Sonnenteleskop am Ballon soll wieder starten
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung astronews.com
7. Oktober 2019
Die Ballonmission Sunrise, die aus einer Flughöhe
von mehr als 35 Kilometern ein hochauflösendes Teleskop auf die Sonne richtet,
bereitet sich auf ihren nächsten Flug vor. Im Sommer 2021 soll das Observatorium
zu seiner dritten Forschungsreise aufbrechen. Jetzt wurde in Spanien der ein
Meter durchmessende Spiegel des Teleskops runderneuert.
Der Hauptspiegel des Sunrise-Teleskops nach
erfolgreichem Bedampfen mit einer neuen Schicht
aus spiegelndem Aluminium.
Foto: MPS [Großansicht] |
Sunrise ist eine abenteuerliche Mission: Getragen von einem riesigen
Heliumballon schaut das unbemannte Observatorium aus einer Flughöhe von mehr als
35 Kilometern auf die Sonne; nach mehrtägigem Flug folgt dann die
halsbrecherische Landung am Fallschirm. Zweimal bereits hat der empfindliche
Hauptspiegel des Sunrise-Teleskops die tollkühne Forschungsreise mit
Sonnenblick unbeschadet überstanden. "Ganz spurlos geht ein solcher Flug an dem
Spiegel aber nicht vorbei", erklärt Sunrise-Projektleiter Dr. Andreas
Lagg vom MPS. Die äußere Schicht aus spiegelndem Aluminium leidet und muss
deshalb vor jedem weiteren Flug erneuert werden.
Teleskopen, die vom Boden aus ins All schauen, geht es nicht anders: Wind und
Wetter setzen auch ihrer dünnen Aluminiumschicht zu. Das Calar-Alto-Observatorium
in der Sierra de los Filabres im Süden Spaniens, welches das Andalusische
Institut für Astrophysik (IAA), ein Partner der Sunrise-Mission,
betreibt, verfügt deshalb über eine eigene Anlage, um Spiegel mit einer neuen
Aluminiumschicht zu versehen. Auch der Sunrise-Spiegel wurde dort nun
auf Vordermann gebracht. "Alles hat wunderbar geklappt", freut sich Dr. Achim
Gandorfer vom Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung (MPS), der zusammen
mit weiteren MPS-Kolleginnen und -Kollegen, vor Ort war. "Der Spiegel ist wieder
so gut wie neu."
Bis das gute Stück erneut abheben darf, wird allerdings noch etwas Zeit
vergehen: Der dritte Flug von Sunrise ist für Juni 2021 geplant. Bis
dahin sind auch die wissenschaftlichen Instrumente, die das Sonnenlicht des
Teleskops nutzen und auswerten, startklar. Sunrise III wird mit drei
Messinstrumenten ausgestattet sein. Diese messen die Magnetfelder an der
Oberfläche der Sonne, untersuchen ihre ultraviolette (UV-)Strahlung sowie ihr
sichtbares Licht bis hin zur nahen Infrarotstrahlung.
"Durch unsere Messinstrumente erhalten wir Informationen aus verschiedenen
Schichten der Sonne", erklärt Missionsleiter Prof. Dr. Sami K. Solanki, Direktor
am MPS. "Mit Sunrise lässt sich die vertikale Schichtstruktur der
Sonnenatmosphäre mit bisher unerreichter Genauigkeit bestimmen", fügt er hinzu.
Neben dem Teleskop selbst trägt das MPS den UV-Spektrographen SUSI, die
Lichtverteileinheit ISLiD und den 320 Terabyte-Datenspeicher an Bord zur Mission
bei.
Ebenso entscheidend für den einzigartigen Blick auf die Sonne ist die
Flughöhe des Observatoriums. "Der Beobachtungsstandort in der Stratosphäre ist
der jedes irdischen Sonnenteleskops überlegen. Und das ohne die immensen Kosten
einer Weltraummission", erklärt Lagg. In der Stratosphäre angekommen hat
Sunrise mehr als 95 Prozent der Atmosphäre unter sich gelassen. Diese
wabernde Luftschicht schluckt einen Großteil der ultravioletten Strahlung von
der Sonne, die Informationen über die äußeren Schichten des Gasballs enthält.
Bodengebundenen Teleskopen steht dieser Teil der Strahlung deshalb nicht zur
Verfügung. Außerdem stören die ständigen Luftbewegungen in der Atmosphäre den
Blick von der Erdoberfläche. Ununterbrochene Beobachtungen über mehrere Stunden
hinweg sind nahezu unmöglich. "Sunrise hingegen hat das Potential zu
verfolgen, wie sich einzelne Strukturen auf der Sonne über einen deutlich
längeren Zeitraum hinweg verändern und entwickeln", so Solanki.
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