdeckt. METIS bietet beugungsbegrenzte Bildgebung, niedrig- und
mittelauflösende Spaltspektroskopie und Koronografie für eine kontrastreiche
Bildgebung bei Wellenlängen zwischen 3 und 13 Mikrometern und hochauflösende
integrale Feldspektroskopie zwischen 3 und 5 Mikrometern. Es wird von einem
europäischen Konsortium unter der Leitung des PI-Instituts NOVA (Niederländische
Forschungseinrichtung für Astronomie) in den Niederlanden mit zwölf Partnern aus
Deutschland, Großbritannien, Frankreich, der Schweiz, Belgien, Portugal,
Österreich, Taiwan und den USA gebaut.
Das MPIA in Heidelberg spielt eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung und
Herstellung beider Instrumente: Es liefert die warme Voroptik von MICADO, die
das Sternenlicht vom Teleskop mit minimalem Verlust an Empfindlichkeit und
Bildschärfe in die kalte Kamera-Optik leitet. Darüber hinaus liefert das MPIA
die Kalibrierungseinheit für alle wissenschaftlichen Standardbeobachtungsmodi.
Die High-Tech-Funktionen von MICADO und METIS versetzen sie in die Lage, weit
über die Fähigkeiten der besten Observatorien von heute hinauszugehen,
einschließlich des Hubble- und des James-Webb-Weltraumteleskops. So wird die
Empfindlichkeit von MICADO mit der des JWST vergleichbar sein, jedoch mit der
sechsfachen Auflösung.
Auf diese Weise wird MICADO Exoplaneten erforschen, die detaillierte Struktur
entfernter Galaxien enthüllen und einzelne Sterne in nahen Galaxien untersuchen.
MICADO wird auch ein einzigartiges und leistungsfähiges Instrument zur
Erforschung von Umgebungen sein, in denen Gravitationskräfte und allgemeine
relativistische Effekte extrem stark sind, wie in der Nähe des supermassereichen
schwarzen Lochs im Zentrum unserer Galaxie, der Milchstraße.
METIS verfügt über eine viel höhere spektrale und räumliche Auflösung als
James Webb und ermöglicht den Astronominnen und Astronomen, die Details der
Stern- und Planetenentstehung sowie die extrem dünnen Atmosphären von Gesteins-Exoplaneten
zu untersuchen. Da METIS im mittleren Infrarot beobachten wird, wird es
vorwiegend kühle Objekte wie Gas- und Staubwolken erforschen. Als ein weiteres
aufregendes Forschungsfeld wird METIS nachschauen, ob unsere nächsten stellaren
Nachbarn Gesteinsplaneten wie die Erde beherbergen.
Als zweitgrößter Partner des METIS-Konsortiums liefert das MPIA Teilsysteme
wie die bildgebende Kamera und die adaptive Optik (AO). Die AO korrigiert
atmosphärische Verzerrungen und ist daher für beugungsbegrenzte Beobachtungen
mit METIS unerlässlich. "METIS ist ein enorm komplexes Instrument mit höchsten
Anforderungen an Genauigkeit und Leistung. An der Realisierung eines solchen
Instruments in Zusammenarbeit mit zwölf europäischen und weltweiten Partnern
beteiligt zu sein, ist einzigartig!", sagt Markus Feldt, der verantwortliche
Wissenschaftler für METIS am MPIA.
|
|