Spirit wartet und erkundet
von Stefan Deiters astronews.com
30. Juni 2009
Das Roverteam der NASA macht derzeit das Beste aus der
misslichen Situation des Marsrovers Spirit. Dieser hatte sich vor
einigen Wochen im Sand festgefahren und Experten arbeiten gerade an einer
Strategie, mit der man den Rover wieder freibekommen könnte. Glücklicherweise
scheint Spirits Standort zu den interessantesten Gebieten zu gehören, die der
Rover bislang besucht hat.
Vielfältige Bodenstruktur an Spirits Standort.
Die beiden Steine oben in dieser
Falschfarbenaufnahme sind rund zehn Zentimeter
lang und zwei bis drei Zentimeter breit.
Bild: NASA / JPL-Caltech / Cornell
University |
Der Marsrover Spirit hatte sich, wie berichtet, vor
einigen Wochen im Marssand festgefahren und steht seitdem in einem Gebiet, das
von den Wissenschaftlern inzwischen "Troy" getauft wurde. Zur Zeit arbeiten die
Expertem am Jet Propulsion Laboratory der NASA daran, den Rover wieder
freizubekommen, haben mit einer Kamera schon unter den Boden des Gefährts
geschaut und weitere Analysen gemacht. Basierend auf den Ergebnissen soll auf
der Erde die Situation zunächst nachgestellt und so getestet werden, wie ein
Befreiungsmanöver aussehen könnte.
Doch die Wartezeit wird derzeit gut genutzt: "Durch eine glückliche
Fügung ist Troy einer der interessantesten Orte, die Spirit
bislang untersucht hat", meint Ray Arvidson von der Washington
University in St. Louis. "Wir können hier jede Bodenschicht
untersuchen, die durch die Räder des Rovers freigelegt wurde."
Aus den Spuren, die Spirit bei den letzten Fahrversuchen
hinterlassen hat, können die Wissenschaftler wichtige Rückschlüsse auf
die Materialbeschaffenheit ziehen. Außerdem wurden durch die Räder
verschiedene, unterschiedlich gefärbte Bodenschichten freigelegt, die
inzwischen mit der Kamera an Bord des Rovers gründlich untersucht
wurden.
"Die Schichten enthalten basalthaltigen Sand und in einem Bereich
auch quarzreiches Material. Sie wurden vielleicht vom Wind sortiert und
die Struktur dann durch einen dünnen Film aus Wasser konserviert. Wir
haben aber immer noch verschiedene Arbeitshypothesen für das, was wir
hier sehen", so Arvidson. "Das alles könnte darauf hindeuten, dass die
Strukturen geologisch jünger sind als die Tiefebene, in der sich
Spirit befindet. Oder aber, dass hier durch Wind langsam Material
abgetragen wird und wir durch das Durchdrehen der Räder auf eine
Milliarden Jahre alte Ablagerung gestoßen sind."
Während die Vorbereitungen für eine Befreiung des Rovers weitergehen,
sollen die Schichten weiter untersucht werden. Dabei kommt den Experten
zugute, dass sie nicht nur Zeit, sondern auch ausreichend Energie zur
Verfügung haben: Wind hat nämlich in den vergangenen Wochen fast den
gesamten Staub wegeblasen, der sich auf den Solarzellen des Rovers
abgesetzt hatte.
"Die außergewöhnlich große Menge an zur Verfügung stehender Energie erlaubt
es uns, praktisch alle Instrumente des Rovers zur Untersuchung einzusetzen", so
Richard Morris vom Johnson Space Center in Houston. "Wenn der Rover
schon steckenbleiben muss, dann ist es sehr schön, dass dies wenigstens in einer
wissenschaftlich so interessanten Region passiert ist."
In den kommenden Wochen sollen nun erste Tests mit Hilfe des
Rovernachbaus am Jet Propulsion Laboratory durchgeführt werden.
Derzeit wird dort der Geländestreifen "Troy" nachgebildet. Nach Ansicht
des Teams besteht zwar die Möglichkeit, dass man den Rover nicht wieder
aus dem Sand herausbekommt, doch ist man immer noch optimistisch: "Mit
der verbesserten Energiesituation haben wir Zeit alles ausprobieren", so
John Callas, der Projektmanager der Rover. "Das letzte Mal hat sich
Spirit immerhin noch ein wenig fortbewegt. Die Tests auf der Erde
werden uns helfen, jedes Manöver zu vermeiden, das die Situation
verschlimmern könnte."
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