Wissenschaftliche Instrumente sind bereit
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung astronews.com
25. Mai 2020
Freude beim Team der europäischen Sonnenmission Solar
Orbiter: Alle wissenschaftlichen Instrumente der im Februar gestarteten
Sonde sind inzwischen aktiviert und getestet worden und alle arbeiten
einwandfrei. Nun müssen sie noch unter Beweis stellen, dass auch der gemeinsame
Blick auf die Sonne wie vorgesehen funktioniert.
Der Solar Orbiter trägt insgesamt zehn
wissenschaftliche Instrumente an Bord. Zu vier
Instrumenten trägt das MPS bei.
Bild: ESA/ATG medialab [Großansicht] |
Seit Anfang Februar ist die ESA-Raumsonde Solar Orbiter auf dem Weg
zu ihrer anvisierten Umlaufbahn um die Sonne. Von dort wird sie mit ihren zehn
wissenschaftlichen Instrumenten einen einzigartigen Blick auf unser
Zentralgestirn genießen. Diese erste Missionsphase ist jedoch mehr als bloße
Anreise, sondern besonders für die beteiligten Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler, Ingenieurinnen und Ingenieure bereits der erste Teil des
Abenteuers. In den vergangenen Wochen und Monaten haben sie alle Instrumente an
Bord nach und nach in Betrieb genommen. Die Bilanz des Max-Planck-Instituts für
Sonnensystemforschung (MPS), das an vier Instrumenten beteiligt ist, fällt
bisher durchweg positiv aus: Alle Systeme funktionieren wie geplant.
Die jüngsten guten Nachrichten kamen vom EUI-Team. Der
Extreme-Ultraviolet Imager hat die Hardware-Tests erfolgreich
abgeschlossen. "Das Instrument besteht aus drei Teleskopen, die eins nach dem
anderen in Betrieb genommen werden mussten. Das war sehr spannend", berichtet
MPS-Wissenschaftler Dr. Udo Schühle, der zum Leitungsteam von EUI gehört, von
den Arbeiten der vergangenen Wochen. EUI liefert Aufnahmen der heißen
Sonnenatmosphäre, der sogenannten Korona, im Sekundentakt. Es kann so schnell
veränderliche Prozesse in dieser Region sichtbar machen.
Ebenfalls auf die Korona blicken zwei weitere Instrumente mit
MPS-Beteiligung. Der Spektrograph SPICE (Spectral Imaging of the Coronal
Environment) spaltet die ultraviolette Strahlung aus dieser Region in ihre
verschiedenen Wellenlängen auf. Der Koronograph Metis liefert Informationen aus
der Übergangsregion zwischen Korona und innerster Heliosphäre. Beide Instrumente
konnten bereits Ende April beweisen, dass sie einwandfrei funktionieren. Dabei
zeigten die Tests unter anderem, dass die besondere Strategie aufgeht, mit der
sich SPICE während des Betriebs vor Überhitzung schützt.
Anders als andere Instrumente lässt SPICE die gesamte Sonnenstrahlung ins
Instrument eintreten. Ein speziell am MPS entwickelter Spiegel erlaubt einem
Großteil der Strahlung, den Spektrographen zu durchqueren ohne ihn aufzuheizen.
Nur ein kleiner Teil wird im Instrument weiterverarbeitet. "Dass der Spiegel wie
geplant funktioniert, ist ein großer Erfolg", freut sich Schühle, der auch zum
SPICE-Team gehört. "Schließlich ist er der gesamten Sonnenstrahlung ausgesetzt
und so besonders anfällig für Beschädigungen durch ultraviolette Strahlung",
fügt er hinzu.
Auch der Koronograph Metis zeigt sich in den Tests von seiner besten Seite.
Vor Kurzem konnte das Team die genaue Position der Blende, welche die
Sonnenscheibe verdeckt und so die weniger hell strahlende Korona sichtbar macht,
optimieren. "Dies ist ein sehr kritischer Schritt", so Dr. Luca Teriaca vom MPS,
der zum Leitungsteam von Metis gehört. Erste, vorläufige Bilder sehen sehr
vielversprechend aus.
Ein wenig Geduld müssen noch die Wissenschaftler aus dem Team um das
Doppelteleskop PHI (Polarimetric and Helioseismic Imager) haben. Das Instrument
wurde unter Leitung des MPS entwickelt und gebaut; auch die derzeitigen Tests
werden am MPS koordiniert. "Die Hardware konnten wir bereits überprüfen und sind
rundum zufrieden", so MPS-Wissenschaftler Dr. Johann Hirzberger, Operations
Scientist von PHI. Um für die kommenden Aufgaben optimal gewappnet zu sein, will
das Team in den nächsten Tagen noch an der wissenschaftlichen Vorauswertung der
Messdaten im Instrument feilen.
Bevor für Solar Orbiter die sogenannte Cruise-Phase mit ersten
kurzen Messkampagnen für die MPS-Instrumente beginnt, stehen in den nächsten
Wochen noch letzte Tests an. Diese sollen zeigen, dass die Instrumente
harmonieren, wenn sie gleichzeitig Messungen durchführen. Der zehnfache Blick
auf die Sonne und ihre Umgebung ist schließlich die besondere Stärke von
Solar Orbiter.
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