Spirit-Rettungsversuch beginnt
von Stefan Deiters astronews.com
16. November 2009
Jetzt heißt es Daumen drücken: Heute will die NASA erste
Befehle zum im Marssand feststeckenden Rover
Spirit schicken. Sind sind Teil eines Befreiungsplans, den NASA-Experten am Jet Propulsion Laboratory
in den vergangenen Monaten ausgearbeitet hatten. Allerdings gibt die NASA zu,
dass die Wahrscheinlichkeit eines Scheiterns relativ hoch ist.
Computersimulation von Spirits Lage auf dem
Mars.
Bild: NASA / JPL-Caltech |
Wie berichtet befindet sich der Marsrover Spirit seit dem
23. April 2009 in einem inzwischen Troy getauften Bereich, in dem der Sand so
locker ist, dass sich der Rover mit normalen Manövern nicht mehr aus seiner Lage
befreien kann. Mit Hilfe zweier Testrover hatte man daher in den vergangenen
Monaten in einer Halle des Jet
Propulsion Laboratory (JPL) der NASA an einem Plan zur Befreiung von
Spirit gearbeitet. Erste Befehle dazu sollen noch heute zum Mars geschickt
werden. Die NASA glaubt allerdings nicht, dass sich Spirit schnell
befreien lassen wird und hält auch ein Scheitern der Aktion für möglich.
"Das wird ein langwieriger Prozess und es besteht eine hohe
Wahrscheinlichkeit, dass die Versuche zur Befreiung Spirits keinen
Erfolg haben werden", meint Doug McCuisition, Direktor des
Marserkundungsprogramms der NASA. "Auch nach ein paar Wochen werden wir noch
nicht sicher sein, ob sich Spirit befreien können wird oder nicht."
Spirit hat insgesamt sechs Räder, von denen sich allerdings eines
schon seit rund drei Jahren nicht mehr bewegen lässt. Der erste Befehl der zum
Mars geschickt werden soll, wird Spirit nun instruieren, die fünf noch
arbeitenden Räder etwa sechs Runden vorwärts zu drehen. Die Techniker rechnen
damit, dass der Rover dabei rutschen wird und es kaum zu einer Vorwärtsbewegung
kommt. Am nächsten Tag sollen die Daten über dieses Manöver zur Erde geschickt
und anschließend analysiert werden, bevor der nächste Fahrversuch unternommen
wird. Die Ingenieure rechnen damit, dass die Rettungsbemühungen bis Anfang
nächsten Jahres andauern werden.
"Das Fahren auf dem Mars ist eine Herausforderung. Wie auch immer die Sache
ausgeht, wir werden dabei eine Menge über die Fortbewegung auf dem roten
Planeten lernen, was künftigen Rovermissionen zugute kommen wird", so
McCuisition. "Spirit hat einige eindrucksvolle Entdeckungen gemacht und
während seines Einsatzes auf dem Mars eine erstaunliche Leistung gezeigt. Der
Rover funtionierte mehr als 22-mal länger als ursprünglich geplant."
Seit sich ein Rad von Spirit nicht mehr bewegen lässt, fährt der
Rover rückwärts und zieht das blockierte Rad hinter sich her. Im April brachen
die Räder von Spirit durch eine dünne Kruste. Aus dem darunter
liegenden sandigen Material konnte sich Spirit nicht mehr befreien. Die
Fahrversuche führten sogar dazu, dass sich die Räder des Rovers immer weiter in
den Sand eingegraben haben. Man stellte daher die Fahrversuche zunächst ein, um
auf der Erde nach einer Befreiungsstrategie zu suchen.
"Wir haben Spirits Lage gründlich analysiert und die neuen
Fahrversuche detailliert vorbereitet", meint John Callas, Projektmanager für die
Rover am Jet Propulsion Labortatory der NASA. "Wir haben zwei
verschiedene Testrover für unsere Fahrversuche verwendet und versucht, die
Bedingungen auf dem Mars so gut es geht nachzubilden, doch Tests auf der Erde
können nie genau der Situation in der Troy-Region entsprechen."
Die Untersuchungen ergaben, dass sich Spirit offenbar am Rande eines
knapp acht Meter durchmessenden Kraters befindet, der sich schon vor langer Zeit
mit einem sandigen Material gefüllt hatte. Der Plan sieht nun vor, Spirit
eine geringe Steigung hinauf von diesem Krater weg zu bewegen. Dabei müssen die
Techniker noch darauf achten, dass Spirit nicht auf einen Stein
aufsetzt, der sich genau unter dem Rover befindet. Das eine blockierte Rad
dürfte diese Manöver nicht leichter machen. Spirit braucht also in den
kommenden Wochen jede Menge Glück.
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