Sonnenobservatorium am Ballon
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung astronews.com
26. Januar 2009
Von einem Heliumballon getragen soll das Observatorium
SUNRISE im Sommer detaillierte Beobachtungen der Sonne aus 35 Kilometern Höhe
machen. Auf dem Weg zur Fertigstellung dieses neuen Beobachtungsinstruments
wurde Ende vergangenen Jahres ein wichtiger Meilenstein erreicht: Das Teleskop
kam im Reinraum des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung an.
Das Teleskop für SUNRISE mit (oben) und ohne
Schutzhülle in den Räumen des
Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung
(MPS).
Fotos: MPS
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Zentimeter für Zentimeter hievte der Kran den weißen Container in die Luft,
bugsierte ihn über die Krone eines Baumes hinweg und setzte ihn vorsichtig vor
einem Hintereingang des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung (MPS) ab.
Die Containertüren öffneten sich und zum Vorschein kam ein riesiges Teleskop -
luftdicht in glänzende Folie verpackt. Das Präzisionsinstrument, das
Wissenschaftler und Ingenieure vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung
kurz vor Weihnachten in Empfang nahmen, ist Teil des Sonnenobservatoriums SUNRISE. In
diesem Sommer soll es von einem Ballon aus, der mit Helium gefüllt ist, die
Sonne aus 35 Kilometern Höhe beobachten.
Bis das Teleskop von der europäischen Basis ESRANGE in Nordschweden abheben
kann, müssen die Forscher jedoch noch einige Hürden überwinden. Die Ankunft des
Teleskops in Katlenburg-Lindau war eine davon. Schließlich hat das Instrument
mit etwa vier Metern Länge und einem Gewicht von 350 Kilogramm nicht gerade
Taschenformat. "Allein der Hauptspiegel des Teleskops misst etwa einen Meter im
Durchmesser", sagt Dr. Peter Barthol, SUNRISE-Projektleiter am MPS. "Er wurde in
den vergangenen Monaten in Paris geschliffen, poliert, beschichtet und dann in
München in das Teleskop integriert", erklärt er weiter.
Doch selbst nach seiner Reise im Container durch luftige Höhen ist das
Teleskop noch nicht an seinem Bestimmungsort angekommen: Erst im Reinraum des
Instituts können die Wissenschaftler das Instrument von seiner schützenden Hülle
befreien. Denn selbst das kleinste Stäubchen könnte die empfindliche Optik des
Gerätes verschmutzen und so die Auflösung beeinträchtigen.
Behutsam haben die Wissenschaftler das verpackte Instrument deshalb in die
enge Schleuse zum Reinraum geschoben, wo an den Seiten zwischen Teleskop und
Wänden nur wenige Millimeter Spiel blieben. "Wir haben uns im Vorfeld große
Sorgen gemacht, ob wir wirklich alles richtig berechnet und ausgemessen hatten",
so Barthol. "Doch alles hat reibungslos geklappt."
Das riesige Teleskop ist das Herzstück von SUNRISE - und wird im nächsten
Jahr einen einzigartigen Blick auf die Sonne haben, ungetrübt von Turbulenzen in
der Atmosphäre, die die Bildschärfe bodengebundener Teleskope begrenzen. Denn in
35 Kilometern Höhe hat das "Teleskop am Ballon" etwa 99 Prozent der Luftmassen,
die die Erde umgeben, unter sich gelassen. Zudem kann SUNRISE so auch die
Frequenzen des Sonnenlichts untersuchen, welche die Gase in der Atmosphäre
absorbieren und von der Erde fernhalten.
"Das Teleskop erreicht eine Auflösung von bis zu 35 Kilometern auf der
Sonnenoberfläche", so Barthol. Das ist etwa so, als könnte man aus 100 Metern
Entfernung ein einzelnes Haar erkennen. Eine solch hohe Auflösung ist nötig, um
kleine Strukturen im Magnetfeld der Sonne zu untersuchen. Diese sind unter
anderem verantwortlich für die dunklen Sonnenflecken und die Sonneneruptionen,
bei denen die Sonne riesige Energiemengen in Form von Strahlung und geladenen
Teilchen ins All schleudert.
In den nächsten Wochen bleibt das Teleskop im Reinraum des MPS. Die
Wissenschaftler wollen das Instrument testen und mit den anderen Messgeräten,
die ebenfalls zu SUNRISE gehören, verbinden. Im Frühjahr geht es dann nach
Nordschweden, wo die Forscher ihr "Labor am Ballon" auf seinen Start
vorbereiten.
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