Erster Blick des Sonnenteleskops in die Sonne
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung astronews.com
2. Mai 2024
Die Vorbereitungen für den diesjährigen Stratosphärenflug
des ballongetragenen Sonnenobservatoriums Sunrise III haben einen
wichtigen Meilenstein erreicht: Nur drei Wochen nach Ankunft der Hardware in
Schweden konnte das Teleskop gestern erstmals echtes Sonnenlicht einfangen. Das
"First Light" diente dazu, die Instrumente und Systeme des Observatoriums zu
testen und zu kalibrieren.
Beim First Light fiel zum ersten Mal echtes
Sonnenlicht auf das Teleskop des
Sonnenobservatoriums und erreicht von dort die
wissenschaftlichen Instrumente.
Foto:
MPS [Großansicht] |
Gegen 10.30 Uhr war es soweit: Das riesige der Tor der liebevoll als "Dom"
bezeichneten Halle am Rande des Startfeldes des Esrange Space Centers
in der Nähe von Kiruna im Norden Schwedens öffnete sich. Zum ersten Mal fiel
Sonnenlicht in die Halle und auf das Sonnenobservatorium, das vom Hallenkran
getragen direkt hinter dem Tor wenige Zentimeter frei über dem Boden hing. Kurze
Zeit später liefen die ersten Messdaten von Sunrise III im
Göttingen Operations Center am Max-Planck-Institut für
Sonnensystemforschung (MPS) ein und sorgten im etwa 2500 Kilometer entfernten
Göttingen für geschäftiges Treiben.
"Mit dem Wetter hatten wir heute riesiges Glück", freut sich Dr. Achim
Gandorfer, Sunrise-III-Projektwissenschaftler vom MPS vor Ort am Esrange
Space Center. "Die nächsten Tage werden bedeckt sein, aber heute hat alles
gepasst."Da das Sunrise-III-Team in den vergangenen Wochen schneller als geplant
vorangekommen war, war es bereit, den seltenen sonnigen Tag im ansonsten eher
wolkenverhangenen nordschwedischen Frühling zu nutzen. In den Tagen zuvor hatten
noch künstliche Lichtquellen in der Halle die Sonne ersetzen müssen.
"Tests mit echtem Sonnenlicht sind für unsere Zwecke deutlich
aussagekräftiger als solche mit künstlichem Licht", erklärt MPS-Wissenschaftler
Dr. Alex Feller vor Ort in Göttingen. Nur so liefern die wissenschaftlichen
Instrumente Messdaten, die denen während des Flugs in der Stratosphäre ähneln,
und nur so lassen sich alle drei Instrumente gleichzeitig testen. Zudem bietet
das "First Light" die Möglichkeit zu prüfen, ob sich das sieben Meter hohe
Observatorium ohne äußere Hilfe von selbst dem Sonnenlicht zuwendet. Dies ist
während des Fluges unbedingt erforderlich – und hat bei dem gestrigen Test am
Boden reibungslos funktioniert. Sogar die Sonne hat mitgespielt: Auf ihrer
Oberfläche zeigten sich unter anderem mehrere kleinere Sonnenflecken.
"Die Sonne ist derzeit sehr aktiv; Sonnenflecken treten häufig auf. Wir
hoffen deshalb, diese Bereiche hoher magnetischer Feldstärke auch während des
Fluges beobachten zu können", erklärt Prof. Dr. Sami Solanki, MPS-Direktor und
Leiter der Sunrise-Mission. In den nächsten Wochen haben die Teammitglieder vor
Ort in Kiruna und in Göttingen noch jede Menge zu tun: Die Messdaten vom "First
Light" werden ausgewertet, alle Instrumente und Systeme optimiert und die
genauen Abläufe während des Flugs geübt.
Wie das "First Light" ist auch der Starttermin stark wetterabhängig. Zwar
zeichnet sich ab, dass die im Sommer auftretenden, stabilen Stratosphärenwinde,
die Sunrise III von Schweden über den Atlantik nach Kanada tragen
werden, bereits Mitte Mai auffrischen könnten. Doch zusätzlich sind an Starttag
Windstille und niederschlagfreie Bedingungen erforderlich. Damit kein
Nachteinbruch die Sonnenbeobachtungen während des Flugs unterbricht, kann der
Start zudem frühestens einen Monat vor Mittsommer, also etwa ab dem 25. Mai,
erfolgen. Anfang Juli reißen die stratosphärischen Ostwinde dann ab. Bisher
laufen alle Vorbereitungen optimal. Wir liegen vorm Zeitplan und haben vor, für
die erste Startmöglichkeit, die sich ergibt, bereit zu sein", so
Sunrise-III-Projektmanager Dr. Andreas Korpi-Lagg.
Der bevorstehende Start ist bereits der zweite für Sunrise III. Der
erste Flug vor zwei Jahren musste wenige Stunden nach dem Start wegen
technischer Schwierigkeiten abgebrochen werden (astronews.com berichtete). Die
Vorgänger Sunrise I und Sunrise II konnten 2009 und 2013 ihre
Stratosphärenflüge erfolgreich absolvieren und lieferten einzigartige
Beobachtungsdaten von der Sonne. Auch Sunrise III wird in einer
Flughöhe von mehr als 35 Kilometern Zugang zur ultravioletten Strahlung von der
Sonne haben und dank seiner drei wissenschaftlichen Instrumente und seines
Bildstabilisierungssystems einen hochaufgelösten Blick auf die sichtbare
Oberfläche der Sonne und die Vorgänge in der unteren Sonnenatmosphäre.
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