Erste Stippvisite bei Merkur
Redaktion
/ Pressemitteilung des Instituts für Weltraumforschung der ÖAW astronews.com
1. Oktober 2021
Auf der Reise zum Merkur macht die europäisch-japanische
Mission BepiColombo in der kommenden Nacht eine erste Stippvisite beim
sonnennächsten Planeten. Die Sonde wird in einer Entfernung von nur 200
Kilometern an Merkur vorüberfliegen. Nach fünf weiteren Merkurpassagen soll
BepiColombo dann Ende 2025 in einen Orbit einschwenken.
Die Sonde BepiColombo soll in der Nacht auf
den 2. Oktober 2021 an Merkur vorüberfliegen.
Hier eine künstlerische Darstellung.
Bild: ESA/ATG medialab [Großansicht] |
Die europäisch-japanische Raumsonde BepiColombo wird sich in der
Nacht auf den 2. Oktober erstmals ihrem Zielplaneten nähern, um die
Anziehungskraft des Merkurs für eine Bahn- und Geschwindigkeitsänderung zu
nutzen. Nach dem Start im Oktober 2018, flog BepiColombo im April 2020
an der Erde vorbei, bremste im Oktober 2020 und August 2021 zweimal an der Venus
ab und stattet nun erstmals dem Merkur einen Besuch ab. Nach fünf weiteren
Merkur-Vorbeiflügen zwischen Juni 2022 und Januar 2025 wird die Raumsonde im
Dezember 2025 endgültig am Ziel ankommen.
Zum Zeitpunkt der größten Annäherung – am 2. Oktober um 01.34 MESZ – wird
sich BepiColombo bis auf 200 Kilometer an den heißen Planeten
heranwagen. Es ist ein besonderes Datum: An diesem Tag hätte der Namensgeber der
Mission – Giuseppe Colombo – seinen 101. Geburtstag gefeiert. Der italienische
Mathematiker und Astrophysiker war maßgeblich an der Planung der ersten
Merkur-Mission Mariner 10 beteiligt. Durch seine innovativen
Bahnberechnungen hat er die mehrmaligen Vorbeiflüge von Mariner 10 am
Merkur erst ermöglicht.
An der Mission wirken Institute aus Europa und Japan mit, darunter auch
das Institut für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
Das Grazer Institut ist an den Magnetfeldmessgeräten auf beiden Raumsonden – MMO (Magnetosphärischer
Orbiter) und MPO (Planetarer Orbiter) – und am Ionenspektrometer PICAM auf MPO
beteiligt. Beide Magnetometer sind durchgehend
eingeschaltet. Vor allem von MPO-MAG, dessen Sensor am bereits ausgeklappten
Ausleger sitzt, werden interessante Ergebnisse erwartet.
"Zum ersten Mal wird eine
Raumsonde das Merkur-Magnetfeld der südlichen Hemisphäre in niedriger Höhe
messen", so IWF-Direktor Wolfgang Baumjohann. "Damit stehen die bisher
aufgestellten Modelle für das Eigenmagnetfeld des Planeten auf dem Prüfstand."
Auch das Ionenspektrometer PICAM wird während des Merkur-Vorbeiflugs
eingeschaltet, um zum ersten Mal in der extrem dünnen Merkur-Atmosphäre nach
verschiedenen Arten von Ionen zu suchen.
Während des ersten Merkur-Vorbeiflugs ist die wissenschaftliche Nutzlast an
Bord von BepiColombo einer Sonneneinstrahlung ausgesetzt, die um ein Vielfaches
höher als bei der Erde ist. "Dieser Vorbeiflug ist ein erster wirklicher Test,
ob die thermischen Schutzkonzepte für unsere Messgeräte funktionieren",
erläutert auch Teammitglied
Werner Magnes. "Die Sensoren von PICAM und
MPO-MAG wurden extra verspiegelt, damit die
Sensortemperaturen 180 bis 200 Grad Celsius nicht übersteigen."
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