Die Solar Orbiter Mission war im Oktober letzten Jahres von der
ESA offiziell beschlossen worden und so war das Treffen auf den
Kanarischen Inseln die erste Gelegenheit für die Wissenschaftsgemeinde,
die Ziele des Projektes zu diskutieren. Wichtigstes Ergebnis dabei war,
dass man den Solar Orbiter nun spätestens im Jahr 2010 starten will und
nicht, wie bislang geplant, 2012. Durch den früheren Start sind bei der
Entwicklung Synergie-Effekte mit Bepi Colombo, der Merkurmission
der ESA, möglich, die 2009 starten soll, sowie mit Sonnenmission anderer
Weltraumorganisationen.
Der Solar Orbiter soll sich der Sonne auf 20 Prozent der
Sonne-Erdentfernung nähern, was aus wissenschaftlicher Sicht interessante
Möglichkeiten eröffnet, aber auch eine technologische Herausforderung
darstellt. Hauptziel der Mission wird es sein, das so genannte
Weltraumwetter zu untersuchen, also den Einfluss des Sonnenwindes, der auf
der Erde für beträchtliche Störungen sorgen kann. "Wenn man die Sonne
wirklich verstehen will, muss man Instrumente zur Verfügung haben, die
gleichzeitig beobachten, aber auch quasi fühlen können, was zu diesem
Zeitpunkt ausströmt," erläutert Richard Harrison vom englischen Rutherford
Appleton Laboratory.
Somit wird es sich beim Solar Orbiter um eine Kombination des
Sonnenobservatoriums SOHO und der Sonnensonde Ulysses handeln: Wie
SOHO soll die Sonde Bilder von der Sonne machen und wie Ulysses Proben aus
der Umgebung der Sonne untersuchen. So soll es möglich werden, Ereignisse
in der Korona der Sonne direkt mit dem Weltraumwetter auf der Erde in
Verbindung zu bringen. Strukturen in der Sonnenkorona wird der Solar Orbiter bis zu einer Größe von minimal 35 Kilometern auflösen können.
Durch mehrere dichte Vorüberflüge an der Venus wird die Sonde in einen
Orbit gelangen, der sie alle 150 Tage einmal um unseren Zentralstern
führt. Dabei wird sie die Polarregionen der Sonne überfliegen, aber auch
andere Bereiche untersuchen können. Die größte Herausforderung für die
Konstrukteure wird es sein, die Sonde vor den hohen Temperaturen und der
extremen Sonnenstrahlung zu schützen. 25mal mehr Sonnenlicht wird im
Vergleich zu einer Sonde im Erdorbit auf die Instrumente des Solar
Orbiter fallen.
Doch dies ist nicht die einzige Herausforderung: So sind erhebliche
Anstrengungen nötig, um die Sonde überhaupt in den gewünschten Orbit um
die Sonne zu bringen. Das soll mit Hilfe von dichten Vorüberflügen an der
Venus und eines neuen solar-elektrischen Antriebs geschehen, der gerade
für die Merkur-Mission der ESA entwickelt wird. Und es gibt noch eine
Herausforderung: Der Solar Orbiter hat als so genannte
Flexi-Mission ein festes finanzielles Budget von 200 Millionen Euro.