Der Merkur in drei Dimensionen
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Bern astronews.com
6. Oktober 2016
Im April 2018 soll die europäisch-japanische Mission
BepiColombo zum Merkur starten. An Bord einer der beiden Sonden der Mission
wird sich ein jetzt fertiggestellter Laser-Höhenmesser befinden, der die
Oberfläche des sonnennächsten Planeten abtasten soll. Bei dessen Entwicklung
fühlte sich das Team an der Universität Bern auch von Albert Einstein
inspiriert.
Die europäisch-japanische Mission BepiColombo
soll ab 2024 den sonnennächsten Planeten Merkur
erkunden.
Bild: ESA [Großansicht] |
Seit 2005 wurde das Laser-Altimeter unter der Leitung des Center for
Space and Habitability (CSH) der Universität Bern von einem Forschungsteam
mit Beteiligten aus der Schweiz, Deutschland und Spanien entwickelt. Im April
2018 tritt BELA, das steht für BepiColombo Laser Altimeter, an Bord des
Mercury Planetary Orbiter der europäischen Weltraumagentur ESA seine 80
Millionen Kilometer lange Reise zum Planeten Merkur an. Einmal dort angekommen,
schwenkt BELA in eine Umlaufbahn ein und soll ab 2024 die Topografie des
Planeten aufzeichnen. Gestern wurde BELA an die ESA übergeben.
"Bisher hatten wir dank Kameraaufnahmen 2D-Bilder des Planeten. BELA wurde
geschaffen, um uns die Analyse der dritten Dimension zu ermöglichen", sagt
Co-Projektleiter Nicolas Thomas vom CSH. Mit einem Hochleistungslaser ermittelt
BELA die Distanz zwischen seiner Raumsonde und der Planetenoberfläche.
Dabei werden vom Infrarotlaser kurze Impulse zum Planeten ausgesendet, dort
von der Oberfläche reflektiert und zurück am Orbiter von einem
Ultraleichtgewichts-Teleskop, das in der Schweiz designt wurde, empfangen. So
kann gemessen werden, wie lange der Laserimpuls unterwegs war, und daraus lässt
sich später die Topografie der Planetenoberfläche berechnen. Die Messgenauigkeit
von BELA liegt unter einem Meter auf eine Entfernung von 1000 Kilometern. Thomas
veranschaulicht dies wie folgt: "Das ist, als würde man von Hamburg aus die
Distanz zur Eiger-Nordwand auf einen Meter genau messen".
"Zusammen mit unseren Partnern aus der Industrie in der Schweiz, in
Deutschland und Spanien haben wir es geschafft, ein äußerst präzises
Messinstrument herzustellen", sagt Karsten Seiferlin, der BELA-Projektmanager.
"Auf der Erde sind Laser-Entfernungsmesser heute normal. Doch so ein Gerät
herzustellen, das unter 14 Kilogramm wiegt und Entfernungen von über 1000
Kilometern im Weltall misst, war eine enorme Herausforderung."
Der vom Merkur reflektierte Laserimpuls umfasst nur noch wenige hundert
Photonen und kann deshalb nur von einem hochentwickelten Teleskop erfasst
werden. Die Entwicklung eines solchen Instruments war gerade auch deshalb keine
leichte Aufgabe, weil der Merkur der sonnennächste Planet ist und in seiner
Umlaufbahn Temperaturen von bis zu 200 Grad Celsius herrschen. Als größtes
Problem stellte sich jedoch der enorme Energieverbrauch der Lasers in einem sehr
kurzen Zeitfenster dar: "Wir mussten die üblichen Anforderungen für die Erdung
von Raumfahrtsinstrumenten bei weitem übertreffen", erklärt Thomas.
"An der Entwicklung der Elektronik haben sechs verschiedene Organisationen
zusammengearbeitet. Um das Experiment erfolgreich zu gestalten, mussten wir in
mehreren Fällen völlig neue technische Lösungen finden", berichtet Thomas. "Aber
BELA wird viel dazu beitragen, dass wir den Planeten Merkur in Zukunft besser
verstehen. Für Albert Einstein waren die Erkenntnisse über die Bewegungen des
Merkur enorm wichtig bei der Entwicklung der Relativitätstheorie. Es ist ein
schöner Gedanke, dass die Universität Bern, an der er tätig war, mit diesem
Messinstrument eine führende Rolle bei der Erforschung dieses Planeten
einnimmt."
Die BepiColombo-Mission der europäischen Weltraumagentur ESA besteht
aus zwei Raumfahrzeugen. Der Mercury Planetary Orbiter wird von der ESA
selbst gebaut, der Mercury Magnetospheric Orbiter von der japanischen
Weltraumbehörde JAXA. Beide Orbiter fliegen in einem gekoppelten System zum
Merkur, wo sie sich trennen, um in unterschiedlichen Umlaufbahnen ihre Arbeit
aufzunehmen. Das BepiColombo Laser Altimeter ist eines der
Hauptexperimente an Bord des Mercury Planetary Orbiter.
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