Ausrichtung des Spiegels abgeschlossen
von
Stefan Deiters astronews.com
17. März 2022
Die Inbetriebnahme des James Webb Space Telescope
ist einen weiteren wichtigen Schritt vorangekommen: Die einzelnen Elemente des
großen Hauptspiegels sind ausgerichtet und die Teleskopoptik funktioniert wie
erwartet oder sogar noch besser. Damit kann James Webb nun Licht aus
dem All empfangen und an die Instrumente weiterleiten, die allerdings noch
kalibriert werden müssen.
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Aufnahme des Sterns 2MASS J17554042+6551277. Im Hintergrund
sind zusätzlich noch weit entfernte Galaxien und andere Sterne
zu erkennen.
Bild: NASA [Großansicht] |
Am 11. März hatte das Team des James Webb Space Telescope die
Phase der Inbetriebnahme abgeschlossen, die als "Fine Phasing" bezeichnet wird.
Dabei wurden unter anderem die einzelnen Segmente, aus denen der große
Hauptspiegel von James Webb zusammengesetzt ist, so ausgerichtet, dass
sie tatsächlich wie ein großer Spiegel arbeiten. Auch die weiteren optischen
Elemente des Teleskops wurden überprüft, um sicherzustellen, dass es keinerlei
Probleme gibt, die den Weg des Lichts zu den Instrumenten des Teleskops
beeinflussen könnten.
Obwohl es noch etwas dauern wird, bis Webb schließlich erste
richtige Bilder des Universums liefert, war der Abschluss des "Fine Phasing" ein
wichtiger Meilenstein der Inbetriebnahme des Teleskops. "Vor mehr als 20 Jahren
machte sich das Webb-Team daran, das leistungsstärkste Teleskop zu bauen, das
jemals jemand in den Weltraum gebracht hat, und entwickelte ein kühnes optisches
Design, um die anspruchsvollen wissenschaftlichen Ziele zu erreichen", sagte Thomas Zurbuchen, stellvertretender Administrator der NASA und dort zuständig für die
Wissenschaft. "Heute können wir sagen, dass dieses Design die Erwartungen
erfüllen wird."
Segmentierte Hauptspiegel sind bei Großteleskopen auf der Erde durchaus
üblich, James Webb ist allerdings das erste Teleskop im Weltraum, das
ein solches Design verwendet. Der über sechs Meter durchmessende Hauptspiegel
wäre viel zu groß gewesen, um am Stück in eine Rakete zu passen. Er besteht
daher aus 18 Segmenten und musste für den Start zusammengeklappt werden. Im
Weltraum wurde er dann entfaltet und anschließend jedes Spiegelsegment nanometergenau
so eingestellt, dass die Segmente wie eine einzelne Spiegeloberfläche arbeiten.
"Neben der faszinierenden Wissenschaft, die man mit Webb machen kann,
haben die Teams, die dieses Observatorium entworfen, gebaut, getestet und
gestartet haben und es jetzt betreiben, eine neue Art des Baus von
Weltraumteleskopen entwickelt", unterstreicht Lee Feinberg vom Goddard Space
Flight Center der NASA, der für die optischen Komponenten von Webb
zuständig ist.
Nach der erfolgten Ausrichtung des Teleskopspiegels wurde die
Nahinfrarotkamera auf den Spiegel eingestellt. "Wir haben das Teleskop
vollständig auf einen Stern ausgerichtet und fokussiert, und die Leistung
übertrifft die Spezifikationen. Wir sind gespannt, was dies für die Wissenschaft
bedeutet", sagte Ritva Keski-Kuha vom Goddard Space Flight Center. "Wir wissen jetzt, dass wir das richtige Teleskop gebaut haben." Das so
entstandene und gestern veröffentlichte Bild sollte eigentlich nur den Stern
2MASS J17554042+6551277 korrekt abbilden. Optik und Kamera von Webb
waren aber so empfindlich, dass im Hintergrund schon weitere Sterne und Galaxien
zu erkennen sind.
In den nächsten sechs Wochen werden nun die verbleibenden Schritte zur
Ausrichtung der optischen Elemente abgearbeitet. So müssen alle Instrumente auf
den Spiegel ausgerichtet und in einem letzten Schritt eventuell noch vorhandene
kleinere Positionierungsfehler in den Spiegelsegmenten korrigiert werden. Diese
Arbeiten sollen bis spätestens Anfang Mai abgeschlossen sein. Dann beginnt die
Inbetriebnahme der wissenschaftlichen Instrumente, die etwa zwei Monate in
Anspruch nehmen wird. Erste Bilddaten in voller Auflösung soll es im Sommer
geben.
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