Erster Vorüberflug an der Venus
Redaktion
/ Pressemitteilung des Instituts für Weltraumforschung der ÖAW astronews.com
24. Dezember 2020
Am kommenden Sonntag wird die europäische Sonnensonde
Solar Orbiter der Venus einen kurzen Besuch abstatten. Die Sonde nutzt die
Anziehungskraft des Planeten, um Bahn und Geschwindigkeit anzupassen.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen während der Passage aber auch
Messungen machen. Dabei sind sie besonders an Blitzen in der Atmosphäre
interessiert.
Solar Orbiter soll am Sonntag an der Venus
vorüberfliegen (künstlerische Darstellung).
Bild: ESA/ATG medialab [Großansicht] |
Nach dem Start im Februar stattet die ESA-Raumsonde Solar Orbiter
nun erstmals der Venus einen Besuch ab, um deren Anziehungskraft für eine Bahn-
und Geschwindigkeitsänderung zu nutzen. Für das Grazer Institut für
Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, das an
zwei Messgeräten beteiligt ist, bietet sich – nach dem Vorbeiflug von
BepiColombo im Oktober – eine weitere Gelegenheit, um Daten aus der
Umgebung des Planeten zu sammeln.
Auf ihrer dreieinhalbjährigen Reise zur Sonne muss die Raumsonde Solar
Orbiter mehrmals an Erde und Venus Schwung holen, um ihre endgültige
Umlaufbahn zu erreichen. Der erste von acht Venus-Vorbeiflügen am 27. Dezember
wird Solar Orbiter näher an die Sonne bringen und die Umlaufbahn der
Raumsonde neigen, wodurch sie unseren Stern aus verschiedenen Perspektiven
beobachten kann.
Das Radiowelleninstrument RPW und das Magnetometer MAG, an denen auch das IWF
beteiligt ist, werden eingeschaltet sein, um die Magnetfelder und
Plasmaparameter in Venusnähe aufzuzeichnen. Eines der noch ungeklärten Phänomene
bei Venus ist die Blitzaktivität. Blitze erzeugen sogenannte Whistler-Wellen.
Ein Whistler ist ein niederfrequentes elektromagnetisches Signal, bei dem hohe
Töne langsam abfallen und niedriger werden. Mit einem geeigneten Empfänger, zum
Beispiel einem Transistorradio, können sie direkt in akustische Signale
umgewandelt werden.
"Mit RPW können wir diese Wellen messen und so einen weiteren Hinweis darauf
bekommen, ob es Blitze in der Venusatmosphäre gibt", erklärt IWF-Gruppenleiter
Manfred Steller, der für den RPW-Bordcomputer verantwortlich ist. "Der Flug von
BepiColombo durch den Magnetschweif der Venus, in Regionen die zuvor
noch nie erkundet wurden, hat sehr interessante Aktivitäten in Magnetfelddaten
gezeigt", ergänzt IWF-Wissenschaftler Martin Volwerk. Die Flugbahn von Solar
Orbiter verläuft ähnlich. "Dadurch erwarten wir weitere Ergebnisse aus
diesen noch unerforschten Gebieten im Magnetschweif des Planeten."
Der Solar Orbiter war im Februar gestartet. Ausgerüstet mit zehn
wissenschaftlichen Instrumenten wagt sich die Sonde der europäischen
Raumfahrtagentur ESA in den kommenden Jahren bis auf 42 Millionen Kilometer an
unser Zentralgestirn heran und blickt zudem erstmals auf die Pole des Sterns.
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