Erster Blick auf die Sonne
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung astronews.com
20. Mai 2009
Im nordschwedischen Kiruna hat das Team des Sonnenobservatoriums SUNRISE
einen wichtigen Meilenstein auf den Weg zum Start des Teleskops im Juni
erreicht: SUNRISE blickte erstmals ungeschützt in die Sonne, so dass die
Wissenschaftler nun die Instrumente an Bord kalibrieren können. Getragen von einem
riesigen Helium-Ballon soll SUNRISE etwa fünf Tage lang die Sonne
beobachten.
Die weiße Strebenkonstruktion der Gondel
beherbergt das Teleskop und weitere
wissenschaftliche Instrumente. Unter einem Winkel
von etwa 40 Grad blickt SUNRISE zum ersten Mal in
die Sonne.
Foto:
Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung [Großansicht] |
Das Sonnenobservatorium SUNRISE hat zum ersten Mal die Sonne erblickt. Wenige
Wochen vor ihrem Start hat die Mission, die das Max-Planck-Institut für
Sonnensystemforschung (MPS) in Katlenburg-Lindau leitet, damit einen wichtigen
Meilenstein erreicht. Anfang Juni soll das Sonnenobservatorium von der
europäischen Weltraumbasis ESRANGE im nordschwedischen Kiruna auf seine etwa
fünftägige Reise um den Nordpol aufbrechen (astronews.com berichtete). Getragen
von einem riesigen Helium-Ballon wird SUNRISE unser Zentralgestirn aus 37
Kilometern Höhe betrachten und dabei die magnetischen Strukturen auf der
Sonnenoberfläche mit einer Genauigkeit untersuchen, die nie zuvor erreicht
wurde.
Die Mission SUNRISE ist einzigartig. Denn das Sonnenobservatorium, an dem ein
internationales Team von Wissenschaftlern seit sechs Jahren arbeitet, trägt das
größte Sonnenteleskop, das jemals die Erdoberfläche verlassen hat. Ein
Helium-Ballon, der sich in der oberen Erdatmosphäre auf einen Durchmesser von
ungefähr 130 Metern aufbläht, trägt das zwei Tonnen schwere Instrument auf eine
Höhe von etwa 37 Kilometern. Dort angekommen hat SUNRISE mehr als 95 Prozent der
Erdatmosphäre hinter sich gelassen - und damit ihren störenden Einfluss auf die
Sehschärfe des Teleskops.
Die Wissenschaftler erwarten deshalb, das SUNRISE die fein strukturierte
Oberfläche der Sonne und die Verteilung der Magnetfelder mit einer Auflösung von
bis zu 35 Kilometern sichtbar machen wird. Das ist so, als könnte man aus
Hannover eine Euro-Münze im etwa 100 Kilometer entfernten Katlenburg-Lindau
erkennen. Auf diese Meisterleistung bereitet sich das SUNRISE-Team in Kiruna
seit Anfang April vor. In den vergangenen Wochen konnten die Wissenschaftler das
Teleskop mit den weiteren wissenschaftlichen Instrumenten verbinden, die sein
Licht nutzen werden. Zudem ist die Nutzlast bereits in die Gondel integriert,
die später bei der Flugvorbereitung am Ballon befestigt wird.
Nun ist dem Team ein weiterer entscheidender Schritt gelungen: Durch die Tür
der Halle, in der die Vorbereitungen stattfinden, hat SUNRISE zum ersten Mal
ungeschützt in die Sonne geblickt. "Auf diesen Moment haben wir etwa sechs Jahre
hingearbeitet", freut sich Projektleiter Peter Barthol vom MPS. Einen etwas
vorsichtigeren Blick auf die Sonne hatten die Wissenschaftler bereits einige
Tage zuvor gewagt. Eine Schutzfolie verhinderte, dass das gesamte Sonnenlicht
das Innere des Teleskops erreicht. "Im Teleskop wird das Sonnenlicht wie in
einem Brennglas gebündelt. Unser Brennglas hat einen Durchmesser von einem
Meter. Im Brennpunkt entstehen deshalb sehr hohe Leistungen auf kleinster
Fläche", erklärt Barthol.
Zwar ist SUNRISE mit zahlreichen Mechanismen ausgestattet, die diese Hitze
abführen. Doch wenn das Teleskop nicht genau auf die Sonne ausgerichtet ist und
das Licht deshalb schief einfällt, können diese nicht hundertprozentig greifen.
Komponenten des Teleskops könnten dann buchstäblich in Rauch aufgehen.
Entscheidend ist deshalb, dass sich das Sonnenobservatorium später im Flug
selbstständig und präzise nach der Sonne orientiert. Am Boden funktioniert dies
nun zuverlässig. Dem ersten ungeschützten Blick in die Sonne, dem so genannten
"First Light", stand somit nichts mehr im Wege. In den nächsten Tagen können die
Forscher ihre Instrumente nun erstmals unter realistischen Bedingungen
kalibrieren und prüfen.
Die Mission SUNRISE wird etwa fünf Tage dauern. Auf seiner Reiseflughöhe
angekommen wird das Sonnenobservatorium von Polarwinden erfasst und über den
Nordatlantik, Grönland und Kanada westwärts um den Nordpol getragen. Im Norden
Kanadas soll SUNRISE dann an einem Fallschirm sanft landen. Da der Flug um die
Sommersonnenwende am Polarkreis stattfindet, kann das Sonnenobservatorium unser
Zentralgestrin während des Fluges ununterbrochen beobachten.
Neben dem Teleskop trägt SUNRISE weitere wissenschaftliche Instrumente an
Bord, die die Magnetfelder der Sonne sichtbar machen, sowie ausgeklügelte
Systeme, die in luftiger Höhe das Teleskop optimal justiert halten und das Bild
stabilisieren. Neben dem Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung sind an
der Mission zahlreiche weitere Forschungseinrichtungen beteiligt: das
Kiepenheuer-Institut für Sonnenphysik in Freiburg, das High Altitude
Observatory in Boulder (Colorado), das Instituto de Astrofisica de
Canarias auf Teneriffa, das Lockheed-Martin Solar and Astrophysics
Laboratory in Palo Alto (Kalifornien) und die Columbia Scientific
Ballooning Facility der NASA.
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