James Webb startet erst 2020
von Stefan Deiters astronews.com
28. März 2018
Eigentlich sollte es schon längst beobachten: das James
Webb Space Telescope. Doch darauf müssen Astronomen nun noch länger warten.
Nachdem der Start bereits mehrfach verschoben wurde, zuletzt von Herbst 2018 auf
Frühjahr 2019, ist auch dieser Termin nicht zu halten. Nun soll es im Frühjahr
2020 so weit sein. Allerdings drohen die Kosten eine wichtige Grenze zu
überschreiten.
Das James Webb Space Telescope soll nun erst
2020 starten.
Bild: NASA [Großansicht] |
Das James Webb Space Telescope entwickelt sich langsam zu einer
unendlichen Geschichte - und einer sehr teuren dazu. Manche dürften an den
Berliner Flughafen denken und sich fragen, ob dieser oder doch vielleicht James
Webb zuerst einsatzfähig sein wird. Ursprünglich hätte der
offizielle Nachfolger des Weltraumteleskops Hubble nämlich schon seit rund zehn Jahren
fertig und im All sein sollen und dies zu Kosten, die weniger als zehn Prozent
des Budget betragen, über das gegenwärtig gesprochen wird.
Zuletzt war der Starttermin für James Webb vom Herbst 2018 auf das Frühjahr
2019 verschoben worden, jetzt hat die NASA mitgeteilt, dass auch dieser Termin
wegen einer Reihe von technischen Schwierigkeiten und "vermeidbaren Fehlern"
nicht zu halten sein wird. Nun ist das Frühjahr 2020 als Starttermin im
Gespräch, die Kosten für das Teleskop drohen allerdings die magische Grenze von
acht Milliarden US-Dollar zu überschreiten, die der US-Kongress dem Projekt
gesetzt hatte. Wenn dies passiert, ist eine erneute Zustimmung des Kongresses
notwendig.
Das James Webb Space Telescope ist zwar der offizielle Nachfolger
des Weltraumteleskops Hubble, allerdings nicht im Sinne eines
verbesserten Hubble-Teleskops. Es wird nämlich andere
Beobachtungsschwerpunkte haben. Das Teleskop und seine Instrumente wurden
besonders auf die Beobachtung im Infraroten ausgelegt sein, um die Strahlung
ferner Galaxien analysieren oder Wolken kosmischen Staubs durchdringen zu
können, die beispielsweise junge Sterne umgeben.
Anders als Hubble wird James Webb nicht auf einer Erdumlaufbahn platziert,
sondern in einem 1,5 Millionen Kilometer von der Umlaufbahn der Erde um die
Sonne entfernten Orbit, dem sogenannten Lagrange-Punkt L2, wo sich die
Schwerkraft der Sonne und der Erde die Waage halten. Das Teleskop und seine
Instrumente werden dort, geschützt durch einen riesigen Sonnenschild von der
Größe eines Tennisplatzes, auf Temperaturen unter -233 Grad Celsius gekühlt und
über einen Zeitraum von bis zu zehn Jahren wissenschaftliche Beobachtungen
vornehmen.
Im Gegensatz zu Hubble werden daher Wartungsmissionen zum
James-Webb-Weltraumteleskop nicht möglich sein. Das
James-Webb-Weltraumteleskop wird über einen segmentierten Hauptspiegel mit einem
Durchmesser von insgesamt 6,5 Metern verfügen, womit ein neuer Größenrekord für
Weltraumteleskope aufgestellt werden dürfte. Dieser Spiegel leitet die
Lichtstrahlen an vier komplexe wissenschaftliche Instrumente weiter.
Die Einzelteile des Teleskops sind inzwischen fertig und wurden auch schon
diversen Tests unterzogen worden. Allerdings stellte sich die Montage des Teleskops zur
Flugkonfiguration als schwieriger heraus, als man das eingeplant hatte, so dass
hier mehr Zeit benötigt wird.
Über das James Webb Space Telescope wird seit mehr als 20 Jahren
gesprochen. Ursprünglich sollte es unter einer Milliarde US-Dollar kosten,
inzwischen sind es - einschließlich der Start- und Betriebskosten über zehn
Milliarden US-Dollar. Darin enthalten sind auch Beiträge der europäischen
Weltraumagentur ESA und der kanadischen Raumfahrtbehörde. Die ESA stellt für den
Start eine Ariane-5-Rakete zur Verfügung.
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