Unserer Sonne ganz nah
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Kiel astronews.com
22. Februar 2010
Das wissenschaftliche Planungskomitee der europäischen Weltraumagentur ESA
hat in der vergangenen Woche drei Missionen ausgewählt, von denen zwei im
Jahr 2017 ins All starten könnten. Darunter befindet sich auch der Solar
Orbiter, eine Mission, die unsere Sonne detailliert untersuchen soll.
Beteiligt an der Entwicklung sind auch Wissenschaftler aus Kiel.
Forschungsziel Sonne: Der Solar Orbiter soll
unser Zentralgestirn erkunden.
Bild: ESA, NASA, SOHO/EIT team |
Die Raumsonde Solar Orbiter, an der auch Wissenschaftler der Uni Kiel
mitarbeiten, ist ihrer Verwirklichung einen großen Schritt näher
gekommen. Das wissenschaftliche Planungskomitee der Europäischen
Weltraumorganisation ESA hat Solar Orbiter aus einem Kreis von
sechs Projekten, die um zwei Startmöglichkeiten ins All konkurrieren,
als eines der drei aussichtsreichsten Kandidaten ausgewählt. Bis zum
Sommer 2011, wenn die endgültige Entscheidung fällt, ist die
Finanzierung von Solar Orbiter und seiner Kieler Teilprojekte nun
gesichert.
Die Professoren Robert Wimmer-Schweingruber und Bernd Heber von der
Extraterrestrischen Physik an der CAU freuen sich über die Entscheidung des
ESA-Komitees: "Damit können wir unsere Arbeit an dem Projekt fortsetzen. Das
bedeutet auch, dass mindestens elf Stellen gesichert oder neu geschaffen
werden", so Wimmer-Schweingruber.
Die Kieler Physiker arbeiten eng mit Forschern aus Spanien, Finnland,
Südkorea und den USA zusammen, um ein Teil der Raumsonde, den Energetischen
Partikel-Detektor, zu entwickeln. Er soll die Eigenschaften energiereicher
Teilchen messen. Dazu entwickeln die Wissenschaftler in Kiel drei Instrumente,
die in der Physikwerkstatt gebaut werden. "Wir profitieren hier von den
Fortschritten bei Miniaturisierung, Elektronik und Detektortechnologie", sagt
Wimmer-Schweingruber. "Vor 20 Jahren hätten solche Geräte noch über zehn Kilo
gewogen, heute sind es gerade einmal zwei. Das macht die Mission in dieser Form
erst möglich."
Besonders stolz ist er auf ein Instrument mit der etwas sperrigen englischen
Bezeichnung "Suprathermal Electrons, Ions & Neutrals Instrument" (STEIN): Es
erlaubt erstmals die Messung der im Sonnenwind nur in geringem Umfang
vorhandenen neutralen Atome und eröffnet damit ein völlig neues Fenster der
Sonnenbeobachtung.
Im Falle einer positiven Entscheidung in 2011 soll Solar Orbiter
2017 dann mit einer Trägerrakete der NASA ins All geschossen werden und der
Sonne näher kommen als jede andere Raumsonde zuvor - bis auf etwa ein Viertel
der Entfernung, die zwischen unserem Planeten und unserem Zentralgestirn liegt,
also etwa 40 Millionen Kilometer. Durch die neuartige Gestaltung der Flugbahn
wird es möglich, die der Erde abgewandte Seite der Sonne sowie erstmals auch
ihre Polregionen zu untersuchen.
Da Solar Orbiter sich mit der Sonne dreht, kann ein bestimmter
Bereich auf der Oberfläche über einen längeren Zeitraum ohne Unterbrechung
beobachtet werden. Ziel der Mission ist es, neben der Grundlagenforschung neue
Erkenntnisse über die Aktivitäten des Sternes und ihre Auswirkungen auf unseren
Planeten zu gewinnen. So ließen sich etwa energiereiche Teilchenstürme besser
vorhersagen, die auf der Erde zahlreiche technische Einrichtungen wie Funk und
Satellitenkommunikation stören können.
Außer Solar Orbiter wählte die ESA die Mission PLAnetary
Transits and Oscillations of stars (PLATO) zur Suche nach
extrasolaren Planeten sowie Euclid zur Untersuchung von Dunkler Materie
und Dunkler Energie aus.
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