Europas
Merkur-Mission kommt voran
Redaktion /
DLR-Pressemitteilung astronews.com
21. Januar 2008
Die NASA-Sonde Messenger ist vor einer Woche gerade
an ihrem Ziel, dem sonnennächsten Planeten Merkur, vorübergeflogen. Am
Donnerstag dann brachte auch die Europäische Weltraumagentur ESA ihre
Merkur-Mission ein gutes Stück voran: In Friedrichshafen wurde der Vertrag über
die Entwicklungsphase von BepiColombo unterzeichnet. Der Start der
Mission ist für 2013 geplant.
Die europäisch/japanische Mission BepiColombo
soll sich 2013 auf den Weg zum Merkur machen.
Bild: ESA |
Am Donnerstag wurde mit der Vertragsunterzeichnung für die
Entwicklungsphase der Merkur-Mission BepiColombo zwischen der
Europäischen Weltraumorganisation ESA und ihrem Hauptauftragnehmer, der Astrium
GmbH in Friedrichshafen, ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur
Verwirklichung der europäischen Mission zum sonnennächsten Planeten erreicht.
Mit dem Projekt BepiColombo sollen gleich zwei Satelliten zum Merkur
fliegen: Zusammen mit der europäischen Planeten-Sonde startet noch eine
japanische, die die Magnetosphäre des Merkur untersucht. Die Satelliten sollen
2013 mit einer Soyus-Fregat-Rakete von Kourou aus starten und ab 2019
ihr wissenschaftliches Messprogramm in Umlaufbahnen um den Merkur durchführen.
Das Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und
Raumfahrt (DLR) ist wissenschaftlich an der Mission beteiligt.
Die ESA ist verantwortlich für den Start und die Durchführung der Mission des
europäischen Merkur-Orbiters, der den Planeten auf einer polaren Bahn zwischen
400 und 1.500 Kilometern Höhe umrunden wird. Eine besondere technische
Herausforderung für die Satelliten stellt die Sonnennähe dar. In einigen
Bahnabschnitten werden sie zwischen Sonne und der über 400 Grad Celsius heißen
Planetenoberfläche regelrecht "getoastet".
Die ESA hatte Anfang 2006 die Ausschreibung für den Hauptauftrag
veröffentlicht, und daraufhin hatte sich ein Konsortium unter der Führung von
Astrium gegen die starke europäische Konkurrenz durchgesetzt. "Der Erfolg im
Wettbewerb um diese besonders schwierige Mission unterstreicht erneut die hohe
Kompetenz und die Leistungsfähigkeit der deutschen Raumfahrtindustrie im
europäischen Vergleich", erklärt Dr. Walter Döllinger, Programmdirektor der DLR
Raumfahrt-Agentur in Bonn. Die bei BepiColombo gewonnenen Erfahrungen
könnten sich bereits bei der Bewerbung um den nächsten Großauftrag im
ESA-Wissenschaftsprogramm auszahlen. Die Sonnenmission Solar Orbiter
hat vergleichbare Anforderungen an das Thermalsystem und wird voraussichtlich
auf einer ähnlichen Raumplattform aufbauen.
Die wissenschaftlichen Ziele der nach dem italienischen Wissenschaftler
Giuseppe Colombo benannten Merkur-Mission sind die Kartierung der
Oberfläche und ihrer mineralogischen Zusammensetzung sowie die Erforschung des
inneren Aufbaus des Planeten und der Wechselwirkungen des Merkur-Magnetfeldes
mit dem Sonnenwind. Von der Erforschung des sonnennächsten Planeten, der einen
Blick in die früheste Zeit der Planetenentwicklung gestattet, werden aufgrund
des Alters seiner Oberfläche entscheidende Hinweise auf die Entstehung und
Entwicklung unseres Sonnensystems erwartet. Die Fragen nach dem inneren Aufbau
des Merkur und dem Ursprung seines Magnetfeldes sind von entscheidender
Bedeutung für das Verständnis aller erdähnlichen Planeten.
Mit elf Instrumenten auf dem Satelliten der ESA und fünf Instrumenten auf dem
Magnetosphären-Satelliten der japanischen Raumfahrt-Agentur JAXA, darunter
Kamerasysteme, mehrere Spektrometer für verschiedene Energiebereiche und
Wellenlängen, Sonnenwindteilchen-Sensoren und Magnetometer, sollen die
wissenschaftlichen Untersuchungen am Merkur durchgeführt werden.
Aus Deutschland fliegen drei Haupt-Instrumente auf dem ESA-Satelliten zum
Merkur: Das Institut für Planetologie der Universität Münster und das
DLR-Institut für Planetenforschung entwickeln in der DLR-Einrichtung für
Optische Informationssysteme in Berlin-Adlershof das thermische
Infrarot-Spektrometer MERTIS (Mercury Radiometer and Thermal Infrared
Spectrometer). Dieses ermöglicht die mineralogischen Kartierung und
Temperaturbestimmung der Merkur-Oberfläche. MERTIS wird einen einmaligen
Einblick in den inneren Aufbau, die Mineralogie der Oberfläche und die
geologische Entwicklung des gesamten Planeten liefern.
Die Fertigung für den Laser-Höhenmesser BELA (BepiColombo Laser Altimeter)
zur topographischen Kartierung des Merkur wird gemeinsam vom DLR-Institut für
Planetenforschung in Berlin und Wissenschaftlern der Universität Bern geleitet.
"Mit BELA werden wir die Topographie des Planeten genau vermessen können",
erklärt der Leiter des DLR-Instituts für Planetenforschung, Prof. Dr. Tilman
Spohn: "Dadurch lässt sich die Gestalt des Himmelskörpers sehr gut
charakterisieren und beispielsweise auch feststellen, wie groß die
Gezeitendeformation der Gesteinshülle durch die starke Anziehungskraft der nahen
Sonne ist."
An der Technischen Universität Braunschweig wird schließlich das Magnetometer
zur Bestimmung des Merkur-Magnetfeldes und seiner Wechselwirkung mit dem
Sonnenwind entwickelt. Daraus erhoffen sich die Wissenschaftler Rückschlüsse auf
die Quelle des Feldes im Planeten und seine innere Struktur mit einem
verhältnismäßig großen metallischen Kern. Das Max-Planck-Institut für
Sonnensystemforschung in Katlenburg-Lindau wird zu beiden Satelliten je ein
Teilexperiment zur Untersuchung von Sonnenwind- und Magnetosphären-Teilchen
beisteuern.
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