Merkursonde nimmt
Venus ins Visier
von Stefan Deiters astronews.com
5. Juni 2007
Die NASA-Sonde Messenger fliegt heute auf ihrem Weg
zum Merkur an unserem Nachbarplaneten Venus vorüber. Dabei wird die US-Sonde die
europäische Sonde Venus Express bei ihren Beobachtungen unterstützen
und so einen doppelten Blick auf die Venus ermöglichen. Gleichzeitig wird
Messenger durch den Vorüberflug deutlich abgebremst, um so 2011 in einen
Merkur-Orbit einschwenken zu können.
Die Merkursonde Messenger soll heute zusammen
mit Venus Express die Venus beobachten.
Bild: NASA |
Die NASA-Sonde Messenger (Messenger steht für MErcury Surface,
Space ENvironment, GEochemistry, and Ranging) wurde im August 2004
gestartet und hat inzwischen gerade einmal 40 Prozent ihres Weges zum Merkur
zurückgelegt. Bevor Messenger in einen Orbit um den sonnennächsten Planeten
einschwenkt, wird die Sonde nämlich insgesamt 15 Mal die Sonne umkreist haben
und einmal an
der Erde, zweimal an der Venus sowie dreimal an Merkur selbst vorübergeflogen
sein. Der erste Vorüberflug an Merkur ist für Januar 2008 geplant.
Bei ihrem Venus-Vorüberflug wird Messenger unseren Nachbarplaneten
mit einem Abstand von etwas mehr als 300 Kilometern passieren. Durch die
Anziehungskraft der Venus wird Messenger auf Kurs zum Merkur gebracht und die
Geschwindigkeit der Sonde von rund 36 Kilometern pro Sekunde auf knapp 28
Kilometer pro Sekunde verringert.
"Normallerweise machen Raumsonde enge Vorüberflüge an Planeten um schneller
zu werden auf ihrer Reise ins äußere Sonnensystem", erläutert Andy Calloway,
Operations-Manager von Messenger am Applied Physics
Laboratory der Johns Hopkins University. "Messenger
fliegt aber in die andere Richtung und wir müssen die Sonde abbremsen, um sie in
einem Orbit um Merkur zu bekommen."
Für Messenger ist es der zweite Vorüberflug an der Venus. Während der ersten
Passage im Oktober 2006 wurden keinerlei wissenschaftliche Beobachtungen
gemacht. Venus befand sich damals - von der Erde aus gesehen - hinter der Sonne,
so dass es eine zweiwöchige Unterbrechung der Radioverbindung zwischen Messenger
und dem Kontrollzentrum gab. In diesem Jahr sieht es allerdings besser aus: Das
Team wird nahezu alle wissenschaftlichen Geräte der Sonde aktivieren und hofft
so auf neue Erkenntnisse über unseren Nachbarplaneten.
"Während des Vorüberflugs wollen wir verschiedene wissenschaftlichen
Instrumente kalibrieren und außerdem viele der Beobachtungen durchführen, die
wir auch für die Vorüberflüge am Merkur geplant haben", erläutert Sean Solomon
von der Carnegie Institution of Washington und Principal
Investigator von Messenger. Die Wissenschaftler planen, die oberen
Wolkenschichten der Venus im sichtbaren und nahen infraroten Bereich des Lichtes
zu beobachten, um die Bilder mit früher gemachten Aufnahmen vergleichen zu
können. Außerdem sollen Magnetfelder gemessen und geladene Teilchen detektiert
werden, um mehr über das Zusammenspiel von Venus und dem Sonnenwind zu erfahren.
Durch Spektroskopie will das Team etwas über die Zusammensetzung der Atmosphäre
herausfinden. Außerdem will man auf der Nachtseite nach Blitzen suchen.
Bei den Beobachtungen wird Messenger mit der europäischen Sonde Venus Express
zusammenarbeiten, die schon seit einiger Zeit um den Planeten kreist. "Durch die
Koordination und den Vergleich der Messwerte können wir den wissenschaftlichen
Nutzen für beide beide Missionen maximieren und möglicherweise Dinge lernen, auf
die wir alleine gar nicht gestoßen wären", so Ralph McNutt,
Messenger-Wissenschaftler am Applied Physics Laboratory.
Messenger ist die zweite Sonde, die den Merkur ansteuert und die
erste, die auch in einen Orbit um den Planeten einschwenken soll. Mariner 10 ist
1974 und 1975 insgesamt dreimal an Merkur vorübergeflogen und hat dabei rund 45
Prozent der Oberfläche fotografieren können. Messenger soll den Merkur im März
2011 erreichen. Auch die ESA plant in Zusammenarbeit mit Japan eine Mission zum
Merkur: Der Start von BepiColombo ist für August 2013 vom
europäischen Weltraumhafen Kourou in Französisch-Guyana geplant. Nach einer
Flugzeit von sechs Jahren soll BepiColombo im August 2019 sein Ziel
erreichen und mit der umfassenden Erkundung des Merkur beginnen.
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